Ohne Schmerz - Kein Halleluja
lautes, erfreutes „Hey Thomas!“ hören. Wir drehen uns um und sehen einen jungen, breit grinsenden Mann, inmitten mehrerer Pilger sitzen, der uns zuwinkt. „Und Du musst Knud sein“, stellt er fest. Ich muss lachen. „Offenbar bin ich bereits eine Legende.“ Ich verdrehe die Augen in Richtung Thomas. „Sag mal, wie vielen Menschen auf dem Camino hast Du eigentlich mein Kommen angekündigt?“ „Auf dem Weg nach Leon praktisch jedem, dem ich begegnet bin“. Der junge Pilger heißt Mustafa und kommt aus Stuttgart. Außer ihm sitzen da noch zwei Schwedinnen meines Alters und ein älterer Italiener. Wir entschuldigen uns erstmal, um uns einzurichten und frisch zu machen. Außer uns ist noch ein nettes spanisches Ehepaar mit im Zimmer, die als Radpilger unterwegs sind und miteinander breitestes Katalan reden. Ich fühle mich gleich an die Bergdörfer Mallorcas erinnert. Nach einem einfachen Abendessen mit Brot, Käse, Albondigas und Wein schlendern wir durch die Gasse, in der sich die meisten Bars derStadt befinden. Wir treffen Melanie wieder, mit der wir in Leon gefeiert haben und die rothaarige Doris, die Thomas aus der Zeit vor Leon kennt. Die Nacht ist lau, aber der Himmel zieht sich langsam zu. Vermutlich wird’s morgen regnen. Nach einer weiteren Flasche Rotwein aus der Region und zwei Cuarenta y Tres begeben wir uns zu Bett. „Gute Nacht, John-Boy“ sagt Thomas. „Gute Nacht, Mary-Ellen!“
Märchenhafte Pfade auf dem Weg nach Triacastela
8. Etappe
Von Triacastela nach Barbadelo über San Xil (ca. 23km) Ca. 6,5 Stunden inkl. Pausen
Triacastela – San Xil 3,5km, - Montan 7km, - Calvor 13km, - San Mamede 14,5km , – Sarria 17,5km, , - Barbadelo 23km,(insgesamt ca. 300 Höhenmeter Aufstieg und ca. 400 Höhenmeter Abstieg)
Von Triacastela führen 2 Wege nach Barbadelo, der hier beschriebene führt über den Ort San Xil, der andere, 6km längere Weg führt über den Ort Samos (Beschreibung weiter unten).
Von der Albergue Aitzena in Triacastela führt uns der Weg nach links ein kleines Stück über die Strasse, nach zweihundert Metern biegen wir auf eine schmale Strasse rechts ab in Richtung San Xil. Schon bald laufen wir über Waldwege in Richtung San Xil. Bis San Xil geht es immer wieder bergauf, danach wird das Laufen wieder etwas entspannter. Wir passieren mehrere kleine Orte, in Calvor und San Mamede gibt es Herbergen, die Infrastruktur ist bis Sarria sehr dünn gesät, wo es geht, empfiehlt es sich Verpflegung und Wasser aufzunehmen. Immer wieder sehen wir am Wegesrand eigenartige Holzgebäude auf Stelzen, es handelt sich dabei um sogenannte „Horreos“, kleine Kornspeicher, die in ganz Galizien sehr verbreitet sind.
Nach ca. 5 Stunden haben wir Sarria erreicht. Die Stadt existierte bereits in vorrömischer Zeit und wurde im 12. Jh. neu begründet. Sarria ist lebhaft, hat eine Bahnlinie und der Camino führt mitten durch die Altstadt, vorbei an Häusern aus dem 18. Jh. Kurz vor der Rua Maior befindet sich auch ein beliebter Pilgerbedarfsladen, der fast alles bietet, was ein Pilger so braucht, oder glaubt zu brauchen. Auf jeden Fall wird hier, neben Schnickschnack, auch eine Menge Nützliches geboten.
In Sarria lohnt es sich noch eine längere Rast einzulegen. Wir folgen einfach weiter den Pfeilen, vorbei am Kloster Santa Maria Magdalena aus dem 13. Jh. und laufen weiter in Richtung Barbadelo. Nachdem wir einen Bahnübergang passiert haben, laufen wir über schöne Waldwege, stellenweise auch sehr steil bergauf, direkt nach Barbadelo. Die Albergue gleich rechts ist Privat und sehr empfehlenswert.
Der Weg über Samos ist landschaftlich genauso schön wie der über San Xil, bietet aber als Highlight das Kloster, das Monasterio de Samos, das bereits im 5.Jh gegründet wurde und als eines der ältesten christlichen Kloster der Welt gilt. Der Weg von Triacastela führt vom Ortsende links über San Cristovo do Real (ca. ¾ Std.) und über Renche (ca. 6km von Triacastela) nach Samos. Hier gibt es 1 einfache Kirchliche und 2 Private Herbergen. Auch bei dieser Variante gilt es einfach mal wieder den Pfeilen zu folgen. Bei Calvor fließen die beiden Wege wieder zusammen.
Herbergen:
Calvor: Alb. Xunta Gal., 22 Betten, Küche, Abseits gelegen, an Proviant denken
San Mamede: Priv. Alb. Paloma y Lena, 20 Betten; Abendesse/Frühstück, Waschm., Internet
Sarria: Priv. Alb. A Pedra, 15 Betten, Küche, Terrasse; Priv.
Alb. Casa Peltre, 22 Betten, Küche, Waschm./Trockner, Internet; Alb. Xunta Gal., 40
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