Ohne Schmerz - Kein Halleluja
den Weg, wir warten in der Albergue!“ Der Franken-Helmut muss lachen, als ich ihm Thomas Worte wiedergebe. Überhaupt ist der Helmut ein angenehmer Mensch, mit dem es sich schön wandern lässt. Obendrein versteht er was von Wildpflanzen und Kräutern, was ja so unterwegs gar nicht verkehrt ist.
Kurz darauf treffen wir in Villafranca ein. Wir lassen die städtische Albergue rechts liegen, wo sie liegt, winken mal kurz zu ein paar Pilgerinnen herüber, die gerade ihre Wäsche aufhängen und laufen direkt auf die Albergue Ave Fenix zu. Die Albergue liegt direkt neben der Kirche aus dem 12. Jh. Die Atmosphäre ist einmalig. Das absolute Aussteiger-Späthippie-Traveller-Feeling. Ein blonder Hippieengel in indischen Pluderhosen, namens Vera, checkt uns ein und bietet auch gleich die Möglichkeit des Abendessens an, die wir gerne annehmen. Betrieben wird dieser kultige Laden von einem Menschen namens Jésus Arias, der hier auch Postkarten mit seinem Konterfei verkauft und eine nette, schmackhafte Weinauswahl zum Erwerb anbietet. Wasser, Tee und Kaffee kann man sich einfach so nehmen und ist ein Service des Hauses. Ich mag diese Albergue auf Anhieb. Thomas trudelt eine Stunde später ein. Finn und Adriana sehen wir auch noch kurz, die beiden haben unterwegs zwei Spanier kennengelernt, die sie mit dem Wagen mitgenommen haben. Jetzt wollen sie gemeinsam rauf nach Vega fahren. Sicherheitshalber gibt Adriana mir noch ihre Telefonnummer. Man weiß ja nie. Während Thomas sich einrichtet, kümmere ich mich mal um meine Wäsche. Die Waschmaschinen sind herrlich altmodisch, aber sie funktionieren. Nach einer ¾ Stunde ist die Wäsche fertig und ich kämpfe mich durch massenhaft zum Trocknen aufgehängte T-Shirts, Handtücher und eine umfangreiche Kollektion von Damenwäsche, bis ich eine freie Leine für meine Sachen gefunden habe.
Ave Fenix Alberto und Vera
Ich gönne mir ein Bierchen und freue mich aufs Abendessen. Nach dem, recht guten, einfachen Essen sitzen wir noch einige Zeit bunt gemischt beisammen, teilen unsere Weine miteinander, erzählen Geschichten von unterwegs und lernen wieder neue Leute kennen. Da ist der 80jährige Rauschebart, der den Camino zum 5. Mal läuft, der schräge Franzose, den alle nur Ukulele nennen, wegen des Instruments das er mit sich herumschleppt, das kernige bayrische Paar, und die Aufgebrezelte, die mehr Bus fährt als sonst was. Die Aufgebrezelte scheint die Herberge als Kontaktbörse zu verstehen und setzt sich gern in Posen, die vermutlich Flirtbereitschaft demonstrieren sollen. Scheint nicht zu funktionieren. Dann sind da noch die nette kleine Holländerin, die keine Zigaretten drehen kann, Alberto aus Brasilien, der ebenfalls pilgert und hier für ein paar Wochen als Hospitalero aushilft und Vera aus Russland, die seit 12 Jahren in Spanien lebt und immer wieder auf dem Camino unterwegs ist. Mittendrin Thomas und ich. Eventuelle Frühaufsteher, Grubenlampenwichtel und Tütenraschler werden jetzt präventiv vorgewarnt: „Anybody making noise before 06.00 o ´clock, is going to be punished very hard!“ Für den morgigen Tag planen wir die Rucksäcke nach O ´ Cebreiro fahren zu lassen. Der Tag wird hart werden.
6. Etappe
Von Villafranca del Bierzo nach O´ Cebreiro (ca. 28km) Ca. 7 – 9 Stunden inkl. Pausen
Villafranca- Pereje 5,3km - Trabadelo 10km-La Portela de Valcarce 14km, -Ambasmestas 15km– Vega de Valcarce 16,6km,-- Ruitelan 19km,-La Faba 23,8km, --La Laguna 25,5km, - O ´Cebreiro 28km, (bis La Faba 440 Höhenmeter bis O´Cebreiro sind es weitere 390 Höhenmeter Aufstieg)
Der „harte Weg“ der Camino Duro beginnt knapp hinter Villafranca. Kurz hinter dem steinernen Pilgerdenkmal müssen wir uns entscheiden. Es gibt zwei Wege. Auch hier gibt es wieder Pfeile. Der einfachere führt geradeaus, über einen Gehweg neben der Strasse N VI entlang, über den Ort Pereje und vereint sich hinter Trabadelo wieder mit dem Alternativpfad. Die Alternative ist deutlich anstrengender, aber auch landschaftlich schöner. Hinter dem Pilgerdenkmal geht es rechts steil bergauf, danach einfach wie gehabt den Pfeilen folgen. Der schönere Weg verlangt von uns 460 Meter Aufstieg und 380 Meter Abstieg bis Trabadelo, die Variante an der Strasse entlang ist da um einiges leichter und der Tag ist noch nicht vorbei! Ab Ruitelan geht es wieder merklich bergauf. Viele Pilger steigen unterwegs in den Herbergen von La Faba und La Laguna ab, anstatt nach O ´Cebreiro weiterzulaufen. O´Cebreiro ist ein
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