Ohne Schmerz - Kein Halleluja
Ortseingang steht ein Reisebus, etliche Buspilger mit ondulierten Haaren, Sandalen und Einkaufsrucksäckchen schlendern durch das Dörfchen und belagern die Souvenirshops. Dieses Museumsdorf, das bereits seit dem 9.Jh. eines der ältesten Refugien am Jakobsweg bietet, ist zu einer Disneyversion seiner selbst verkommen. Zugegeben, der Ort ist schön, nach wie vor sehr ursprünglich, die Kirche ist sehenswert und die mit Stroh gedeckten Häuschen erinnern sehr an das berühmte gallische Dorf, aber im Gesamteindruck hinterlässt O ´ Cebreiro bei mir einen schalen Nachgeschmack. Ich bin zum Teil in einem Wallfahrtsort aufgewachsen und die teilnahmslosen, desinteressierten Gesichter der Händler, hier in O ´Cebreiro, erinnern mich doch sehr an die Rosenkranz-Dealer aus Kevelaer. Wir machen erst einmal eine halbe Stunde Pause. Vera und Alberto leisten uns Gesellschaft. Wir tauschen Geschichten und Erlebnisse aus. Vera lebt seit 12 Jahren in Barcelona. Seit Jahren geht sie immer wieder gern den Camino und verbringt auch immer wieder Zeit in Finisterre am Atlantik. Meistens lässt sie sich viel Zeit dabei und jobbt unterwegs immer wieder in den Albuerges. Für gewöhnlich ohne Lohn, meistens einfach gegen Unterkunft und Verpflegung. Sie lebt einen sehr alternativen Lebensstil, frei von Zwängen, aber natürlich auch ohne nennenswerte Sicherheit. Alberto, der Brasilianer, ist ein lustiger Vogel. Humorvoll, immer ein Lachen im Gesicht und immer gern ein Weinglas in der Hand. Auch er hat sich für den Camino viel Zeit genommen und unterwegs immer wieder in Albergues gejobbt. Jetzt neigt sich seine Reise dem Ende zu. In einigen Tagen geht sein Flugzeug nach Hause. Wir schnallen uns die Rucksäcke auf den Rücken und verabschieden uns von den beiden. Bis Triacastela werden wir ungefähr 5 Stunden ohne Pause brauchen.
7. Etappe
Von O´ Cebreiro nach Triacastela (ca. 22km) Ca. 6 Stunden inkl. Pausen
O ´Cebreiro - Hospital da Condesa 6km , - Alto do Poio 9km,- Fonfria 14km, - O Biduedo 16,5km , – Triacastela 22km,(bis zum Pass Alto San Roque ca. 120 Höhenmeter, bis zum Pass Alto do Poio sind es ca. weitere 150 Höhenmeter Aufstieg)
Es geht jetzt zum letzten Mal wirklich richtig bergauf und bergab, aber bei weitem nicht so anstrengend wie der Aufstieg nach Foncebadon und nach O ´Cebreiro. Durch verträumte Wälder führt uns der Weg bis zum Pass Alto San Roque, hier steht eine bronzene Pilgerstatue, die sich gegen den Wind stemmt und den Pilger auf das wechselhafte Wetter Galiziens einstimmt. Jetzt folgt ein angenehmer Abstieg bis nach Hospital da Condesa, gefolgt von einer letzten Anstrengung hoch zum Pass Alto do Poio, das letzte Viertel zieht sich steil nach oben, erfreulicherweise wartet oben eine nette Möglichkeit zur Rast. Die letzte harte Herausforderung auf dem Weg nach Santiago ist geschafft. Um uns herum eine wilde und doch liebliche galizische Berglandschaft, überall wächst wilde Heide, die alten Bäume am Weg sind windschief und knorrig.
Unterwegs kommen wir durch nette kleine Dörfer, Landwirtschaft und Viehzucht ist hier weit verbreitet. Die Albergue in Fonfria ist empfehlenswert und auch baulich recht ansehnlich. Nach O Biduedo geht es nun richtig bergab. Unten im Tal lässt sich bereits Triacastela erahnen. In dem kleinen Dorf Ramil lässt es sich im Schatten eines Naturwunders, einer wunderschönen, angeblich 800 Jahre alten Kastanie angenehm verschnaufen. Kurz nach dem Ortseingang von Triacastela liegt die Albergue der Galizischen Landesregierung links auf einer Wiese, die kleine Bar kurz davor lädt zum Erholen ein. Bis zum Ortszentrum sind es dann noch 500 Meter. In Triacastela gibt es insgesamt 5 Herbergen, von denen nicht alle wirklich empfehlenswert sind und auch nicht alle in den üblichen Herbergsverzeichnissen erwähnt werden. Der Ort ist perfekt, um abends auszugehen, nette Bars und Restaurants. Und den einen oder anderen Pilger von Unterwegs trifft man am Abend in einer der Bars bestimmt.
Die alte Kastanie von Ramil
Herbergen:
Hospital da Condesa:: Alb. Xunta Gal., 18 Betten
Alto do Poio:Priv. Alb. Posada del Peregrino, 50 Betten; Küche
Fonfria: Priv. Alb. A Reboleira, 70 Betten, Rest./Bar, Waschm./Trockner, Zeltplatz
Biduedo: Priv. Alb., 15 Betten
Triacastela: Alb. Xunta Gal., 80 Betten, Zeltplatz, Waschm.; Priv. Alb. Complexo Xacobeo, 32 Betten, Küche, Waschm., Internet, Garten; Priv. Alb. Aitzena, 44 Betten,Küche, Waschm., Internet, geräumig, schöne Duschen, netter
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