Ohne Schmerz - Kein Halleluja
nur der drittwichtigste Wallfahrtsort der Christenheit, nach Jerusalem und Rom. Santiago ist eine lebendige, quirlige Universitätsstadt, in der Geschichte und das alltägliche Leben der Moderne Hand in Hand gehen. Die Ursprünge der Stadt gehen bereits auf die Römer im 1.Jh.zurück. Santiago wurde im 11.Jh. zu dem bedeutenden Wallfahrtsort, der es bisheute ist. Und auch die Universität, gegründet 1501, blickt auf eine lange Geschichte zurück.
Reisetagebuch, 23. Mai 2012
Santiago de Compostela
05.30h. Mein Handy weckt mich. Blöderweise ist es mir aber heruntergefallen, von meinem Stockbett, und es dauert etwas bis ich es gefunden habe. Also habe ich es an meinem letzten Tag in einer Herberge auch endlich mal geschafft alle zu wecken. Die stellvertretende Rache an allen Frühaufstehern, die mich in den letzten 11 Tagen immer so genervt haben! Meinen Rucksack habe ich schnell gepackt, kurz frisch gemacht und ich stehe Punkt sechs vor der Herberge. Tracy und Jihae laufen kichernd an mir vorbei. Sie wollen sich den Sonnenaufgang oben am Denkmal von Monte do Gozo anschauen. Ich winke ihnen zu. „See you in Santiago!“ Ib, der Däne, steht ebenfalls wanderbereit vor der Tür. So laufen wir denn zu zweit, in einem ruhigen Tempo, auf den letzten 5 Kilometern dem Ziel der Reise entgegen. Der Kathedrale von Santiago. Der Sonnenaufgang ist leider nicht so umwerfend wie erhofft. Der Weg durch die Vorstadt von Santiago zieht sich etwas, aber dann tauchen die ersten Schilderauf, die Kathedrale und Altstadt ankündigen. Die moderne Stadtplanung weicht jetzt mehr und mehr mittelalterlicher Architektur. Rechts von uns liegt ein wunderschönes Gebäude, das sich als Teil der Universität herausstellt. Durch einen großen Torbogen treten wir auf die Praza do Obradoiro. Die beeindruckenden Türme sind in ein goldenes Morgenlicht getaucht. Außer uns ist noch kein Mensch auf der Plaza. Nun gut, kein Hosianna, kein Esel, keine palmwedelnden Jungfrauen, aber dennoch ein wunderschöner, stiller Empfang.
Die Kathedrale im Morgenlicht. 23.Mai.2012, 07.30h
Morgens um 07.30h vor der Kathedrale
Vor dem Pilgerbüro um kurz vor 09.00h
Das Pilgerbüro öffnet erst um 09.00h, wir haben also Zeit für ein kleines Frühstück. Die drei Mädchen vom Camino del Norte, die gerade auch eingetroffen sind, gehen mit uns auf die Suche nach einem Cafe oder einer Bar. Ein paar Gassen weiter werden wir fündig. Mir ist nach Sekt zumute, den der Wirt leider nicht hat. Egal. Weißwein tut´s auch. Die Croissants sind frisch und noch warm. Gerade eben vom Bäcker gebracht worden. Ich fühle mich großartig. Mein Hirn schwimmt in Endorphinen und ein unbeschreibliches Glücksgefühl erfüllt mich. Ein Gefühl das noch den ganzen Tag anhalten wird. Den drei Mädchen und Ib geht es genauso. Wir sehen uns an und ein Lächeln liegt auf unseren Gesichtern. Ein Lächeln, das wir bei jedem, der hier heute ankommt, bemerken werden. Um 08.40h sitzen wir vor dem Pilgerbüro und warten darauf, dass sich um 09.00h die Tür öffnet. Mit uns warten noch ein paar andere, darunter auch die beiden alten Koreaner, die ich zum ersten Mal in Villafranca gesehen habe. Als sich die Tür öffnet, wächst die Schlange der wartenden Pilger rasch an. Nach einer kurzen Wartezeit kann ich endlich meine Compostela in Empfang nehmen, die mir bescheinigt, den Weg von Leon bis Santiago als Pilger zu Fuß gegangen zu sein. Meinen Vornamen haben sie zwar falsch geschrieben, aber das stört mich nicht. Ich sehe es als ein Zeichen nicht übermütig zu werden und mein Erfolgserlebnis nicht über die anderen wichtigen Dinge, die der Weg mir gebracht hat, zu stellen. In den Gesichtern der Wartenden sehe ich nichts als Lächeln. Mit der Compostela in der Hand und dem Rucksack auf dem Rücken mache ich mich auf den Weg, mir ein nettes, kleines Hotel in der Nähe zu suchen. Fürs erste ist mal Schluss mit Herbergen. Jemand zupft an meinem Rucksack.
Thomas strahlt mich an. „Na? Haben sie dich heilig gesprochen?“ Wir werden uns später vor der Kathedrale treffen. Jetzt brauche ich erst einmal eine Unterkunft. Gleich um die Ecke werde ich fündig. Das Hotel Barbantes Libradón ist klein, gepflegt und bietet mir ein hübsches Einzelzimmer für gerade mal 45.- Euro an. Die Lage ist fantastisch. Mitten in der Altstadt, einen Katzensprung vom Pilgerbüro und der Kathedrale entfernt. An der Rezeption lasse ich mir den Weg zur nächsten Zara Filiale erklären. Ein paar zivilisierte Klamotten sind
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