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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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sonst
hätte die Firma Malinger keinerlei Gehälter auszahlen können. Bereits am
Samstag vor einer Woche war jede verfügbare und verwendbare Führungsperson in
der Firma und versuchte zu retten, was zu retten war. Die Feuerwehr war noch
auf dem Werksgelände, als schon jeder Abteilungsleiter in seinem jeweiligen
Bereich anpackte und versuchte, so viel als irgend möglich auf Basis von
halbwegs aktuellen Ausdrucken oder Ablagen in Papierform gangbar zu machen und
irgendwie einen manuellen Arbeitsprozess zu managen. Jeder wusste, es geht um
das nackte Überleben der Firma. Diese totale Abhängigkeit einer jederzeit
verfügbaren IT war einfach unglaublich! Eine Katastrophe dieser Art konnte ein
Produktionsunternehmen ganz locker binnen einer Woche in den wirtschaftlichen
Ruin treiben. Hätte dieser junge Santa Cruz nicht dieses geniale Hochverfügbarkeitskonzept
mit „mehrfacher Reißleine“ für die firmenrelevanten Daten durchgesetzt und
somit aktuelle Datenspiegelungen auf die Rechenzentren in Spanien und
Schottland verteilt, gäbe es die Malinger Autoteile GmbH wahrscheinlich Mitte
Mai nicht mehr als Firma. Diese ausgelagerten, aktuellen Datenbestände waren
schlichtweg die Rettung für die Firma! Bereits am Montag lieferten mehrere
Hardwarehersteller – IBM, Fujitsu, HP, Sun und auch Dell – man
musste kaufen und ausleihen, wo immer entsprechende Server oder Blades sofort
verfügbar waren.
    Montag nachts stand schon
wieder ein notdürftiges Rechenzentrum in einem der Bürocontainer innerhalb
einer Fertigungshalle. Am Dienstag Nachmittag waren Lager und die
Frachtabteilung schon wieder leidlich arbeitsfähig und die Fertigung begann
wieder langsam anzulaufen, zumindest mit Produktions- und Terminplanung. Am
Freitag war die Firma im Grunde schon wieder funktionsfähig und sogar
Marketing, Werkstoffentwicklung und Zeiterfassung waren wieder einsatzbereit.
Es war noch weit weg von „perfekt“, aber man konnte wieder arbeiten. Das war
eine unglaubliche Leistung! Zumal die Nummer Eins aus der IT-Abteilung, Franz
Korber, tot, die Nummer Zwei in Deutschland, Giovanni Paul Davide Santa Cruz,
schwer verletzt und noch im Wachkoma und die Nummer Drei in Deutschland,
Sebastian Meyer, auch tot war. Die restliche deutsche Mannschaft aus der IT lag
mehr oder weniger schwer verletzt im Krankenhaus.
    Die IT Kollegen aus
Spanien und Schottland sprangen ein und vollbrachten fast Wunder. Das Top
Management hatte natürlich viele der höchsten Zugriffsrechte, aber einige
Bereiche innerhalb der Speichersysteme hatte Franz Korber für niemanden außer
für sich selbst, vielleicht noch für Santa Cruz, zugänglich gemacht. Hinzu kam,
dass zwar Zugriffsrechte bestanden, aber dies bedeutete nicht gleich, dass sie
auch vom Management bedient werden konnten. Das Management war extrem ungeübt
im Umgang mit diversen Softwareprogrammen. Dafür gab es ja immer die
Spezialisten!
    Die detaillierten Verzeichnisse
der Zugriffscodes waren auch Teil der Zerstörung im deutschen Rechenzentrum. Es
gab keine Sicherungskopie davon. Zumindest wusste niemand wo. Dr. Drager war
physisch vollkommen am Ende. Sie hatten alle, jeder für sich, fast
übermenschlichen Einsatz gebracht. Aber am Meisten wunderte es sie, wie ihr
Onkel Joseph Malinger dies in seinem Alter durchhalten konnte. Joseph schien
überall gleichzeitig zu sein und behielt den Überblick, dirigierte hier, wies
dort an, autorisierte dies und entschied das. Er war einfach unglaublich!
Elisabeth hatte den Eindruck, Joseph hatte die vergangenen acht Tage gar nicht
geschlafen.
    Unglaublichen Einsatz
erbrachte auch der Geschäftsleitungskollege Dr. Andreas Hildebrandt, im Hause
Malinger zuständig für die gesamte interne Organisation, wozu auch die
Informationstechnologie, Buchhaltung und mit etwas Fantasie eventuell sogar das
Personalwesen der deutschen und ausländischen Tochterfirmen gehörten. Das
Finanzwesen des Konzerns unterstand ihm nicht. Er arbeitete verbissen, als ob
sein Leben von der Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs abhinge.
    Elisabeth Drager hatte
ihn vor über sechs Jahren in die Firma Malinger gebracht. Sie mochte ihn nicht
und schämte sich dafür. Denn, Andreas Hildebrandt war ihr Cousin aus der
Verwandtschaftslinie väterlicherseits. Er war der Sohn einer Schwester ihres
Vaters – deshalb der andere Nachname. Andreas Hildebrandt war elf Jahre älter
als sie und hatte sich diese Position damals durch eine Gefälligkeit erzwungen,
die er Elisabeth zuerst aufgedrängt

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