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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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Prosa konnte einer zarten Seele die Tränen der Rührung in die Augen
treiben: „, FB, tx 4 yr great work, JP“ (FB, Danke für Deine großartige Arbeit,
JP). Die Antwort kam prompt und unterbot alle bisherigen Mails nicht nur an
Überschwang, sondern auch an Buchstaben – es waren genau zwei Buchstaben: „np“
(= no problem – dies stand für „gern geschehen“).
    Ja, ja es war ein echtes
Vergnügen, mit FATBOY lange und ausführliche E-Mails auszutauschen! Aber nun
genug der Herzlichkeiten, es war ein anstrengender Tag, Zeit zum Schlafen! Die
Kripo München arbeitete an diesen Fall auch am Wochenende. Wenngleich mit etwas
verringerter Mannschaft, aber dennoch – in ein paar wenigen Stunden war der gut
gelaunte Holzner wieder da...

12. April 2010 , Prag, Tschechische Rupublik
     
    Anna Katarina Youl war nun seit gut
einem Monat Witwe. Ihr Mann Fiodr Youl war in volltrunkenem Zustand von einem
LKW überfahren worden. Anna war entsetzt, aber nicht allzu traurig. Sie und
Fiodr hatten sich die letzten zehn Jahren stark entfremdet und keine gute Ehe
mehr geführt. Zur Beerdigung von Fiodr kamen viele Trauergäste, da Fiodrs Firma
einer der größten Arbeitgeber in der Gemeinde war. Außerdem war es Brauch, die
Trauergemeinde nach der Beisetzung zu bewirten und ein warmes Gratis-Essen war
so Manchem im Ort Motivation genug um einer Beerdigung beizuwohnen. Aber so
richtige Trauer konnte Anna nicht auf den Gesichtern der Trauergemeinde
erkennen. Fiodr hatte eigentlich keine Freunde vor Ort. Die meisten sahen in
ihm nur ein Kapitalistenschwein, das ihre Arbeitskraft ausbeutete und miserable
Gehälter für gute Arbeit zahlte. Und das war auch Annas Meinung von ihrem
verstorbenen Mann. Sie war eine religiöse Frau und mochte diesen brutalen
Arbeitgeber und Menschenausnutzer Fiodr Youl nicht.
    Nach der Beerdigung war
Anna zunächst rat- und ein bisschen hilflos. Sie war es nicht gewohnt, sich um
finanzielle oder geschäftliche Angelegenheiten zu kümmern und hatte keine
Ahnung, über wie viel Geld sie nun verfügte. Sie und ihre beiden Töchter waren
laut Testament Alleinerbinnen und besaßen nun die große Villa, die vier Autos
und einen Bargeldbetrag von gut 200.000,- Euro bei zwei Banken in Prag.
Zusätzlich wusste Anna noch von irgendeinem Schweizer Konto, wo Fiodr wohl
Schwarzgeld außer Landes geschafft hatte. Aber die Kontodaten hatte sie noch
nicht gesucht und somit auch nicht gefunden. Anna wollte nur weg aus ihrem
Wohnort. Sie überlegte, die Villa, die 26% Firmenanteile und zwei der großen
Autos zu verkaufen und sich damit eventuell nahe ihrer Schwester in Wien ein
neues Leben aufzubauen. Sie war gerade damit beschäftigt, die Unterlagen ihres
Mannes zu sortieren, als das Telefon schellte. Das Hausmädchen meldete eine
Dame von einer Versicherung. Anna war nicht motiviert, das Telefonat anzunehmen
und war komplett überrascht von einer Lebensversicherung von Fiodr zu erfahren,
einer sehr, sehr hohen Lebensversicherung. Zwei Millionen Euro für sie und jede
ihrer beiden Töchter! Das machte Fiodr sofort im Nachhinein sehr viel
liebenswerter als er es zu Lebzeiten jemals gewesen war.
    Der gleiche Tag brachte
allerdings noch eine große Überraschung! Annas Wunsch wegzuziehen und sich ein
neues Leben in Österreich aufzubauen, war nun viel konkreter und realisierbarer
als noch am Vormittag dieses Frühlingstages. Jetzt wollte sie genau wissen, wie
viel Kapital sie für ihr neues Leben wirklich zur Verfügung hatte. Sie wollte
sich bei dem Anwalt der Firma ihres Mannes erkundigen, wie viel seine
Firmenanteile wert sein könnten und ob es eventuell einen Interessenten dafür
gäbe. Sie traute ihren Ohren nicht, als sie erfuhr, dass ihr Mann seine
gesamten Firmenanteile an seinem Todestag an seine Partner verkauft hatte. Das
Geld dafür sei auf sein Schweizer Konto überwiesen worden.
    Nun gut „Der Herr hat´s
gegeben, der Herr hat´s genommen.“ Jedenfalls ein guter Grund, nun konkret nach
den Kontodaten der Schweizer Bank zu suchen. Anna durchstöberte nun auch die
größtenteils noch ungeöffnete Post ihres Mannes. Dabei fiel ihr ein großer,
brauner Umschlag mit der Absenderadresse des Firmenanwaltes auf. Es war die
unterzeichnete Vertragskopie zum Verkauf der tschechischen Firma. Anna überflog
den Inhalt des Vertrages mit einer gewissen Neugier und blieb mit ihren Augen
auf der letzten Seite, bei der Unterschrift ihres Mannes unvermittelt hängen.
„Fiodr, Du verdammter, schlauer Scheißkerl!“ sagte

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