Ohne Skrupel
sie zu sich selbst und brach
in ein hysterisches Lachen aus. Dies war eindeutig Fiodr Youls Handschrift und
von den Anwälten und Partnern rechtsgültig gegengezeichnet worden. Fiodr hatte
so ein typisches „F“ für seine Unterschrift und sein „Y“ vom Nachnamen war auch
ganz markant.
Aber, anstatt der
Unterschrift stand auf diesem Vertragsdokument eindeutig:
(Fuck You!)
Prag, 08.03.2010:
„Der Herr hat´s gegeben,
der Herr hat‘s genommen ... und der Herr hat’s wieder zurückgegeben ...“
München, 13. April
2010, spät abends
JP hatte diesen Arbeitstag völlig
entspannt verbracht! Das vergangene Wochenende mit seinen Zwillingsschwestern
hatte ihm gut getan. Er schöpfte immer viel Kraft aus seiner Familie und die
beiden „Zwillingsbiester“, wie er sie gerne neckte, liebte er ganz besonders.
Er war tagsüber so entspannt, dass er das kurze, ihn durchaus neugierig
machende Telefonat vom Heimweg aus Italien mit seinem Schulfreund Babtiste
Lucard schon wieder völlig vergessen hatte. Für den Abend hätte JP sehr gerne
ein bisschen weibliche Gesellschaft und Schmusesex gehabt, aber keine seiner
Münchner Flammen hatte im Moment auch nur das geringste Interesse an ihm, weder
an seiner Nähe und noch an seiner Gesellschaft. Seine Kumpels hatten alle was
anderes vor, im Kino lief gerade nichts Besonderes und das Fernsehprogramm gab
auch nicht viel her. Die Datenauswertung der gesammelten Malinger Daten wollte
ihn im Moment gar nicht interessieren und so beschloss er lustlos eine
Kleinigkeit zu essen und mal ausnahmsweise früh ins Bett zu gehen.
So gegen 23:00 Uhr
schreckte er durch das aufdringliche Läuten seines Telefons hoch und ging
völlig schlaftrunken an den Apparat. „JP, habe ich Dich geweckt! Excuse moi,
mon amie ! C`est moi – Babiste! Aufwachen! Du Schlafmütze! Wir waren
jetzt zum Telefonieren verabredet! Ich bin in Los Angeles und habe diese Zeit
nur für Dich geblockt!“ „Mensch, Babtiste! Sorry, ich war so müde und bin
eingeschlafen. Ich war am Wochenende mit den Zwillingen in Italien und Du weißt
ja, wie anstrengend meine lieben Schwestern sind. Aber Du hast natürlich recht,
wir waren für jetzt verabredet! Du hast was rausgefunden?“ JP ging dabei zum
Kühlschrank und holte sich eine angebrochene Flasche Weißwein, Gelber
Muskateller vom Weingut Melcher aus der südlichen Steiermark, ein wunderbarer,
trockener Tropfen! Damit war JP gut gerüstet für ein langes Telefonat.
Babtiste sprudelte nur so
aus sich heraus. Im Grunde war er voll der Hochachtung vor dieser Skrupellosigkeit
und zog seinen imaginären Hut vor diesem Gaunerstück, wenngleich er ansonsten
kein Freund von illegalen Praktiken war. JP war nun jedenfalls hellwach, aber
er konnte nicht behaupten, dass er alles verstand, was ihm sein Freund
erzählte. Die Details überstiegen seine fachlichen Kenntnisse kommerzieller
Zusammenhänge in einer Firma. Aber der Kern der Sache war folgender: Die Firma
Malinger beschäftigte auf alle Tochterfirmen verteilt insgesamt 4.289 Personen.
Durch geschickte Datenmodulation und Umbuchungen wurden an Sozialabgaben,
Krankenkassen und Steuern konzernweit aber nur 4.138 Personen, d. h. 3,5%
weniger als tatsächlich vorhanden, abgerechnet. In Deutschland wurden anstatt
3.098 Personen nur 2.990 abgerechnet. Konzernweit wurden somit jeden Monat die
Sozialabgaben, Steuern und Krankenkassenbeiträge von 150 Personen vorsätzlich
unterschlagen!
Diese Abgaben für diese
Personen wurden vom Unternehmen Malinger allerdings in bestem Wissen
überwiesen, allerdings landeten die Gelder nicht auf den vorgesehenen Konten,
sondern auf irgendwelchen Scheinkonten. Dort verschwanden sie dann nach
mehrmaligem Umbuchen und diversen Transfers. Im Klartext hieß das: Wer immer
Malinger mit dem Verkauf geklauter Ware schadete, hatte noch eine zusätzliche,
regelmäßige Einnahmequelle: Veruntreuung von Steuergeldern und Sozialabgaben
von 3,5% der Mitarbeiterlohnkosten! Da kommen schon ein paar fette Milliönchen
zusammen über die Jahre! JP überschlug grob im Kopf: bei 1.000,- Euro / Person
/ Monat und 150 beteiligten Personen, dann waren das 150.000,- Euro
unterschlagene Gelder pro Monat, aber Babtiste korrigierte ihn, dass das viel
zu niedrig berechnet sei. Da eine lückenlose Komplizenschaft zwischen
Firmen-Management und externer Wirtschaftsprüfung bestand, war die Gefahr
entdeckt und entlarvt zu werden eher gering. Vielleicht durch eine Buchprüfung,
aber selbst da fiel es kaum auf.
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