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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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gewaltigen Druck auf die Diebesbande
auszuüben. JP und FATBOY würden diese Gangster dort packen, wo es sie am
meisten schmerzte – direkt an den Cochones (Eiern), wie die Argentinier
so schön sagten. Da sich hier alles ums Geld drehte, würden sie genau da
ansetzen und zudrücken, dass das Jaulen furchtbar und der Schmerz unerträglich
für die Beteiligten werden würde.
    JP hatte viel erreicht in
den vergangenen Tagen, zu viel für seinen persönlichen Geschmack. Seine
zypriotische Firma Lucky Eagle Ltd . wurde nur nach
Dienstleitsungs-Manntagen bezahlt und das Limit waren vorerst drei Wochen, also
2 x 21 Manntage. JP wollte aber möglichst mehr als „nur“ dieses Kontingent
berechnen. Es war für ihn nicht akzeptabel, eventuell früher als vereinbart
fertig zu werden. Mosche Heiligenschein machte nicht besondere Fortschritte.
Das Knacken der Archive von Franz Korber war OK, aber sonst war FATBOY einfach
zu schnell mit seinen Resultaten. Er recherchierte zu umfassend und vor allem
zu schnell. JP musste künstlich die Bremse ziehen, sonst wäre der Fall zu
schnell gelöst....
    So, das war wieder ein
arbeitsreicher und auch erfolgreicher Samstag. Es tat gut, einen so großen
Schritt weitergekommen zu sein, aber er würde sein Resümee über Angus McGregor
erst am Montag abliefern. Morgen war Sonntag und da wollte sich JP ein bisschen
Ruhe gönnen und nur so tun, als ob er das Dossier zusammenstellen würde. Warum
sollte er jemandem sagen, dass dies alles schon fertig war.
    Für heute war es gut –
genug ist genug.

Prag, 16. April 2010
     
    Anna Katarina Youl hatte sich morgens
ihre edelsten Kleider aus dem Schrank gesucht und ein bisschen Rouge und
dezenten Lippenstift aufgetragen. Nun schmückte sie sich mit ihrem teuersten
Schmuck für Finger, Arme und Hals. Dann noch etwas von dem guten Parfüm und
schon war sie bereit für diesen Tag. Sie war schon lange nicht mehr tagsüber
derart herausgeputzt aus dem Haus gegangen. Beide Töchter, Ilena und Brigitta,
trugen auch ihre feinsten Garderobe und warteten im Wohnzimmer auf ihre Mutter.
Dies war ein wichtiger Tag für die Familie Youl und man unternahm
gemeinschaftlich einen Ausflug nach Prag. Das Ziel war eine sehr noble und
teure Adresse mitten im Zentrum.
            Grund für den
Familienausflug: ein Beratungsgespräch.
            Die Damen Youl hatten einen
Termin mit Dr. Alexander Dolcon. Beruf: Anwalt. Dr. Dolcon hatte den Ruf, der
erfolgreichste Anwalt der Stadt zu sein. Er war berühmt-berüchtigt vor Gericht
und extrem erfolgreich für seine jeweiligen Auftraggeber. Er war der schiere
Horror für jeden Staatsanwalt oder Richter und der absolute Messias für seine
Klienten. Es gab zahlreiche bekannte Persönlichkeiten in der tschechischen
Republik, die sich schon von Dr. Dolcon vor Gericht hatten vertreten lassen.
Dies sorgte immer für viel Publicity und damit war Dr. Alexander Dolcon eine
Berühmtheit. Dies hatte natürlich zur Folge, dass die Stundensätze von
Rechtsanwalt Dolcon bis zum fünffachen über dem von anderen Anwälten lagen.
Aber die Familie Youl konnte es sich leisten. Es ging für sie um sehr viel Geld
und sie wollten nur den Besten der Besten für ihre Belange engagieren.
    Die Damen Youl stellten
bereits im Foyer fest, dass sie absolut passend für diesen Termin gekleidet
waren. Die Mitarbeiterin hinter der Rezeption und die Sekretärin im Vorzimmer
des Staranwaltes trugen jeweils zumindest genauso teure Kleider und Schmuck wie
die drei Land-Grazien. Auffallend war nur, dass die teuren Kleidungsstücke an
den beiden Angestellten des Anwaltes sehr viel vorteilhafter zur Geltung kamen
als an den drei rundlichen Youl-Frauen. Ein „Kartoffelsack im Kostüm“ sieht
immer noch aus wie ein „Kartoffelsack im Kostüm“, wohingegen eine Lady im
Kartoffelsack durchaus noch aussieht wie eine Lady.
    Dr. Alexander Dolcon saß
an seinem riesigen Schreibtisch mit seinem protzigen goldenen Montblanc Füllern
und ledernen Ablageschalen. Er wippte auf seinem sündhaft teuren Ledersessel
und blickte in Richtung Eingangstür. Sein Blick war interessiert-neugierig,
aber auch abschätzend. Sein riesiges Altbaubüro mit den üppigen Stuckdecken gab
ihm genug Distanz und Zeit, um sich eine Vorstellung von diesen drei Damen an
der Tür zu machen. Er war Meister im Abschätzen von Situationen und machte sich
meist ein sehr klares und zutreffendes Bild von seinem Gegenüber, bevor das
erste Wort gesprochen wurde. Diese drei fülligen Damen, die

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