Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
Vom Netzwerk:
unzähligen
Sommersprossen im Gesicht fiel er nicht weiter auf. JP kannte ihn nicht
besonders gut und hatte ihn nur ein paar Mal im Werk in Schottland oder in der
Zentrale in München gesehen, aber kaum mit ihm gesprochen. Somit hatte JP auch
keine Meinung oder spezielle Sympathien bzw. Antipathien zur Person des
Finanzdirektors.
    Auf den ersten Blick
erschien die Vitae von McGregor grundnormal und solide: Studium der Physik,
Promotion Summa Cum Laude in London, diverse Anstellungen als Physiker
und wissenschaftlicher Leiter. Plötzlicher Wechsel in das Management der Firma
Malinger Holding (im Jahr seiner Heirat), seit sechs Jahren verantwortlich für
das Finanzwesen des Malinger Konzerns, 55 Jahre alt, verheiratet mit Joseph
Malingers einziger Tochter Amelie, fünf Kinder.
    JP hatte Hauptkommissar
Holzner eine Liste der Dinge übergeben, die besser durch Amtshilfe der
schottischen bzw. englischen Polizei ermittelt werden sollten. Dazu gehörten
vor allem Details zu den Bar- und Vermögenswerten, polizeiliche Ermittlungen
und polizeilich erfasste Delikte von Dr. Angus McGregor. Das Dossier von FATBOY
über McGregor war wieder einmal erschreckend brutal und detailliert! Es war
schlichtweg nicht geeignet, um ungefiltert an die deutsche Polizei
weitergegeben zu werden! Tagesaktuelle Kontoauszüge von drei englischen und vier
Offshore-Banken gehörten genauso dazu wie Depotauszüge aller
Aktientransaktionen der Privatperson McGregor der vergangenen zwei Jahre und
sogar interne, polizeiliche Vernehmungsprotokolle! FATBOY war einfach
unglaublich und kannte keine Grenzen! Er war ein durch und durch gefährlicher
Mann, für den es keine elektronischen Grenzen zu geben schien. JP hätte
niemandem mit ein bisschen Rechtsverständnis vermitteln können, dass er auf
legale Weise an diese Daten gelangt sein konnte. Und egal, wie gut und juristisch
ausgefeilt sein Beratervertrag mit der deutschen Polizei auch war, diese Art
von Informationsbeschaffung sprengte wahrlich jeden legalen Rahmen.
    Wenn ihn schon nicht die
hiesige Polizei verklagt hätte, dann sicherlich eine der betroffenen Banken, sofern
sie vor Gericht von den illegalen Kontoauszugskopien erfahren hätten.
Nachbearbeitung und intelligente Retusche waren wieder zwingend notwendig.
Hauptkommissar Holzner würde die eine oder andere Lücke in Zusammenarbeit mit
der Polizei in Schottland schließen und somit legale Beweismittel beschaffen.
Aber wie sollte JP die erheblichen Geldbeträge auf den Offshore-Bankkonten
beweisen, ohne die Kontoauszüge auf den Tisch zu legen? Aufgrund der hohen
Geldbeträge auf drei der vier Offshore-Bankkonten waren diese offensichtlich
nicht die privaten Konten von McGregor, sondern wohl „geschäftliches Spielgeld“
für diverse Transaktionen seiner Partner.
    Das wahrscheinliche
Privatkonto von McGregor wies auch ein stattliches Guthaben auf, aber das waren
vergleichsweise kleine Geldbeträge. McGregor war wohl nicht nur Finanzdirektor
des Malinger Konzerns, sondern auch Herr des Geldes für die beteiligten
Geschäftspartner. JP fand auch die regelmäßigen Geldeingänge aus
Unterschlagungen von Steuern von Sozialabgaben der 150 Malinger Mitarbeiter auf
diesen Konten wieder.
    Es war einfach zu
beweisen, dass McGregor ein sehr kostspieliges Privatleben führte, das er –
selbst mit seinem exzellenten Gehalt – niemals finanzieren konnte. Alleine die
Barausgaben McGregors betrugen im Schnitt der vergangenen 18 Monate 48.981,-
Pfund Sterling pro Monat. Dies stand einem stattlichen, aber nicht
ausreichendem Gehalt von netto 16.893,- Pfund Sterling gegenüber.
    Und das, obwohl die Villa
in Glasgow und die Eigentumswohnung in Marbella voll bezahlt, also keine
monatlichen Tilgungen nötig waren. Die Leasingkosten beider privater PKWs
wurden vom Malinger Konzern getragen. Selbst die Personalkosten für Küchen- und
Hauspersonal für die private Villa der Familie McGregor wurden laut Kontoauszügen
von der Malinger Holding rückerstattet. Sicherlich, die Privatschulen der fünf
Kinder kosteten Geld, aber das waren vergleichsweise geringe Beträge.
    Damit stellte sich die
berechtigte Frage, wofür Dr. Angus McGregor allmonatlich so viel Geld ausgab.
    Aber auch FATBOY hatte
sich diese Frage schon gestellt und war natürlich fündig geworden. Es war JP
völlig schleierhaft, wie FATBOY diese Information nun wieder beschafft haben
könnte: Der gute Angus McGregor hatte eine langjährige, wohl vor der Familie Malinger
geheim gehaltene Freundin, mit

Weitere Kostenlose Bücher