Ohne Skrupel
positiv
überrascht! Er hatte Holzner eine solch kompetente Zusammenfassung gar nicht
zugetraut. Hinter der Maske des jovialen, kumpelhaften Typen steckte ein sehr
wacher und analytischer Verstand mit großem Talent zur Führung und Koordination
von Kollegen und Arbeitsprozessen. Der Kreis der Mit-Ermittler war inzwischen
wieder einmal größer geworden und wenn zukünftig noch mehr Beamte hinzugezogen
wurden, würde der Platz des umgewandelten Krankenzimmers ganz bestimmt nicht
mehr ausreichen. Aber mit jedem neuen kriminellen Delikt, auf das man stieß,
wurden neue Spezialisten benötigt. Außerdem waren immer neue Führungskräfte der
verschiedenen polizeilichen Abteilungen an dieser Sache interessiert.
Sie witterten förmlich
Ruhm und Ehre für sich und ihre jeweilige Abteilung.
***
War Angus McGregor ein noch
kalkulierbares Risiko? Diese Frage beschäftigte die grauen Zellen von „Doc“
dermaßen, dass komplett auf die „weichen Attribute“ bei einer zu erstellenden
Strategie verzichtet wurde, kein alter Calvados schlierte im Glas, keine
klassische Musik erfreute die Bang & Olufsen Anlage, kein Feuer loderte im
Kamin! Das Wohnzimmer war kalt und nüchtern. Kalt und nüchtern: genauso wie das
Innere von „Doc“! Angus McGregor war ein Wurm, ein minderwertiges Nichts, ein
Versager! Natürlich hatte er es nicht geschafft, den alten Joseph Malinger von
seiner Wiedereinstellung zu überzeugen und natürlich hatte er es nicht
geschafft, ausreichend eigene, liquide Mittel für den Kauf der tschechischen
Firmenanteile aufzutreiben. Angus war nur noch ein nervliches Wrack, über Nacht
um Jahre gealtert und nun plan-, konzept- und widerlich hilflos. Ihm fehlte
jegliche militärische Disziplin und jeglicher Biss, um aus einer schwierigen
Situation noch irgendwie das Beste zu machen. „MM“, das bisher für „MoneyMan“
stand, wurde nun zu „MurcksMacher“.
„Doc“ und „Berlin“ würden sich schon
sehr bald überlegen müssen, was sie mit diesem Nervenbündel und Jammerlappen
überhaupt noch anfangen konnten. Aber im Moment wurde McGregor noch gebraucht.
Noch verwaltete „MM“ die
gemeinsamen Budgets des Triumvirates und konnte noch zumindest einen Teil der
benötigten Barmittel für die tschechischen Firmenanteile aufbringen. Knappe
150.000,- Euro sofort und vielleicht nochmals 350.000 durch einen Bankkredit in
den nächsten Tagen. Das war nicht so viel wie erwartet, aber zu viel um
gänzlich darauf verzichten zu wollen. „Doc“ würde nun vorrangig die
Zugriffsrechte der Finanzen des Triumvirates zu seinen Gunsten neu ordnen, dann
das Bargeld von „MM“ für den Kauf der tschechischen Firmenanteile einstreichen.
Außerdem hatte Doc MM zur Abtretung von Frimenanteilen an der tschechischen
Firma aufgerufen.
Es musste auch analysiert
werden, wie die bisherige Mitwirkung von McGregor, an den laufenden Betrügereien
innerhalb des Malinger Konzerns, neu verteilt werden konnte. Bei der
tschechischen Firma wartete für McGregor jedenfalls noch einiges an Arbeit. Das
Aufhübschen der Bilanzen war noch nicht ganz abgeschlossen, aber sobald dies
alles erledigt war, konnte eventuell der Russe Victor Ivan zu einer finalen
Endlösung an „MM“ beauftragt werden. „MM“ war ein erheblicher Risikofaktor
geworden und das war nicht akzeptabel.
Aber zuerst ein Schritt
nach dem anderen! Die Kunst eines guten Strategen lag in perfekter Abstimmung
von Chronologie und Choreographie der Ereignisse. Innerhalb der Firma Malinger
lief inzwischen wieder Einiges etwas Besser, die Routine kehrte spürbar zurück,
aber man war noch nicht ganz über den Berg. Für den heutigen Tag jedenfalls
musste es ohne „Doc“ bei Malinger weitergehen. „Doc“ hatte sich etwas früher
zurückgezogen, um von zu Hause aus ein paar dringliche Dinge zu erledigen. Die
Sache mit der Geldbeschaffung für die Tschechen hatte im Moment höchste
Priorität. „Oil“ würde ihnen allen den Kopf abreißen, wenn sie das nicht
hinbekämen. Und das war bei Gott wortwörtlich zu nehmen und keineswegs nur ein
Sprichwort!
„Berlin“ konnte maximal
2,7 Millionen Euro aufbringen, dann noch ca. 500.000 Euro von McGregor, wenn
auch nicht alles auf einmal. In der Kriegskasse des Triumvirates waren auch gut
900.000 Euro halbwegs „flüssig“. Also blieben 5,9 Millionen für „Doc“. Das war
ein
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