Ohne Skrupel
wirklich fetter Happen und jenseits jeglicher Machbarkeit! Nicht in der
Kürze der Zeit und nicht ohne gewaltige Verluste seiner fest gebundenen
Anlagen. Deshalb musste „Doc“ unbedingt mit dem Prager Anwalt verhandeln. Er
brauchte im Grunde zeitlichen Aufschub, aber vor allem eine wesentlich kleinere
Geldsumme. Und genau diese Verhandlung stand nun an! „Doc“ hatte sich alles gut
überlegt und würde nun so gewaltig bluffen wie selten zuvor. Er würde voll auf
Angriff und Risiko setzen! Ja, in Schach und Poker hatte „Doc“ es zu wahrer
Meisterschaft gebracht und diese Strategien würden nun auch in dieser
Verhandlung zum Tragen kommen. Leider war die Verhandlung durch die momentanen
Umstände nur per Telefon möglich – von Angesicht zu Angesicht wäre besser, aber
anders ging es nun mal nicht.
“Doc“ wurde sofort zu Dr.
Dolcon, dem Anwalt der Witwe Youl und deren Töchtern durchgestellt. Sie kamen
gleich zur Sache: „Hören Sie, Dr. Dolcon, das Interesse unseres Konsortiums an
den Anteilen Ihrer Mandantinnen ist verschwindend gering. Zehn Millionen Euro
ist ein Hohn und völlig indiskutabel! Wir hatten den verstorbenen Fiodr Youl
lange Jahre als Mitgesellschafter und werden uns auch mit seinen Erbinnen
abfinden und irgendwie arrangieren. Wir haben die Firmenanteile nur deshalb
erworben, weil uns Herr Youl ein gutes Angebot gemacht hat. Kein gutes Angebot,
kein Interesse! So einfach ist das! Leider hat uns dieser Fiodr Youl aber mit
seiner Unterschrift vorsätzlich betrogen und die vereinbarte eine Million Euro
ohne Gegenleistung, also unrechtmäßig, auf das Konto seiner Frau in der Schweiz
überweisen lassen. Das ist offensichtlich schwerer Betrug! Zusätzlich kann sich
daraus eine Steuerhinterziehung ergeben, sofern Frau Youl dies nicht offiziell
deklariert hat. All dies lässt sich eindeutig beweisen! Deshalb werden wir
definitiv Anzeige erstatten und wenn nötig vor Gericht gehen, um die gesamte Transaktion
rückabwickeln zu lassen!“
Dr. Dolcon war merklich
verunsichert! Wie „Doc“ schnell merkte, hatte er keinerlei belastende
Beweismittel in der Hand, die er gegen die anderen Firmeneigner von MOTOHMOTY
s.r.o als Druckmittel in die Waagschale werfen konnte. Es ging rein um
eine finanzielle Transaktion. Die Witwe und ihre Töchter wollten einfach rasch
verkaufen und der Anwalt wollte möglichst viel für sich und seine Mandantinnen
herausschlagen.
„Doc“ nahm das
Pokerspiel meisterhaft wieder auf: „Gut, Dr. Dolcon. Sie sagen, wir sollten uns
außergerichtlich einigen. Warum sollten wir das tun? Wir werden unser Geld plus
Schadenersatz wieder zurückbekommen, das wissen Sie genau. Wie sieht ihr
Angebot aus, damit wir einen gütlichen Strich unter diese leidige Sache machen
können?“ Das lief gut! „Doc“ setzte das Gespräch fort: „Was..., Sie bestehen
auf einem Kaufangebot von uns? Und Sie müssen mit ihren Mandantinnen
Rücksprache halten? OK, das verstehe ich! Wir sind an einer raschen, gütlichen
Einigung im Sinne der rechtsgültigen und vollständigen Übertragung der
Firmenanteile an die restlichen Gesellschafter der Firma interessiert. Dieser
Kaufvertrag muss natürlich von allen Erben unterzeichnet werden. Aber wir sind
ausschließlich zu unseren Bedingungen interessiert! Ich mache ihnen jetzt ein
Angebot, das genau 24 Stunden gilt! Ich werde dieses Angebot nicht wiederholen
und es ist nicht verhandelbar! Wir bieten Ihren Mandantinnen zusätzlich zu der
bereits bezahlten 1 Million Euro nochmals 1,2 Millionen Euro, zahlbar in bar
und bei Vertragsunterzeichnung. Dies muss diese Woche am Freitag, den 14. Mai,
in Prag bei unserem Anwalt passieren. Wir werden dann von der polizeilichen
Anzeige gegen Fiodr Youl oder seine Erben absehen. Es ist uns dann auch völlig
egal, wie und ob die Youls dies steuerlich deklarieren. Überzeugen Sie die
Damen Youl und rufen Sie mich, bis spätestens morgen Abend 18:00 Uhr, auf
meinem Handy an. Danach ist mein Angebot hinfällig. Einen guten Abend, Dr.
Dolcon!“
Puh – Dolcon war
vielleicht ein guter Anwalt, aber kein besonders geschickter Verhandler,
zumindest nicht im Sinne es Geschäftsmannes! Er hatte die Flanke ohne
Verteidigung gelassen und „Doc“ hat die Chance genutzt. Es war fast schon
gespenstisch gut gelaufen und „Doc“ hatte ein gutes Gefühl. Endlich wieder
Licht am Ende des Tunnels! Genau das war „Docs“ besonderes Talent. In
schwierigen Situationen immer noch einen Vorteil für sich herauszuholen. Unter
normalen
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