Ohne Skrupel
immer konkret oder habe es ganz
bleiben lassen. Ich kann gar nicht bluffen, da es nicht meiner Natur
entspricht. Ich meine, was ich sage und ich sage Ihnen jetzt und hier: Lassen
Sie mich und meine Familie ab sofort und für immer in Ruhe oder ich werde zur
Polizei gehen und alles offenlegen, was ich mir sehr gewissenhaft in den
vergangenen Jahren zusammengetragen habe.“
„Korber, Sie sollten mich
nicht derart reizen“. „Doc“ machte eine Pause von einigen Sekunden. Sein Blick
zeigte kalte Wut und wilde Entschlossenheit. „Korber, ich werde übers
Wochenende über unsere Verbindung gründlich nachdenken. Ich gebe ihnen dann am Montag
Bescheid, ob und wie sich unsere Wege trennen könnten.“ „Nein, nicht „ob“,
„Doc“. Unsere Wege werden sich auf jeden Fall trennen! Ich habe noch Resturlaub
und würde am liebsten am Dienstag nächste Woche meinen letzten Arbeitstag bei
Malinger Autoteile haben. Übers Wochenende nachdenken, dass ich nicht lache,
ich glaube eher, dass der große “Doc“ ein alter, zahnloser Tiger ist, der nicht
selbst entscheiden kann und darf und erst seine Verbrecher-Partner demütig um
Anweisung und Erlaubnis bitten muss.“
Das saß! „Doc“ wurde
abwechselnd grün und weiß im Gesicht! Nur mit äußerster Selbstbeherrschung
kamen die Worte über seine Lippen. „Gehen Sie jetzt, Korber, bis Montag.“
Das war's! Es war endlich
raus und Franz fühlte sich so erleichtert wie schon seit vielen Jahren nicht
mehr! Er glaubte „Doc“ natürlich kein einziges Wort, von wegen „gütliche“
Trennung! Es tat so gut, nicht zu kuschen und so richtig austeilen zu können.
„Doc“, dieser Aal von einem Mensch, würde nun konkret über einen Plan zur
Vernichtung von Franz Korber nachdenken. Das wusste Franz so sicher, wie das
Amen in der Kirche immer auf ein Gebet folgte. Aber genau so sollte es ja
laufen. Es war eine gute Idee, dass Franz die Trennung von seiner Familie
vorgetäuscht hatte. So würden sie hoffentlich aus der Schusslinie bleiben.
Tick, tick, tick – der
Countdown von Franz Korbers Lebensuhr lief unweigerlich ab!
***
Victor Ivan war vereinbarungsgemäß
auf Abruf. Das ständige Warten gehörte irgendwie zu seinem Job, aber er konnte
es nach all den Jahren immer noch nicht ausstehen. Er war ein Mann der Tat.
Sein Handy zeigte den Eingang einer SMS an. Es war 10:29 Uhr. „Verkaufe sofort
70 Nelken. Objekt Dänemark.“ Na, das war ja mal ein Wort! Ein guter Preis und
noch dazu ein willkommenes Subjekt! 70.000,- Euro für die Liquidation von Franz
Korber! Das klang GUT! Victor Ivan hatte seine sinnlose Reise durch Dänemark
von vergangener Woche bei Leibe nicht vergessen und war immer noch voller Zorn
gegen diesen Korber. Aber ein Profi handelt nie unüberlegt. Deshalb schickte er
seine Antwort wie folgt: „Interesse. Hängt von Details ab.“ Die SMS war kaum
verschickt, da klingelte schon das Telefon. Es war diesmal eine Münchner
Festnetznummer, sehr ungewöhnlich für diesen Klienten. Victor Ivan hatte schon
mehrmals mit ihm gesprochen, aber er hatte ihn noch niemals so emotional
erlebt. Ansonsten war der Klient immer extrem nüchtern und sachlich gewesen,
diesmal konnte man die Wut förmlich aus jedem Satz hören. Das Telefonat endete:
„Finden Sie heraus, wo er die Dateien versteckt hat, dann zerstören sie alle
elektronischen Daten vollständig ! Und dann eliminieren Sie ihn!“ Das war
Klartext und dafür hatte Victor 85.000,- Euro statt 70 gefordert und auch
bekommen. 50K sofort, den Rest nach Erledigung. Persönlicher Spaßfaktor
garantiert!
Mittwoch, 12. Mai,
München , Krankenhaus Schwabing
JP hätte sich nicht von Mosche
Heiligenschein überzeugen lassen dürfen! Mosche wollte unbedingt, zusammen mit
FATBOY, die Recherchen über die weiteren Verdächtigen betreiben. Die Entschlüsselung
der Zugangsberechtigung zu den Archiven von Franz Korber lief weitestgehend
automatisiert. Mosche hatte vier Großrechner von Universitäten dafür angezapft
– und so fühlte er sich nicht mehr ausgelastet und nutzlos. Er wollte unbedingt
näher ran ans Geschehen. Und nun hatte JP den Salat: Anstatt eines Dossiers
über einen möglichen Mittäter bei Malinger hatte er nun gleich zwei Stück
gleichzeitig vorliegen! Seine beiden Shadow-Detectives dachten einfach
nicht genug betriebswirtschaftlich! Verdammt! Wie sollte er bei dieser
Geschwindigkeit auf seine vereinbarten Manntage kommen. Natürlich würde er die
gelieferten Dossiers wieder massiv
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