Ohne Skrupel
überweisen?
Wir machen doch nichts Illegales! Kümmern Sie sich morgen darum! Ich will und
muss wieder sofort an meine Gelder kommen! Rufen Sie mich gleich morgen an, nachdem
Sie mit der Polizei alles geklärt haben.
Helfen Sie mit Barem
nach, falls nötig! Ich fliege um 10:10 Uhr mit der Lufthansa ab München. Lassen
Sie mich am Flughafen in Prag abholen. Ich komme direkt zu Ihnen ins Büro. Bis
dahin haben Sie eine Lösung gefunden, verstehen Sie! Ich muss um 14:00 Uhr
diese Firmenanteile kaufen und kann und werde auf keinen Fall einen Rückzieher
machen! Unser russischer Freund hat keinerlei Geduld mit uns! Ihr
Vertragsfehler mit diesem Youl kostet mich jetzt diese 1,2 Millionen. Das
wissen Sie ganz genau! Machen Sie hier nicht wieder einen dummen Fehler! Ich
werde kein Versagen akzeptieren, verstehen Sie! Also, ich will morgen ein paar
Ideen hören, wie wir das finanzielle Problem bis 14:00 Uhr lösen und zwar,
bevor ich in den Flieger steige.“
Das Abendessen war damit
gelaufen. So wunderbar hätte die Begleitung nicht sein, das Essen Sterneniveau
haben oder der Wein mehr als 95 Parkerpunkte vorweisen können, als dass jetzt
noch irgendetwas geschmeckt hätte oder angenehm gewesen wäre. Verdammt! Wie
konnte Derartiges passieren? Es hing sicherlich mit McGregor zusammen, diese
Pechsträhne von ihm zog förmlich das Unglück an. Aber, sich auf die Ideen
anderer zu verlassen, das war nicht „Doc`s“ Art.
Als Erstes musste „Doc“
jetzt nach Hause, Bestandsaufnahme und Kassensturz machen! Die Safetür im
privaten Büro stand offen. Es lagen genau 600.000,- Euro in bar im oberen Fach.
Das war der ständig vorrätige „Notgroschen“ für eine zwingend notwendige
Flucht. Im unteren Fach lagen nochmals 200.000,- Euro – Geld vom Syndikat –
gedacht für diverse Barzahlungen, wie z. B. die Dienste des Russen Victor Ivan
oder Bestechungen. Nach dem Drama mit der Explosion bei Malinger hatte Doc auf
die Aufstockung dieses ständig paraten Bargeldes des Syndikats bestanden. Der Russe
hätte ihn vor zwei Wochen sicherlich liquidiert, wenn er ihm nicht sofort die
zusätzlich geforderten 100.000,- Euro gegeben hätte.
Auch wenn die Sache bei
Malinger ganz und gar nicht so geplant war, hatte der Russe letztendlich nur
gemacht, was in dem Moment absolut notwendig und richtig gewesen war! Und er
hatte, wie ein guter Offizier und Soldat, seinen Befehl professionell und
konsequent ausgeführt. Aufräumen konnte man immer noch. Auch wenn es die Firma
Malinger hätte finanziell ruinieren können. Aber wirtschaftliche Konsequenzen
zu vermeiden war nicht Teil seines Auftrages. Zum Glück war die wirtschaftliche
Seite bei Malinger nicht nachhaltig geschädigt. Jedenfalls, ohne diese brutale
Aktion von Victor Ivan wären mittlerweile sowohl „Doc“ wie auch die Partner
längst im Gefängnis. Insofern waren die zusätzlichen 100K gerechtfertigt und
gut investiert.
Also: 800.000,- Euro in
bar würden „Doc“ auf jeden Fall nach Prag begleiten! War es aber nicht zu
riskant zu fliegen, um womöglich bei einem Gepäckröntgen gehörig in
Schwierigkeiten zu kommen? So viel Bares im Handgepäck?! Nein, das war keine
gute Idee. Doc hatte nun den festen Entschluss gefasst! Der Porsche 911 würde
es in knapp vier Stunden nach Prag schaffen. Nun ein paar Stunden schlafen,
sehr früh losfahren und um spätestens 7:00 Uhr auf dem Werksgelände der Firma MOTOHMOTY
s.r.o einfahren. Die fehlenden 400.000,- Euro mussten aus der Liquidität
der Firma des Konsortiums aufgebracht und zwischenfinanziert werden. Wie die
Hausbank diesen Betrag so schnell in bar auszahlen würde können, war noch
unklar. Aber es würde eine Lösung geben. Dies war ja schließlich eine Filiale
der Deutschen Bank, und man würde von allen Prager Filialen doch wohl irgendwie
diesen Betrag binnen sechs Stunden zusammenkratzen können.
Niemand legte Doc Steine
in den Weg! NIEMAND. Jedes Hindernis war überwindbar!
Freitag, 14. Mai,
München / Prag
JP analysierte mit großer Sorgfalt
das umfassende Dossier von Dr. Bucher, seinem Chef-Chef bei Malinger Autoteile
GmbH. 265 Seiten pure Analyse! Ein gnadenloses Vergrößerungsglas. Dr. Bucher
stand förmlich nackt vor JPs Augen. Er kannte nun seine Vermögenswerte, seine
Vorlieben, seine Hobbies und seine Wünsche, sofern er sie irgendwo elektronisch
vermerkt hatte. Er hätte diesem kalten Aal sehr gerne die Rolle des
Drahtziehers und Brains (Verstandes) des Syndikats zugedacht. Es würde
alles so gut passen!
Weitere Kostenlose Bücher