Ohne Skrupel
Eiskalt, skrupellos, ehrgeizig! Aber leider, leider war
dem nicht so! Es gab absolut keinen Hinweis in dem Dossier über Bucher, dass er
der Kopf des Betruges an Joseph Malinger und seiner Firma war. Nicht einmal
ansatzweise ein Hinweis, dass Bucher auch nur irgendwie beteiligt war oder sich
sonst hätte etwas Unrechtes zuschulden kommen lassen. Der Mann war einfach
peinlich sauber!
Aber bei Dkfm.
Hans-Joachim Fuchs, dem Wirtschaftsprüfer, hatte JP auch wenig bis nichts in
dem Dossier gefunden und dennoch war er maßgeblich beteiligt. Wenn auch nur in
seiner Position als externer Wirtschaftsprüfer, der seinen Stempel unter
gefälschte Bilanzen setzte. Fuchs war eher an dem Verkauf von Firmen im Ausland
beteiligt, die vorher ausgeplündert, bilanztechnisch betrügerisch manipuliert
und dann teuer verscherbelt wurden. Aber das wusste JP nur durch puren Zufall
von seinem Cousin, den er rein zufällig auf der Cebit getroffen hatte.
Auch wenn JP persönlich
Dr. Bucher die Krätze an den Hals wünschte, so würde er niemals etwas
konstruieren, nur um ihn etwa zu belasten. Zumal hinzukam, dass sein Verdacht
bereits auf eine andere Person gefallen war. Zwei Dossiers waren noch
ausständig, eines davon würde definitiv über das Gehirn des Syndikates sein.
JP war sich fast sicher,
wer dies sein würde.
***
Der unangemeldete Besuch eines
Firmeneigners, und das schon um 7:00 Uhr morgens, kann die Mitarbeiter arg
verwirren und verängstigen. Aber es war keine Zeit für sensibles Mitgefühl.
„Doc“ forderte sofort von dem eingesetzten Geschäftsführer die Bereitstellung
von 400.000,- Euro gegen die laufenden Kontokorrentkredite der Hausbanken, als
Leihgabe für eine Woche, sowie die Anlieferung dieser Barsumme bis 13:00 Uhr
per Geldbote an die Adresse des Firmenanwaltes in Prag. Mit dieser Anweisung
war das gesamte Top-Management für den restlichen Vormittag beschäftigt.
Damit war die nötige
Liquidität von 1,2 Mio. geschaffen.
Bereits um 8:44 Uhr saß
„Doc“ wieder im Porsche, auf direktem Weg zum Anwalt. Da läutete sein Handy,
„Doc“ sprach über die Freisprechanlage: „Guten Morgen, Herr Anwalt. Ja, ich
höre!“ „Doc“ entspannte sich hinter dem Lenkrad und hörte ein paar Minuten
aufmerksam zu. „Was? Verdacht auf Geldwäsche oder Bestechung? Wir wollen doch
nur ein legales Geschäft machen und Firmenanteile kaufen. Shit, wie sind die
bloß auf diese Transfers gekommen. Egal, das lösen wir später. Welchen
Vorschlag höre ich von Ihnen zur Lösung des finanziellen Problems heute um
14:00 Uhr? Was, sie haben keine Idee? Dann hören Sie mir mal gut zu. Ich
erwarte von Ihnen einen finanziellen Beitrag zu diesem Schlamassel in Höhe von
250.000,- Euro in bar bis heute 14:00 Uhr. Es ist mir scheißegal, ob Sie das
Geld haben oder nicht. Leihen Sie es sich! Ich musste mir auch alles ausleihen,
um nicht ganz mittellos vor Ort zu erscheinen.
Ich muss und werde diese
Firmenanteile heute kaufen! Und ich will mich nicht wiederholen, Sie sind
maßgeblich mit daran Schuld, dass wir alles nochmals bezahlen müssen! Ich habe
mich um die knappe 1 Million gekümmert. Die 250K kommen nun von Ihnen,
verstehen wir uns? Ach ja, schicken Sie niemanden zum Flughafen. Ich bin in
etwa einer Stunde bei Ihnen im Büro!“ „Doc“ lauschte auf die Antwort, dann ging
die Diskussion weiter, durchaus einen Zacken emotionaler. „WAS, Sie wollen mit
Ihrer Einlage Anteile an MOTOHMOTY s.r.o erwerben? Nein, das denke ich
nicht, dass die Partner das akzeptieren, speziell unser russischer Freund wird
hier niemals mitspielen. Er will keine weiteren Partner. Über meine eigenen
Anteile kann ich natürlich frei verfügen. Hören sie genau zu, ich mache Ihnen
jetzt einen einmaligen Vorschlag, gültig bis heute 12:00 Uhr: Ihre 250.000,-
stocken sie auf 400.000,- Euro auf, zahlbar an mich persönlich! Dafür bekommen
Sie 3,6% der Anteile, die heute von McGregor auf mich übertragen werden. Im
Klartext: 250.000 erwarte und brauche ich ohnehin von Ihnen und für nur
150.000,- Euro mehr bekommen sie 3,6% der Firma. Sie wissen genau, für welchen
Betrag wir die MOTOHMOTY s.r.o noch in diesem Jahr an die Firma Malinger
verkaufen werden und welchen Hebel Sie damit für Ihre Investition ansetzen. Sie
werden Ihre Einlage verzehnfachen. Sie haben bis heute 12:00 Uhr Zeit, alles
Nötige in die Wege zu leiten und die Barmittel bis 14:00 Uhr aufzutreiben. So,
ich muss jetzt wichtigere Telefonate führen. Over and out.
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