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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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und las dabei einfach
in der Zeitung. Echt cool! JP wäre zu nervös dafür gewesen. Selbst das
ansonsten leckere Brezel-Frühstück wollte heute kaum schmecken. Für JP hing
viel vom Verlauf dieses Wochenendes ab! Verstohlen lugte er immer mal wieder zu
Dr. Drager. Sie schien das Alles vollkommen kalt zu lassen. Es faszinierte JP,
wie gründlich und konzentriert sein Gegenüber die Zeitung las – jede Zeile
schien sie in sich aufzusaugen. Sie schien seine anfängliche Verwirrung
durchaus zu merken, ließ sich aber nichts anmerken.
    „Haben Sie nichts zum
Lesen dabei, Santa Cruz?“ „Ach wissen Sie, Frau Dr. Drager, wenn ich einen
Computer oder mein Kindle habe, kann ich mich unendlich beschäftigen. Dort
finde ich alle Informationen, die mich interessieren, auch die Süddeutsche,
Spiegel, Focus, Welt, welche Zeitung auch immer.“ „Aha, ich brauche einfach was
zwischen den Fingern, das Papiergefühl ist für mich nicht durch einen
Bildschirm ersetzbar. Ich bin vielleicht eine altmodische Frau, aber ein Buch
oder eine Zeitung ist einfach was anderes als so eine Bildschirmseite.“
    „Verstehe, Bücher würde
ich auch nicht abschaffen wollen. Alles kann auch für mich ein Computer nicht
ersetzen. Ich lese zwar meistens nur noch mit meinen Kindle, aber das eine oder
andere Buch nehme ich immer mal wieder gerne in die Hand. Aber bei Zeitungen
bevorzuge ich tatsächlich die elektronischen Medien – da kann ich besser
sortieren, etwas überfliegen und vielleicht sogar schnell etwas kopieren oder
speichern.“ „Aha, Rationalist?“ „Ja, Pragmatiker und Rationalist.“
    So, das Thema
Zeitunglesen war nun wohl abgeschlossen und nun kam Small Talk dran, und das,
obwohl JP dachte, dass dies ganz sicher nicht zu den Talenten von Dr. Drager
gehörte. Aber auch darin hatte er sich in ihr getäuscht, wie schon bei etlichen
Dingen, die diese Frau betrafen. Es stellte sich heraus, dass sie äußerst
witzig und charmant, ein aufmerksamer Beobachter und sehr angenehmer
Gesprächspartner war. Der Vormittag verging somit wie im Fluge.
    Dr. Drager telefonierte
irgendwann mit Alois Huber, dem Abteilungsleiter der Werkstoffentwicklung, der
auch noch vorbeikommen wollte. Dies ließ sie aber nicht zu, da sie vermeiden
wollte, dass er Herr Tozzi womöglich verschreckt werden könnte. Dann bekam sie
Anrufe von verschiedenen Polizeibeamten, diese wurden wohl durch die
persönlichen Kontakte des Herrn Malinger Senior zum Polizeipräsidenten
alarmiert – und besprach im Detail die weitere Vorgehensweise der
Personenüberwachung. Es war erstaunlich, wie schnell die „richtigen Kontakte“
z. B. die richterliche Anordnung für diese Observation beschaffen und Dinge in
Bewegung bringen konnten.
    Herr Malinger Senior war
ab 13:00 Uhr auch im IT-Container persönlich anwesend. Gegen 13:15 Uhr meldete
der Pförtner ein paar persönliche Besucher für Dr. Drager, die sich nicht
ausweisen wollten. Natürlich waren dies Polizeibeamte des Mobil- und Spezial-Einsatzkommandos
(MEK und SEK) in Zivil. Der IT-Container entwickelte sich somit rasch zur
vorübergehenden Einsatzzentrale. Die Polizisten verteilten sich auf alle
Schreibtische, um ihr reichliches „Material“ um sich ausgebreitet. Der
IT-Container war gut 200 m Luftlinie von der Abteilung für Werkstoffentwicklung
entfernt, die Überwachungsbilder wurden über das vorhandene Computerkabelnetz
in das Rechenzentrum eingespeist und gelangten so in Echtzeit auf die
Bildschirme im IT-Container. JP hatte seine Zugangs- und
Zugriffseinschränkungen für die Kameras aufgehoben und sie somit den Beamten
zugänglich gemacht und weiters einen Überwachungsarbeitsplatz eingerichtet.
    Um ca. 14:30 Uhr
bestellte Herr Malinger „Pizza für alle“, was freudig angenommen wurde. Die Überwachungskameras
lieferten ganz hervorragende Bilder und die Polizisten waren fasziniert von der
hohen Qualität der nur gut stecknadelkopfgroßen Linsen. Auch das Dossier von JP
betreffend Camorra und deren Geschäfte und Verzweigungen, das Herr Malinger letzte
Nacht per Fax an den Polizeipräsidenten geschickt hatte, wurde von den
Polizisten sehr gelobt. Nur der Einsatzleiter, ein Herr Krauser, fand das alles
„oberflächlichen Mist“. Der Inhalt wurde aufgrund der Kürze der Zeit noch nicht
in allen Teilen auf Richtigkeit geprüft, aber der grobe Rahmen konnte absolut
bestätigt werden. Giuseppe Donatelli, genannt „La Pulcinella“, war tatsächlich
auf der Top-Fahndungsliste von Europol, der „europäischen

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