Ohne Skrupel
glaubwürdiger....“, wie die
Polizisten empfahlen.
Um 16:39 Uhr wurde es
langsam spannend! JP wusste schon vorher Bescheid, da er das Handysignal von
Herrn Tozzis Firmenhandy auf einem der nördlichen Mitarbeiter-Parkplätze
bemerkte. Herr Tozzi kam ins Blickfeld auf Kamera 1. Er hatte seinen großen
Werkzeugkoffer dabei und tat so, als ob er irgendetwas an einem Schrank
reparieren müsste. Er montierte eine der Türen ab und legte Teile des
Schrankinhaltes und seines Werkzeuges verstreut auf den Boden. Tozzi war extrem
nervös und schaute sich ständig um. Inzwischen machte sich wieder ein Polizist
auf die Suche nach dem Privatwagen von Herrn Tozzi, dessen Kennzeichen JP
aufgrund seiner Vorarbeit benennen konnte. Wie beiläufig erwähnte JP, dass Tozzi
vielleicht auf dem nördlichen Parkplatz sein Fahrzeug abgestellt haben könnte,
da dieser nahe beim Gebäude der Werkstoffentwicklung lag. Der Wagen wurde rasch
gefunden und Sender Nr. 2 montiert. Ein weiterer roter Punkt erschien auf den
Überwachungsbildschirmen der Polizisten.
Tozzi hatte inzwischen
seine vermeintliche Tarnung aufgebaut. Zunächst verschwand er für einige Zeit
aus dem Blickfeld von Kamera 1. Dann kam er verärgert zurück und begann
hektisch die Schränke im Büroraum zu untersuchen. Es dauerte nicht lange, bis
er endlich fündig wurde und die beiden „Ordnerköder“ vor sich liegen hatte.
Seite für Seite begann er nun mit einer flachen, elektronischen Kamera zu
fotografieren. Es war tiefster Winter und die leeren Büros waren nur ca. 17
Grad warm, die Mindesttemperatur fürs Wochenende. Aber Tozzi lief der Schweiß
in Strömen. Man konnte auf dem Bildschirm sogar die Schweißtropfen erkennen und
JP bildete sich sogar ein, den furchtbaren Schweißgestank förmlich zu riechen.
Dieser Mann war ganz offensichtlich kein Profi und hatte panische Angst,
überrascht oder entdeckt zu werden.
So ein voller Ordner
hatte doch ordentlich viele Einlageblätter und es dauerte eine halbe
Unendlichkeit, bis Tozzi mit Ordner Nr. 1 fast fertig war. Er war unglaublich
umständlich und schien in seiner Aufregung ständig alles zu verwackeln. Es
schien so, als ob er jede Seite fotografierte, sich das Bild auf dem
Kameradisplay ansah, oft löschte und nochmals dieselbe Seite fotografierte.
Dazwischen machte Tozzi zwei Anrufe mit seinem Handy, die ihn offensichtlich
emotional noch mehr unter Stress setzten. JP bedauerte, dass seine Mikrokameras
nur Bilder und keinen Ton lieferten. Dann passierte etwas Unerwartetes auf dem
Bildschirm. Tozzi unterbrach seine Arbeit unvermittelt und stapfte wie ein
Tiger im Käfig im Raum auf und ab. Er war offensichtlich kurz vor einem
Nervenzusammenbruch. Dann verließ er fluchtartig und in Panik den Büroraum.
Die beiden Ordern lagen
offen auf dem niedrigen Schrank. Die Polizisten wollten sofort los, um die Verfolgung
aufzunehmen. Aber JP bemerkte, dass hier irgendetwas nicht stimmen konnte!
Tozzi war erst zur Hälfte fertig und seine „Tarnung“ und die zwei Ordner lagen
noch verteilt im Raum. Vielleicht musste er einfach dringend auf die Toilette –
kein Wunder bei dem Stress, unter dem er stand. Der Einsatzleiter Krauser
beschimpfte JP als besserwisserischen „Möchtegern-Pseudo-Sherlock-Holmes“ und
verbat sich diese ständige Einmischung in seinen Kompetenzbereich.
Aber trotzdem wies er
nicht die Verfolgung von Tozzi an. Aus irgendeinem Grund hatte JP auch die
Videoüberwachung vom Kopierraum auf seinem Bildschirm. Als schon jeder in der
Einsatzzentrale sichtlich nervös wurde und die ersten Zweifel an Tozzis
möglicher Rückkehr geäußert wurden, tauchte dieser plötzlich auf dem Monitor
für den Kopierraum auf. Er schaltete den Kopierer ein. Seinen Fotoapparat hatte
er dabei und schien irgendwie furchtbar damit zu schimpfen, indem er wild
gestikulierte. Aha! Entweder Batterie leer und keinen Ersatzakku dabei oder
Speicherkarte voll und auch keine neue dabei. Tozzi war ein Dilettant! Als der
Kopierer warm war, begann Tozzi den Rest der beiden Ordner Seite für Seite, von
vorne bis hinten, zu kopieren. Die versteckte Kamera lieferte eine
hervorragende Dokumentation. Zweimal gab es Papierstaus, bei denen Tozzi jedes
Mal fast ausrastete. Sein südländisches Temperament konnte man auf dem
Bildschirm gut sehen und förmlich sein unflätiges Schimpfen hören.
Der arme Metallschrank,
Aufbewahrungsort für zusätzliches Papier, bekam bei jeder Panne einen
ordentlichen Tritt von Tozzi und war am Ende sichtlich verbeult.
Weitere Kostenlose Bücher