Ohne Skrupel
die Komplexität
der Anfragen sehr herausfordernd. Aber JP fühlte sich wohl mit seinen Aufgaben.
Er war gut strukturiert und wurde allgemein von allen Abteilungsleitern sehr
geachtet.
Sein Ventil für den
Stress waren seine Wochenenden, wo er sehr häufig zum Skifahren nach Kitzbühel
oder ins Zillertal fuhr. Dennoch: Irgendwie war er auf Entzug – das
Fliegenfischen fehlte ihm unglaublich! Aber im Winter war das ohnehin nur
eingeschränkt möglich. Die meisten seiner Zielfische wie Forellen, Äschen oder
Saiblinge hatten Schonzeit und die Flüsse waren zum Teil zugefroren und die
Ufer vereist.
„Verbesserung der
Datenqualität“ innerhalb der Firma und „Anbindung der manuellen
Produktionssteuerung der alten Produktionsstraßen an SAP“, das waren JPs
hauptsächliche Projekte. „Datenqualität“: Das klang so derart banal, dass sich
niemand, der nicht in diesem Bereich tätig war, auch nur annähernd vorstellen
konnte, wie unglaublich aufwendig und komplex dieses Thema in der Umsetzung
war.
Das Unternehmen Malinger
Autoteile war über drei Generationen gewachsen. Von einem Einmannbetrieb zum
Unternehmen mit über 4.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von über 923 Millionen
Euro pro Jahr. Firmen wurden zugekauft, Abteilungen ständig erweitert und
umstrukturiert, Management und Mitarbeiter kamen und gingen. Die Folge waren
Hunderte, zum Teil komplett isolierte Datensilos mit unstrukturierten und sehr
häufig nicht kompatiblen Daten, Datendoubletten und jeder Menge Datenmüll.
Keiner hatte so richtig den Durchblick und dennoch funktionierte es irgendwie
immer wieder. Auch wenn man sich häufig fragte, WIE das denn sein konnte.
Die IT-Abteilung sorgte
bisher lediglich dafür, dass die IT irgendwie lief. Welche Daten, Qualität,
Aktualität, Inhalt oder Duplikate, wurde nicht weiter betrachtet. Wenn der
Speicherplatz nicht mehr reichte, wurden eben entsprechend neue Maschinen
angeschafft. Dies war aber keine Lösung! Zusätzlich entstanden durch die vielen
Terabytes und das Datenchaos enorme Kosten! Das Management beschwerte sich zu
Recht, dass viele ihrer Entscheidungen aufgrund völlig falscher Informationen
getroffen wurden und letztendlich extrem hohe Ausgaben verursachten. Ganz klar:
„Garbage in – Garbage out“ (Müll rein, Müll raus). Wie sollte es sonst sein!
Selbstdenken konnten all die Computer natürlich nicht. JP hatte ein Konzept zur
Verbesserung der Datenqualität im Herbst ausgearbeitet und die
Überzeugungsarbeit dafür geleistet. Nun war ein 500.000,- Euro Budget vorhanden
und er durfte an die Umsetzung gehen – seine Idee, sein Baby! Allein die
Sondierung der diversen Software-Angebote von IBM, SAP und Oracle, um nur ein
paar der großen Anbieter zu nennen, war ein unendlicher Dschungel. Hinzu kamen
noch die diversen Systemintegratoren, Dienstleiter und IT-Fachhändler, die alle
ihre Hilfe und Kenntnisse anboten und sich um einen Auftrag bemühten. Jeder
Hersteller gab an, das beste Produkt mit dem besten Ergebnis in der kürzesten
Zeit umsetzen zu können.
Nur in einem waren sich
alle Anbieter ähnlich: Jede Software war unglaublich komplex und leistungsfähig
und ebenso unglaublich teuer! Das vorhandene Budget von immerhin 500.000,- Euro
war im Grunde nur ein Tröpfchen auf dem heißen Stein und würde nur für einen
kleinen Softwareanteil, ohne entsprechende und definitiv notwendige
Dienstleistung, reichen. Aber: Nur Softwarelizenzen kaufen, ohne eine
fachkundige Integration und Implementierung, machte absolut keinen Sinn. Dieses
Geld wäre glatt rausgeschmissen!
Deshalb wollte sich JP
für die Umsetzung der ersten Projektphase, als Pilot sozusagen, allein auf
einen Teil innerhalb der Maschinensteuerung und Fertigung begrenzen. Das passte
auch gut zu dem Anbindungsprojekt an die SAP-Software und würde in der
Kombination eine wesentlich größere Wirkung erzielen, als marginale
Verbesserungen in Vertrieb, Marketing, Buchhaltung etc. Im Laufe der kommenden
Jahre konnten dann andere Abteilungen sukzessive nachziehen und damit ein
Multimillionen-Projekt über mehrere Jahre folgen. Fokussierung statt Streuung
erschien ihm sehr viel sinnvoller.
Trotz der vielen Arbeit
gönnte es sich JP gelegentlich, sozusagen als Entspannung, mit seinem
„Spider-Überwachungsprogramm“ zu spielen, das er für den Betriebsspionagefall
um Hausmeister Tozzi anschaffen durfte. Er überwachte mittlerweile nicht mehr
die Werkstoffentwicklung, sondern nutzte seine Software unerlaubter
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