Ohne Skrupel
und
unprofessionellerweise z. B. um hübsche Kolleginnen ein bisschen
auszuspionieren. Private E-Mails und Chats waren gerne das Ziel seiner
heimlichen Beobachtungen und so wusste er meist schnell, welche hübsche Kollegin
Single und auf der Suche oder fest liiert war. Eines seiner Beobachtungsopfer
war Dr. Drager, die als Frau durchaus JPs Interesse geweckt hatte. Es war
erstaunlich, wie sie mittlerweile ihre Client-Version der Spyware, natürlich
auch unerlaubter und absolut unprofessionellerweise, einsetzte, um den einen
oder anderen Kollegen „im Arbeitsverhalten“ illegal zu beobachten. Sie hatte
natürlich keine Ahnung, dass JP als Administrator mit der Vollversion sehr viel
mehr Nutzerrechte hatte und somit auch sie bei ihren Recherchen ganz genau
beobachten konnte. Dr. Drager schien besonders Franz Korber und einige
Mitglieder der Geschäftsleitung regelmäßig zu überwachen. Bei Franz Korber war
das ein heißes Spiel, er war viel zu gut, als das er dies nicht irgendwann
bemerken würde.
In Dr. Dragers
Privatleben gab es keine prickelnden Erkenntnisse, private Mails an einen Mann
oder einen identifizierbaren Lover waren nicht dabei. JP hatte schon fast den
Verdacht, dass Dr. Drager entweder keine Zeit für Privatleben oder irgendwas zu
verbergen hatte.
Besonders in der
Marketingabteilung hatte JP zwei Kolleginnen auf seinem „Junggesellen-Radar“,
die seinen Jagdinstinkt entfacht und durchaus sein privates Interesse geweckt
hatten. Mangels Zeit war er noch nicht in die Akquisephase übergegangen, aber
dieses Ziel stand ganz konkret für die nächsten Wochen auf seinem Wunschzettel.
Der heutige Tag war mal
wieder so einer, den man am liebsten aus seinem Lebenskalender streichen
sollte. JP war völlig ausgepowert und müde. Es war bereits weit nach 20:00 Uhr,
er war alleine in der Abteilung und wollte eigentlich noch nicht nach Hause
gehen.
Julietta wollte später
noch unbedingt vorbeikommen und sicherlich wieder über Nacht bei ihm bleiben,
aber JP hatte keine Lust. Sie klammerte einfach zu viel und er wollte die Sache
mit ihr beenden, hatte es aber noch nicht zustande gebracht. Sie war ja putzig
und lieb, aber sie redete wie ein Wasserfall und das Meiste davon nervte JP –
nur oberflächlicher Kram über Klamotten, Mode und Tratsch. Klar, sie ist
Besitzerin einer sehr hübschen Boutique in Schwabing und ihre reichen
Freundinnen haben den ganzen Tag nichts weiter zu tun, als bei Julietta
vorbeizuschauen, einzukaufen und über Gott und die Welt zu lästern. Jedenfalls:
Er wollte sich zur Entspannung ein paar E-Mails von Dominique Faibré aus der
Marketingabteilung durchlesen. Sie war Französin und innerhalb der Abteilung
für Grafik, Design und Produktverpackungen zuständig. JP hatte die Vermutung,
dass sie mit jemandem liiert sein musste, aber er war sich nicht sicher. Falls
ja, musste es ein reicher Sack sein, wahrscheinlich verheiratet, denn Dominique
trug Kleider, Schmuck und fuhr ein Auto, die sie sich nur schwer mit Ihrem
Gehalt bei Malinger Autoteile hätte leisten können.
Er las gerne ihre privaten
Mails an die französischen Freunde und Verwandten. Sie kam aus der Gegend um
Bordeaux und hatte eine sehr erfrischende Schreibweise und vieles kam in
Französisch nochmals netter rüber als in Deutsch oder Englisch. Am liebsten las
er die Mails an ihre Pariser Freundin Monique und besonders gerne deren
Antworten. Monique war auch irgendwie Industrie-Designerin oder so ähnlich. Die
beiden Frauen hatten kaum Geheimnisse voreinander und tauschten die intimsten
Schweinereien miteinander aus. Besonders Monique war ein heißer Feger und ließ
nichts anbrennen auf der frivolen Seite des Pariser Nachtlebens. Einerseits
erregte dies durchaus JPs sexuelles Interesse, andererseits hegte er die
Befürchtung, vielleicht auch einmal das Objekt einer solchen indiskreten Bewertung
zu sein. Außerdem hatte er irgendwie den Verdacht, dass Dominique sich sexuell
sowohl zu Männern wie auch zu Frauen hingezogen fühlte. Ihre eher
zurückhaltenden Mails waren oft nicht eindeutig. JP bevorzugte eine eindeutige
sexuelle Orientierung bei Frauen. Aber er war sich nicht ganz sicher. Besser Bi
als Nie.
Dominique produzierte
riesige Datenpakete, die sie quer durch die Welt schickte, da sie diverse
Gestaltungs-, Verpackungs- oder Designvorschläge an Agenturen mailte und
ständig Antworten mit entsprechend großen Anhängen bekam. Das war nun mal ihr
Job. Soeben ging wieder eine späte Mail an Monique und JP war
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