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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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neugierig auf ein
paar antörnende Zeilen. Leider war es etwas enttäuschend – der Text war kurz
und lautete übersetzt: „Sag mir, wie schnell ihr diese Verpackung produzieren
könnt und was es pro jeweils 10.000 Einheiten kosten soll. D.“ Dann folgte der
Anhang. Der ganze Design-Kram von Industrieverpackungen interessierte JP
normalerweise nicht und so hatte er bisher noch niemals ein Attachement
geöffnet. Aber dieses Mal klickte er irgendwie automatisch auf „öffnen“ –
vielleicht, weil er sich ein paar heiße Fotos erhoffte.
    Der Anhang zeigte ein
paar der gängigen Malinger Außenspiegel, Lenkräder, Fußmatten und
Leichtmetallfelgen in diversen Umverpackungen, bestimmt für den Verkauf über
den Autoteile-Fach- und Einzelhandel im Ausland. Es waren Beschriftungen in
Französisch, Italienisch, English, Arabisch und sogar in Chinesisch zu
erkennen. Plötzlich erstarrte JP! Überall auf der Verpackung prangte der Name
„Rookie“. Das Gespräch mit Dr. Drager fiel im schlagartig ein: „... weil sie
äußerlich 100 % unseren Originalen entsprechen und nur durch eine andere
Verpackung mit der Aufschrift ‚Rookie‘ auffielen.“
    Ach du dicker Hund!!! Das
Plagiate-Geschäft ging munter weiter und diese Verbrecher besaßen die
Unverfrorenheit, die Grafikabteilung von Malinger sogar die Verpackungen für
Ihre Raubkopien entwerfen zu lassen. Das war heftig!
    Die nächsten Stunden
durchforstete JP den Rechner der hübschen Dominique. Nun war klar, wie sie sich
Lebensstil, Auto, Klamotten, Urlaube usw. leisten konnte. Sie hatte ein
durchaus lukratives Nebeneinkommen. Die Beweise für den „illegalen Nebenjob“
für die Konkurrenz waren erdrückend, das Ergebnis war erschütternd. Hunderte Seiten
Entwürfe, Skizzen und Produktionsvorlagen für ‚Rookie‘ Autozubehör.
     
    ***
     
    Es war kurz nach Mitternacht. Dr.
Elisabeth Drager konnte nicht einschlafen. Ihr ging sehr viel durch ihren
hübschen Kopf. Personalchefin über gut 4.000 Menschen zu sein war kein leichter
Job! Der beginnende Aufschwung tat der Firma wirklich gut, sie musste nicht
mehr über notwendige Entlassungen nachdenken und konnte wieder in Richtung
Steigerung von Produktivität, Motivation, Lohn- und Kostenreduktion planen.
Aber dennoch plagten sie große Sorgen. Sie hatte nun mehrmals mit der
Spy-Software des jungen Santa Cruz gespielt und stieß auf mehr und mehr
Ungereimtheiten. Da war was im Busch – sie spürte es förmlich. Es war alles
nicht rational erklärbar. Man konnte von einem „siebten Sinn“ sprechen, und
genau der war bei Dr. Elisabeth Drager sehr gut ausgeprägt.
    Privat war auch einiges
im Argen! Eines ihrer gut gehüteten Geheimnisse war die Tatsache, dass sie
lesbisch war. Wahrscheinlich war sie das von Geburt an, vielleicht war die Vergewaltigung
im Alter von 16 Jahren, durch ihren Cousin Andreas einer der Auslöser dazu –
jedenfalls konnte und wollte sie nichts von Männerbeziehungen wissen. Sie hatte
furchtbare Angst vor körperlicher Gewalt durch Männer, ekelte sich vor einem
behaarten Männerkörper, starkem Männer-Schweißgeruch und vor allem vor dem
erigierten Geschlechtsteil. Diese Panik steckte ganz tief in ihr drin und sie
kam nicht dagegen an.
    In den vergangenen Jahren
hatte sie diverse, durchaus langjährige Lebensgemeinschaften mit verschiedenen
Frauen. Vor knapp einem Jahr hatte sie mit ihrer langjährigen Lebensgefährtin
gebrochen, weil sie sich entgegen ihrer ansonsten eisernen Prinzipien, in eine
Kollegin, eine Ihrer Angestellten, Hals über Kopf verliebt hatte. Es war eine
Französin, Dominique, eine Grafik- und Layouterin aus der Marketingabteilung.
Dominique hatte sie mit ihrer katzenhaften, verspielten Art unglaublich
fasziniert und beinahe in den Liebeswahnsinn getrieben.
    Aber Dominique war
wankelmütig und ihrer wohl seit einiger Zeit überdrüssig. Elisabeth Drager war
45 Jahre, der Altersunterschied zu Dominique betrug immerhin 14 Jahre und
Dominique wollte auch immer Sex mit Männern – am liebsten als flotten Dreier.
Aber das ging für Elisabeth Drager einfach gar nicht, nicht bei aller Liebe!
    Sie konnte keinen Mann
berühren oder gar ihn in sich eindringen lassen. Alleine die Vorstellung davon
verursachte ihr großen physischen Schmerz. Die Erinnerungen aus Ihrer Jugend
waren nie bewältigt und aufgelöst worden. Deshalb war sich Elisabeth Drager nun
gar nicht mehr sicher, ob sie noch mit Dominique zusammen war. Die Französin
war schon seit Anfang des Jahres nicht mehr bei

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