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Ohne Skrupel

Ohne Skrupel

Titel: Ohne Skrupel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Simoner
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bis
17:00 Uhr, bei einem soliden Chemiekonzern mit ausbaufähiger Mannschaft, bei
fast gleichem Gehalt und wesentlich geringeren Lebenshaltungskosten. Er musste
einfach etwas unternehmen! Hier wurde ihm der Boden schlichtweg zu heiß unter
den Füßen und er wusste nicht, wie lange er sich noch emotional kontrollieren
und seine Manipulationen weiterführen konnte. Deshalb vereinbarte er kurzerhand
einen Vorstellungstermin über seinen Headhunter und trug sich dafür einen
Urlaubstag ein. Vielleicht konnte er bei dieser Gelegenheit das Business mit
dem Privaten verbinden. Er hatte eine Telefonnummer über einen Bekannten
vertrauensvoll zugespielt bekommen, die er nun anrief und einen privaten Termin
für abends arrangierte.

Mitte Februar 2010
     
    Es war ein ganz stinknormaler Montag,
so wie Montage im Februar halt eben sind. Noch dunkel beim Verlassen der
Wohnung, dunkel und düster während des Tages und schon wieder dunkel beim
Heimgehen. Dazu kamen viel Arbeit mit der Anpassung der neuen
Produktions-Steuerungs-Software, Terminstress und Kostendruck. Nichts
funktionierte wie vom Hersteller versprochen. Das war immer so – alles kostete
einen Haufen Geld und lief dann doch nicht. Das Projekt „Anbindung der
Fertigungstrassen an die SAP-Software“ war schon zu Beginn des Jahres
gestartet.
    Die Typen vom
IT-Dienstleister und dem Systemintegrator waren schon seit über zwei Wochen im
Haus. Aber das „Go Life“ – d. h. die Inbetriebnahme in der Produktion, war noch
meilenweit entfernt. Irgendein Super-Guru aus Asien sollte auf der diesjährigen
CEBIT in Hannover sein. Diesen wollte JP ganz unbedingt persönlich treffen.
Vielleicht hatte der ja eine Idee, bevor die Leute vom Systemintegrator noch
mehr Geld verbrauchten und es einfach nicht abschließen konnten. Franz Korber
hatte ihn zum Mittagessen eingeladen, aber eigentlich hatte er weder Lust noch
Zeit.
    Franz war soweit in
Ordnung, aber irgendwie war er kein Typ, mit dem JP sich privat viel abgeben
würde. Franz` Frau, die war süß, JP hatte sie schon ein paar Mal gesehen, als
sie mit ihren Kindern den Papa abholten. Aber die Frau vom Chef – totales Tabu
– „Conflict of Interests“! Außerdem: Kinder, und gleich zwei davon, das wäre
ohnehin nichts für ihn. Er war Junggeselle aus Überzeugung – oder weil sich
noch nicht die Richtige gefunden hatte, wie auch immer! No Way! Noch zwei
weitere kleine Überbrückungsprogramme testen, dann konnte er mit Franz zum
Essen gehen. Das müsste er leicht in den nächsten beiden Stunden hinbekommen.
Aber Tests verliefen niemals so, wie sie sollten. Irgendetwas kam immer anders.
Immer! Vielleicht ein guter Vorwand, doch nicht mit Franz zum Essen gehen zu
müssen.
    Aber dieses Mal war es
anders. Der Test lief einfach prima durch! Keinerlei Probleme! Er war sogar
schon nach nur einer Stunde fertig. Die Jungs von Lucky Eagle Ltd . aus Zypern
hatten wieder einmal wirklich gute Arbeit geleistet. So war es bisher immer –
einfach eine gute Programmierertruppe! Diese Rechnung konnte er zur Begleichung
freigeben.
    Das Beste an Lucky Eagle
Ltd . war: Die Firma hatte zwei Eigentümer als Gesellschafter, beide kannte JP
sehr gut! Der Geschäftsführer nach „außen“ war ein zypriotischer Irgendwer. Er
war gleichzeitig Geschäftsführer von mindestens 150 ähnlich gelagerten Firmen.
Verfügbar gegen kleines Honorar, versteht sich. Alles Briefkastenfirmen wie
Lucky Eagle Ltd . Alles Firmen, die von den lächerlichen Pauschalsteuersätzen
Zyperns profitierten. Sehr zum Wohle der jeweiligen Eigner.
    Lucky Eagle war eine
„Dienstleistungs-Programmierbude“, die Unteraufträge an diverse befreundete
Programmierer als Subunternehmer auf der ganzen Welt vergab und mit diversen
Auftraggebern abrechnete. Einer der beiden Eigner von Lucky Eagle Ltd . war
Mosche Heiligenschein, schwerpunktmäßig ansässig in Israel und „cousinmäßig“
verwandt mit dem anderen Firmeneigner.
    Mosche war selbst ein
begnadeter Programmierer und ein Software-Entschlüsselungs-Genie mit weltweiten
Kontakten zur Szene. Genial, aber leicht verrückt. Jeder der beiden Eigner war
im Bedarfsfalle das „Verkaufs-Frontend“, je nachdem wie sie mit dem jeweiligen
Auftraggeber verwickelt waren.
    Im Falle Malinger
Autoteile war Mosche Heiligenschein der Verkaufsleiter von Lucky Eagle Ltd .
Der andere, 50%ige Anteilseigner, natürlich unsichtbar nach außen, war:
Giovanni Paul Davide Santa Cruz. In diesem speziellen Falle beschäftigt bei
Malinger

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