Ohne Skrupel
vollem Einsatz, ohne Netz und doppelten Boden – und wichtig: sehr gut
bezahlt! Es wurde Victor Ivan nie langweilig.
Er war vielseitig und
mochte sein unkompliziertes Leben. Solange der Euro/Dollar-Betrag stimmte, war
das WAS eines Auftrags egal. Seine Preisliste war variabel. Abhängig von Job,
Risiko, Zeitaufwand, Angebot und Nachfrage und manchmal vom Spaßfaktor! Preise
wurden vorab vereinbart und waren dann nicht mehr verhandelbar. Aufträge waren
nicht stornierbar. Rückzahlung von Vorauskasse nicht möglich. Nicht bezahlen
nach Auftragserledigung war sehr ungesund und verkürzte durchaus die
Lebensdauer des Auftraggebers. Victor Ivan war Profi und arbeiten ohne die
entsprechende Bezahlung gehörte nicht zu seinem Repertoire. Humor auch nicht!
Versagen war nicht akzeptabel! Versagen kam bei ihm nicht vor! Victor Ivan
hatte einen guten Ruf! Das war sein Kapital für diskrete Empfehlungen.
Wer ihn beauftragte,
sollte genau wissen, was er wollte. Er bekam genau das geliefert, wofür er bezahlte.
Ganz sicher! Seinen derzeitigen Auftraggeber kannte Victor nicht persönlich.
Aber er wusste sehr genau, wer es war. Das war seine Rückversicherung. Trotz
aller paranoiden Geheimniskrämerei dieses Auftraggebers wusste Victor vom
ersten Tag an, wer ihn engagiert hatte. Sein Auftraggeber kam vor etwa drei
Jahren auf Empfehlung über die Ex-KGB-Schiene. Seitdem hatte Victor Ivan hatte
schon gut zehn Aufträge für ihn erfüllt. Kleine wie auch Große, manchmal über
mehrere Wochen, eine finale Endlösung vor Kurzem, irgendein Italiener im
Gefängniskrankenhaus.
Bezahlt wurde immer Cash
über wechselnde, geheime Briefkästen. Keine persönlichen Kontakte. Nur kurze
Auftragsabsprachen. Er bekam immer eine SMS, Prepaid oder Wegwerfhandy,
Rück-SMS, ob Interesse bestand – maximal eine Minute Telefonat. Details im
Briefkasten. Jeder Auftrag, solange er auch dauerte, hatte seine eigene
Telefonnummer. Dies war nun die Fortführung eines früheren
Observierungsauftrages. Er hatte diese Zielperson schon vor Weihnachten beobachtet,
aber durch eigene Unvorsichtigkeit auf dem Münchner Weihnachtsmarkt verloren.
Ziel dieser Obervierung: Belastendes Material sammeln – zwei eindeutige
Digitalvideos! Unterschiedliche Akteure. Zielperson: männlich, 42 Jahre,
vereinbarter Preis: 12.000,- Euro. Kohle stimmte – Spaßfaktor ging gerade noch
so durch.
Victor Ivan war soweit
zufrieden. Ein Video war schon im Kasten, gedreht vor ein paar Wochen in
Augsburg. Das Zweite war gerade im Entstehen – im Nachbarraum. Die kleine
digitale Kamera surrte vor sich hin und zeichnete fleißig auf. Filmszene:
Schwulensex. Mehr als eindeutig!
Der Stricher war seine
500,- Euro Prämie wert. Die Zielperson war so unglaublich scharf, dass sie
Victor wohl nicht mal bemerkt hätte, wenn er direkt daneben gestanden und gefilmt
hätte. Aber schwuler Sex, das war nicht so sehr Victor Ivans Ding. Es reichte
ihm vollkommen, den Film nachher bearbeiten und schneiden zu müssen.
***
Warum machte er das nur? Franz war
glücklich verheiratet, hatte zwei kleine Kinder, Haus, Autos, Hund … und
dennoch. Immer wieder wurde er rückfällig! Es war wie eine Krankheit, eine
Sucht. Er wollte es nicht, aber er konnte nicht anders! War er nun schwul oder
bi? Nein, weder noch – er war nur homosexuell. Er brauchte den harten Sex mit
Männern – groß, muskulös, derb und brutal – das waren seine liebsten
Sexualpartner! Er mochte den Schweiß, die behaarten kräftigen Arme, Brust und
Beine! Und große Schwänze, die ihn erbarmungslos nagelten. Er wollte ein wildes
Tier, kein Schmusekaterchen. Aber er liebte seine Frau! Sehr sogar! Sex mit ihr
war OK, manchmal zumindest. Sex mit Kerlen war für ihn aber Therapie,
Befriedigung, Erlösung, Entspannung. Direkt zur Sache kommen, kein Rumgezicke,
Arsch hin und rein, rein, rein. Er wollte dominiert werden – war gerne vorne.
Dieser junge Wilde war etwas Besonderes! Er musste unbedingt bald wieder nach
Dresden kommen – alleine um sich sexuell auszutoben! Zu Hause in München war es
undenkbar für ihn, seine „dunkle Seite“ auszuleben. So etwas tat man nicht
daheim! Wer weiß, wer dich sieht und wer dich erkennt. Er hatte zu viel zu
verlieren! Eine Scheidung, undenkbar! Die Kinder, das Haus, seine Frau, sein
Ruf – undenkbar. Offizielles Coming-out – niemals!
Dieser miese „Doc“ in der
Firma hatte es irgendwie herausgefunden, Franz` dunkle Seite entdeckt. Hatte
ihn seitdem immer und immer wieder erpresst:
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