Ohne Skrupel
Geld gab. Daran wäre jeder ihm bekannte IT-Spezialist gescheitert. Damit
wurden Nationalbanken, große Versicherungen und militärische Einrichtungen
geschützt. Nicht einmal JP Santa Cruz traute er zu, bis an seine geschützten
Dateien durchzudringen – und der Junge war wohl der beste Spezialist, den er
persönlich jemals getroffen hatte. Auch wenn JP immer so tat, als ob er niemals
ein Programm hacken würde, so war das sicherlich nur gespielt und vorgetäuscht.
Wenn JP es nur wollte, dann konnte er irgendwann absolut alles knacken. Aber
für die Zugriffe auf die geschützen Dateien von Franz würde sogar er mindestens
ein paar Monate für jedes einzelner seiner acht Archive brauchen.
Es sei denn... Ja, das
war eine gute Idee – das machte er am Besten gleich, bevor er es wieder
vergaß...
JP mußte Teil seines
Enthüllungsplanes werden! Dieser Junge würde ganz sicher die Öffentlichmachung
der Gaunereien veranlassen, nur für den Fall, dass die offiziellen EMails an
die Polizei doch nicht die gewünschten Untersuchungen auslösen sollten... Man
weiss ja nie, die Drahtzieher waren mächtig und einflußreich. Aber an JP würden
sie nicht denken....
Als Franz gerade an JP dachte,
fiel ihm unvermittelt das äußerst clevere und hoch effiziente
Hochverfügbarkeitskonzept ein, das dieser vor ein paar Monaten für alle
Datenbanken konzernweit eingeführt hatte. Franz dachte anfänglich, dass dies
nur eine Spielerei des Jungen sei und irgendwie mit dieser fantastischen
IBM-Informix-Datenbank-Liebe von Santa Cruz zusammenhing. Erst als alles
bereits installiert war und vom ersten Moment an unglaublich perfekt und stabil
lief, war er derart begeistert, dass er daraufhin seine gesamte Datenbankstrategie
konzernweit überdachte und alle Anwendungen in nächster Zeit ausschließlich auf
Informix umstellen ließ. Wenn JP Santa Cruz von etwas derart begeistert war,
dann nur deshalb, weil er die fachliche Kompetenz besaß, es tatsächlich zu
bewerten und mit anderen Produkten abzugleichen. Seine Entscheidung war nicht
fanatisch-emotional, sondern ausschließlich analytisch-rational. Und genau
dieses Hochverfügbarkeitskonzept mit gespiegelten Daten und Speicher-Platten
setzte Franz nun auch für seine „private Storage Unit“ und „geheimen Back-up
Dateien“ um.
Aber ein Datenpaket
dieser Größenordnung konnte nur in einem der zwei Konzernrechenzentren
außerhalb Münchens hinterlegt werden. Franz unterstanden auch die beiden
anderen Rechenzentren. Schottland war ihm zu heiß – der Schwiegersohn und
Komplize vom Doc war dort – mann konnte nie wissen. Spanien war gut. Die
IT-Kollegen dort waren faul und hatten wenig fachliche Kompetenz. Die Maschinen
waren ohnehin weit überdimensioniert und es gab genug Speicherplatz für ein
paar zusätzliche Terrabites. Er konfigurierte das System so, dass jeweils am
Donnerstag nachts zwischen 23:50 und Freitag 3:55 Uhr eine komplette
Datenspiegelung aller seiner persönlichen deutschen Daten auf die spanischen
Systeme durchgeführt wurde. Zu diesem Termin erfolgten ohnehin automatisierte
Abgleichroutinen zwischen den Rechenzentren und da fiel Derartiges am wenigsten
auf.
Franz war hoch zufrieden
mit seinem Plan! Er war klar strukturiert, folgte einer Zeitlinie und hatte ein
definiertes Endergebnis. Franz war jahrelang Projektleiter gewesen und mochte
derart gut geplante Projekte. Gute Ergebnisse konnte man nur mit genauer
Planung erreichen! Jetzt blieb nur noch die akribische Planung seines eigenen
Ablebens.
29. März 2010,
München, spät abends
Dieses vergangene Wochenende war out
of this world – meraviglioso – fantastique – wunderbar schön! In welcher
Sprache auch immer: Es war ultramegaoberaffentittengeileklasse. Und dennoch:
War JP glücklich? Wann war man wirklich glücklich? JP war soeben aus St. Moritz
zurückgekehrt und lag auf seiner Couch. Er hatte keine Lust zum Fernsehen – die
Erinnerungen waren besser als die Glotze. Viel realer! Ein schottischer Whisky,
ansonsten sein Lieblingsgetränk für verträumte Abende, war ihm im Moment ein
bisschen zu derb für seine Stimmungslage. Ein besonders feiner Calvados
erschien ihm für diesen Anlass einfach passender, sensibler, diffiziler und
angebrachter. Das bauchige Gläschen hatte den gläsernen Deckel drauf und JP
gönnte sich vor jedem Schlückchen und sanftem Schwenken des kostbaren Inhalts
eine satte Prise feinen Apfelgeruchs. Er konnte förmlich die Wiese mit den
alten Apfelbäumen
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