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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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meine Art“, erwiderte Bergmann bestimmt und schlüpfte in seine Jacke.
    Sie querten den ersten Bezirk und betraten ein Kaffeehaus am Ende der Kärntner Straße. In einem abgeschiedenen Winkel nahmen sie auf einer Polsterbank Platz, beide mit dem Rücken zur Wand. Schäfer nahm sein Telefon heraus.
    „Kennen Sie die Nummer von der MA 11?“
    „4000-8011.“
    „Woher wissen Sie das?“, fragte Schäfer verblüfft und tippte die Nummer ein.
    „Weil ich schon lang genug mit Ihnen zusammenarbeite … nein … es ist immer 4000, dann mal zwei, plus das jeweilige Magistrat.“
    „Wenn mir das früher wer gesagt hätte …“
    „Hätten Sie es jetzt auch schon wieder vergessen …“
    „Bergmann, nur weil ich Ihnen mein Leben anvertraue, heißt das nicht, dass … Grüß Gott, Major Schäfer vom Bundeskriminalamt, ich habe eine Frage bezüglich einer Adoption …“
    Wo hatte er eigentlich seinen Kopf? Er wusste, dass für solche Auskünfte in den meisten Fällen eine Genehmigung verlangt wurde. Also die Staatsanwaltschaft. Also Isabelle. Auf die Schäfer im Moment nicht sehr gut zu sprechen war. Wieso hatte sie ihn nicht angerufen, in seiner höchsten Not? Und überhaupt: Während der Feiertage war sie so gut wie nie zu erreichen gewesen, höchstens einmal eine SMS. Nur weil er selbst nicht immer verfügbar war, wenn sie es sich wünschte? Frauen.
    „Rufen Sie sie an“, sagte er zu Bergmann und holte sich eine Tageszeitung.
    Während er mit einem Ohr dem Telefonat seines Assistenten lauschte – der sich mit der werten Frau Staatsanwältin sehr gut zu verstehen schien –, blätterte er die Zeitung durch, bis er im Chronikteil auf den Artikel stieß: Nächtlicher Alarmeinsatz, Polizei hält sich bedeckt, Attentatsversuch auf Beamten, der im Fall des Kartenmörders ermittelt? Großartig, ärgerte sich Schäfer, von wegen bedeckt halten, seine Kollegen, diese Plappermäuler, dazu noch eine Bildmontage von ihm, sein Kopf in die Karte des Herzunters montiert, Schweinepriester, gibt man diesen Pressetypen einen kleinen blutigen Happen, verfüttern sie einen gleich an die Haie.
    „Was ist jetzt?“, herrschte er Bergmann an, der noch immer telefonierte, nun aber eindeutig über private Dinge mit Isabelle redete.
    „Nur die Ruhe“, erwiderte Bergmann, nachdem er aufgelegt hatte, „wir können gleich vorbeikommen.“
    „Bestens …“, murrte Schäfer, schob seine Hand in die Jacketttasche, brach eine Tablette aus der Blisterpackung und steckte sie in den Mund. Noch so einen Anfall wie in der Nacht und er könnte sich einliefern lassen.
    „Sie wissen schon, dass das auch leichter geht, oder?“, fragte Bergmann vorsichtig.
    „Was? Wie leichter?“
    „Diese Anfragen … dafür sind wir bei der Polizei, dafür haben wir ein zentrales Informationssystem …“
    „Dem traue ich nicht …“
    Bergmann rollte mit den Pupillen und trank seinen Kaffee aus.
    „Ich weiß, was das bedeutet … wenn Sie das mit Ihren Augen machen …“
    „Wie bitte?“
    „Das heißt so viel wie: Oh Gott, jetzt spinnt er wieder! … Halten Sie mich für paranoid?“
    „Nein … ich meine nur: Wer hat die Zeit, alle Anfragen, die über den Polizeiserver gehen, zu kontrollieren? Das würden wir nicht einmal selbst schaffen …“
    „Na gut … wie Sie meinen … aber weil wir schon einmal unterwegs sind …“
    „Verstehe … also steht uns heute Kafka in Wien bevor …“
    „Warum diese Vorurteile gegen unsere Ämter, Bergmann? Wir sind auch nur Beamte … Oberliga, schon klar … aber jetzt müssen wir ein bisschen Volksnähe zeigen.“
    Vor der Oper nahmen sie ein Taxi, das sie in die Landesgerichtsstraße brachte. Die Staatsanwältin hatte nicht so schnell mit ihnen gerechnet und bat sie, in ihrem Vorzimmer zu warten. Schäfer setzte sich in einen Lederfauteuil und ließ seinen Blick über die Acrylgemälde an der Wand schweifen. Sehr abstrakt, sehr impulsive Pinselführung, explosiv, ein Fuchs vielleicht, aber eher der Franz.
    „Warum grinsen Sie?“
    „Ich? Ach, nichts, die Bilder da … lustig.“
    Nach fünfzehn Minuten holte Wörner sie in ihr Büro. Schäfer erklärte ihr, was sie benötigten, und hatte kurze Zeit später die entsprechende Bewilligung in der Hand. Als die beruflichen Angelegenheiten erledigt waren, meinte Bergmann, dass er noch auf die Toilette müsse, was Schäfer und Wörner die Gelegenheit gab, sich kurz unter vier Augen zu unterhalten. Ob er getrunken hätte, wollte sie wissen. Weil er so abwesend

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