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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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angestellt?“
    „Nein. Wir brauchen nur eine Auskunft. Wissen Sie, wo er sein könnte?“
    „Der ist immer irgendwo mit dem Hund unterwegs … kann sein, dass er gleich kommt, kann sein, dass es Mitternacht wird.“
    „Wissen Sie, ob er ein Mobiltelefon besitzt?“
    „Der Günther?“ Der Mann lachte hustend. „Der ist froh, wenn er mit niemandem reden muss.“
    Schäfer nahm seinen Notizblock heraus und schrieb eine Nachricht, faltete sie und steckte sie mit seiner Karte an die Eingangstür.
    „Wenn Sie ihn zurückkommen sehen“, sagte er und überreichte dem Nachbarn ebenfalls seine Karte, „sagen Sie ihm bitte, dass er sich umgehend bei uns melden soll.“
    „Worum es geht, wollen Sie mir nicht sagen, oder?“
    „Er hat nichts verbrochen und wir werden ihn nicht festnehmen.“ Schäfer wandte sich zum Gehen. „Schönen Abend noch.“
    Auf dem Rückweg hielten sie bei einem Würstelstand und stellten sich an einen Stehtisch, der mit einem Heizpilz ausgestattet war. Schäfer bestellte zwei Paar Braunschweiger und zwei Bier.
    „Sind Sie sicher?“ Bergmann deutete auf die Bierflasche.
    „Wieso, muss ich fahren?“
    „Nein, aber möglicherweise verträgt sich das nicht so gut mit … wegen der Wechselwirkungen …“
    „Ihnen entgeht auch gar nichts“, schnitt ihm Schäfer das Wort ab.
    „Altes Polizistenleiden.“ Bergmann zuckte mit den Schultern und riss seine Semmel entzwei.
    Während Bergmann Schäfer nach Hause brachte, rief er die zwei Beamten an, die für den Personenschutz zuständig waren, und bestellte sie vor Schäfers Wohnhaus. Zuvor sollten sie noch eine Runde um den Block fahren, einen Blick auf die abgestellten Autos werfen, auf Passanten, die sich irgendwie auffällig verhielten.
    „Rufen Sie noch Bruckner an, was bei den Mechanikern herausgekommen ist?“
    „Sicher“, erwiderte Bergmann, stellte den Motor ab und öffnete die Wagentür.
    „Was machen Sie?“
    „Ich bringe Sie zur Wohnungstür …“
    „Wollen Sie nicht gleich bei mir schlafen?“ Schäfer stieg aus und holte seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche.
    „Wenn Sie das möchten …“
    Er legte Bergmann zum Abschied die Hand auf den Oberarm, bedankte sich und wünschte ihm eine gute Nacht. Nachdem er den Schlüssel innen zweimal im Schloss gedreht hatte, legte er den Mantel ab, zog die Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer. Er nahm seine Dienstwaffe ab, warf sie auf die Couch und setzte sich. Musik oder Fernsehen? Vielleicht sollte er wieder einmal lesen. Gute zehn Minuten starrte er in den Raum, ohne zu einer Entscheidung zu kommen. Dann drückte er auf die Fernbedienung und legte sich eine Wolldecke um die Schultern. Sein Körper sehnte sich nach Schlaf, doch sein Kopf wollte keine Ruhe geben. Und langsam kamen die Angst und das Zittern wieder. Dieser verdammte leere Raum. Er stand auf und holte seine Tabletten aus der Manteltasche. Drückte zwei aus der Verpackung, ging in die Küche, nahm eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank und setzte sich wieder auf die Couch.
    Das Läuten des Telefons riss ihn aus dem Schlaf. Er schaute aufs Display: zehn nach eins, eine ihm unbekannte Festnetznummer.
    „Ja … Schäfer …“
    „Holzleitner Günther … Sie wollten was von mir.“
    Schäfer setzte sich auf, worauf ihm die Waffe auf den Boden fiel, die wohl in seinem Schoß gelegen war.
    „Ja, genau.“ Er bemühte sich, seine verworrenen Gedanken zu ordnen. „Sie waren doch Schulwart in Hietzing in …“
    „Im Gymnasium in der Schlossberggasse, ja, fast dreißig Jahre.“
    „Können Sie sich an einen Florian Chlapec erinnern?“
    „Chlapec … auf Anhieb sagt mir das jetzt nichts … da müsste ich in den Jahresberichten nachschauen … was ist denn mit dem?“
    „Ach, das wäre jetzt zu kompliziert.“ Schäfer stand auf, um seine Zigaretten zu holen. „Haben Sie die Jahresberichte bei Ihnen zu Hause?“
    „Sicher“, erwiderte Holzleitner hörbar stolz, „alle Jahrgänge.“
    „Kann ich mir die ansehen … ich meine: gleich?“
    „Um die Uhrzeit?!“
    „Na ja, Sie scheinen ja auch noch wach zu sein.“
    „Na gut, dann stelle ich erst einmal einen Tee auf … mögen Sie überhaupt Tee? Ich trinke am liebsten Melissentee … der ist gut für die Nerven.“
    „Sicher, gern. Ich bin in zwanzig Minuten bei Ihnen.“
    Schäfer trank die Flasche Mineralwasser leer, drückte seine Zigarette aus und zog sich an. Er war dem Mann richtig dankbar dafür, dass er ihn angerufen hatte. Dass er ihm die

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