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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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nicht mit seiner wahren Meinung vor den Kopf stoßen wollte. Sie war eine alte Frau; was wusste er schon davon, was sie mitgemacht hatte; außerdem würde sie ihm unter Umständen wichtige Informationen liefern.
    „Essen Sie bei uns?“, wollte sie wissen, als sie beide vor der Feinkosttheke standen.
    „Wenn es Ihnen nichts ausmacht …“
    „Dann gibst du mir drei Schnitzel“, wandte sie sich an den Mann hinter der Theke.
    Während ihrer Tour durch den Supermarkt erfuhr Schäfer, dass sie am Tag ihrer Pensionierung mit dem Kochen aufgehört hatte. Nicht, dass sie es ungern getan hätte – aber irgendwann musste Schluss sein. Jetzt kochte ihr Mann für sie. Viel hielt sie nicht von seinen Fertigkeiten, gestand sie Schäfer; doch was für ein Genuss, nach so vielen Jahren im Gastgewerbe selbst bedient zu werden!
    Schäfer drängte es, sie über Chlapec zu befragen. Nur ließ sie ihm keine Gelegenheit und so musste er warten, bis sie bei ihr zu Hause waren.
    „Hubert, wir haben einen Gast!“, rief sie, als sie in den Vorraum traten.
    Einen Augenblick später wurde Schäfer von Herrn Winkler begrüßt – einem kleinen Mann, dem ein verschmitztes Lächeln ins leicht rötliche Gesicht geschrieben war, und der auf Schäfer wirkte, als könnte er trotz seiner bestimmt achtzig Jahre ein paar Meter Brennholz allein hacken.
    „Freut mich.“ Schäfer schüttelte seine Hand und folgte ihm in die Küche.
    „Was macht denn ein Polizist aus Wien hier bei uns?“, fragte Winkler, während er die Einkäufe einräumte.
    „Haben Sie von den Morden gehört … den mit den Karten?“
    „Ja.“ Der Mann hielt in seinem Tun inne und drehte sich zu Schäfer hin, der inzwischen am Küchentisch Platz genommen hatte.
    „Einen haben wir. Den anderen suchen wir noch.“
    „Und der soll hier bei uns sein?“
    „Nein“, beruhigte ihn Schäfer, „aber es gibt eine Spur, der ich nachgehen will.“
    „Aha … und wieso … also was hat das mit uns zu tun?“ Der Mann war leicht verunsichert.
    „Gar nichts. Ich habe Ihre Frau auf dem Revier gesehen und mir gedacht, dass jemand, der so lang in Murau lebt, sicher einiges weiß.“
    „Was denn zum Beispiel?“
    „Kennen Sie einen Florian Chlapec?“
    „Sagt mir im Augenblick nichts“, meinte Winkler und fuhr mit dem Einräumen der Lebensmittel fort.
    „Chlapec ist der Name des Ehepaars, das ihn adoptiert hat“, sagte Schäfer, „das muss Anfang der Siebziger gewesen sein. Wie der Junge davor geheißen hat, weiß ich nicht.“
    „Aber das müsste doch die Bezirkshauptmannschaft wissen …“
    „Wahrscheinlich“, gab Schäfer zu, „kennen Sie dort jemanden?“
    „Ja … den Wirz … der ist jetzt auch schon in Pension, aber wenn es schon so lang her ist …“
    „Haben Sie eine Nummer von ihm?“
    „Warten Sie einen Moment.“ Winkler ging hinaus und kam einen Augenblick später mit einem Adressbuch zurück.
    „Wagner, Wunderlich, Wasserrettung, Wildbachverbauung … was meine Frau da alles aufschreibt … da: Wirz. Soll ich ihn anrufen?“
    „Wenn es Ihnen nichts ausmacht …“
    Winkler nahm das Telefon und tippte die Nummer ein.
    „Hans? … Servus, der Hubert … Ja, bestimmt … Nein, da lasst mich die Anna nach letztem Jahr nicht mehr hin … Genau … Sag: Hast du einen Moment Zeit, dass du vorbeischaust? … Da ist nämlich ein Polizist aus Wien bei uns, der will was wissen über einen Bub, der adoptiert worden ist … Anfang der Siebziger, sagt er … Ja … Jederzeit … Dann decke ich für einen mehr auf … Bis gleich … Servus.“
    Er legte auf und sah Schäfer zufrieden an.
    „In zwei Stunden kommt er vorbei … muss davor noch seinen Zaun herrichten … essen wir halt einmal später … aber der kann Ihnen sicher weiterhelfen … der hat ein Gedächtnis wie ein Rabe …“
    „Hat ein Rabe so ein gutes Gedächtnis?“
    „Ja, was glauben Sie … die Viecher, die vergessen nichts …“
    „Aha“, meinte Schäfer, den erneut die Müdigkeit übermannte. „Sagen Sie: Gibt’s hier in der Nähe eigentlich eine Pension, wo ich mir ein Zimmer nehmen kann?“
    „Wir haben auch Zimmer“, erwiderte Winkler, „also, wir sind jetzt keine Pension … offiziell …“
    „Ich bin auch nicht von der Gewerbeaufsicht“, sagte Schäfer, „ich würde mich nur gern ein, zwei Stunden hinlegen … letzte Nacht bin ich nicht dazu gekommen …“
    „Ja dann.“ Winkler wirkte sichtlich erleichtert. „Anna!“
    Zehn Minuten später bezog Schäfer eine Kammer unter dem

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