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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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Bergmann erstaunt.
    „Eine Lektion in Sachen Informationsverfälschung aufgrund sozialer Ressentiments“, antwortete Schäfer süffisant. „Sie haben gesagt, ich soll es ihr beibringen … dann muss sie auch lernen, dass sie mit ihrem Mistgabelcharme nicht überall gleich ankommt und dass man ihr so unter Umständen Informationen vorenthält.“
    „Harte Schule“, gab Bergmann zu.
    „So ist es … und das blüht Ihnen jetzt auch“, erwiderte Schäfer. „Auf, auf, oder haben Sie schon die Hosen voll?“
    „Herr Jesus“, seufzte Bergmann und holte seine Sporttasche aus dem Schrank, „ich muss in meinem früheren Leben zu den ganz Bösen gehört haben.“

10
    Er stand im Badezimmer und betrachtete ungläubig die blauviolette Schwellung rund um sein Auge. Bergmann hatte ihn voll erwischt. Keine Absicht, natürlich, Schäfer selbst hatte es nach einer halben Stunde intensiven Sparringtrainings zugelassen, dass irgendein abwegiger Gedanke sich seiner Konzentration bemächtigte, worauf er die Deckung fallen ließ und Bergmanns rechte Gerade abbekam. So hatten es ihm zumindest seine Kollegen erzählt. Er selbst konnte sich weder an den Schlag erinnern, noch dass er wie ein Brett nach hinten gefallen und mit dem Hinterkopf aufgeschlagen war. Trotz Kopfschutz hatte er wohl eine leichte Gehirnerschütterung erlitten, anders waren seine Kopfschmerzen und der leichte Schwindel nicht zu erklären. Schäfer kramte in seiner Hausapotheke und nahm eine Packung Schmerzmittel heraus, drückte zwei Tabletten aus dem Blister, steckte sie in den Mund und spülte sie mit einem Schluck aus der Wasserleitung hinunter.
    Er tränkte ein Handtuch mit kaltem Wasser, wickelte es sich um den Kopf und ging in die Küche, um sich eine Eierspeise zu machen. Geistesabwesend saß er auf der Couch und schob sich eine Gabel nach der anderen in den Mund. Zu Hause zu bleiben wäre das Vernünftigste, in seinem Zustand wäre er seinen Kollegen keine große Hilfe; doch das konnte er Bergmann nicht antun; ein blaues Auge, nun gut, aber Krankenstand; Schäfer stellte den Teller auf den Couchtisch, ging ins Schlafzimmer und zog sich an.
    „Haben Sie schon über eine Selbstanzeige nachgedacht?“, frotzelte er Bergmann, als dieser ihm einen Cappuccino und ein Marzipancroissant auf den Schreibtisch stellte.
    „Chm“, machte Bergmann und setzte sich hinter seinen Computer.
    „Ich will diese Dings noch einmal befragen … und dann Rudenz, ob er etwas davon gewusst hat …“
    „Die Frau, mit der Kovacs gesprochen hat, und Rudenz wegen eines möglichen anderen Mannes“, schloss Bergmann.
    „Genau … sagen Sie, Bergmann“, fragte Schäfer mit vollem Mund, „soll ich mir die Haare schneiden lassen? Ganz kurz, so auf militärisch …“
    „Ich weiß nicht … der Winter kommt, da sind ein paar Haare nicht so schlecht … wenn man von Natur aus noch welche hat …“
    „Ach, Bergmann, diese hohe Stirn, das passt doch zu Ihnen … das betont Ihr Charisma, macht Sie männlicher … Sean Connery, sage ich nur … die Unbestechlichen …“
    „Sie haben aber nichts getrunken heute früh, oder?“
    „Nein … aber die Schmerztabletten sind schon letztes Jahr abgelaufen … glauben Sie, das ist gefährlich?“
    „Wenn, dann für mich … haben Sie das Mail von Kamp schon gelesen?“
    „Nein, was will er?“
    „Die Laskas haben bei der Staatsanwaltschaft angeklopft … dürften ganz gute Beziehungen haben … jedenfalls sollen wir noch heute eine Hausdurchsuchung machen und uns den Rudenz noch einmal vornehmen …“
    „Schau einer an … Laska mag man eben …“
    „Oje, oje“, seufzte Bergmann, „ich glaube, Sie sollten wirklich zum Friseur gehen.“
    „Ist mir Befehl“, entgegnete Schäfer und nahm das Telefon, um sich einen Termin im Salon Sylvia geben zu lassen.
    Wie immer ließ Frau Sylvia bei seinem Anblick die Kundin, die sie gerade betreute, allein und eilte ihm entgegen, um ihm seinen Mantel abzunehmen. Dann vertrieb sie eine wartende Kundin aus dem roten Kunstlederfauteuil, den sie wohl bis in alle Ewigkeit für Schäfer reserviert hatte. Warum sich die Besitzerin des Friseursalons so um ihn bemühte, konnte Schäfer nur erahnen: Seine Position als hochrangiger Polizeibeamter war bestimmt ein Argument, doch darüber hinaus ging es wohl darum, dass er ein männliches Wesen war. Ein Mann, der einen Damensalon aufsuchte, dort oft stundenlang schweigsam saß, in abgegriffenen Illustrierten blätterte, sich an belanglosen Gesprächen

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