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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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verlässliche, sondern auch eine entsprechend große Mannschaft, um den Fall in den Griff zu bekommen. Überschlagsmäßig rechnete er den Stunden- und Personalaufwand durch: Analysen, Befragungen, Telefon- und Internetprotokolle, Täterprofile … zehn Fahnder waren das Mindeste, um überhaupt Fortschritte zu machen.
    Im Kommissariat rief er Bergmann, Kovacs und Schreyer in den Besprechungsraum und informierte sie über sein Treffen mit Pürstl und Ziermann.
    „Ich passe auf ihn auf“, erklärte Kovacs zu Schäfers Überraschung.
    „Was soll das heißen?“
    „Diskreter Polizeischutz … ich habe am Wochenende noch nichts vor, da fahre ich ins Waldviertel, schaue mir die Gegend an und versuche in seiner Nähe zu bleiben.“
    „Wenn Sie das wirklich tun wollen, dann fragen Sie ihn vorher um sein Einverständnis. Sonst denkt er, dass Sie hinter ihm her sind. Ich gebe Ihnen nachher die Nummer.“
    „Das Ganze nimmt eine Dynamik an, die mich beunruhigt“, bemerkte Bergmann.
    Schäfer sah ihn verständnislos an.
    „Wollen Sie jetzt kneifen?“
    „Nein … aber … solange nur Sie eigenmächtig ermitteln, fällt das vielleicht noch nicht auf. Aber wenn sich die ganze Gruppe daran beteiligt, könnten wir ernsthaft Probleme bekommen …“
    „Die haben wir jetzt schon, diese Probleme … sonst dürften wir uns um diesen Fall ganz offiziell kümmern“, antwortete Schäfer gereizt.
    „Ganz unrecht hat Kollege Bergmann nicht“, meinte Kovacs vorsichtig. „Bis jetzt haben wir schließlich keinen einzigen Beweis, der Ihren Verdacht stützt …“
    „Und die Spielkarte in Rudenz’ Auto?“, fragte Schäfer aufgebracht, schob seinen Oberkörper nach vorne und stützte die Ellbogen auf den Tisch. Keiner seiner Kollegen gab ihm eine Antwort. Eine ungute Stille entstand, die Bergmann schließlich beendete.
    „Ich lasse Sie bestimmt nicht im Stich“, sagte er, „ich will aber auch nicht, dass wir wie die größten Idioten dastehen, wenn sich herausstellt, dass an der Sache mit den Karten nichts dran ist.“
    „Zweifel gehören immer dazu“, antwortete Schäfer beschwichtigend. Kurzzeitig hatte er tatsächlich Angst bekommen, dass sie ihm gemeinschaftlich die Unterstützung entziehen würden. „Es steht jedem von euch frei, sich in dieser Sache zu engagieren oder nicht … und wenn es schiefgeht, trage ich die Verantwortung allein …“
    „Keine Verantwortung ist immer gut“, brachte Schreyer ohne jeden Anflug von Ironie ein und lockerte damit die Stimmung.
    „Na dann fahren wir eben zweigleisig“, sagte Kovacs, nachdem sie Schreyer freundschaftlich auf die Schulter geboxt hatte.
    Schäfer sah in die Runde. Bergmann gab schulterzuckend sein Einverständnis.
    „Na gut“, sagte Schäfer abschließend, „vorerst bemühen wir uns also, das Ganze geheim zu halten, so gut es geht … also bei den Einzelermittlungen fällt euch schon irgendwas ein … aber solange es keinen Beschluss der Staatsanwaltschaft gibt, bitte topsecret. Vor allem, was die Ermittlungen zu unserem Schweizer betrifft.“
    „Also soll ich die Werkstätten in Ruhe lassen?“, wollte Schreyer wissen.
    „Nein … aber offiziell nur im Zusammenhang mit dem Range Rover und als Hilfestellung für die Niederösterreicher … auf keinen Fall nach unserem Schweizer fragen … wir wollen niemanden vorwarnen.“ Schäfer machte eine Pause. „Übrigens weiß ich es sehr zu schätzen, dass ich auf euch zählen kann.“
    Um fünf rief Schäfer seine Nichte an und teilte ihr mit, dass er mit dem letzten Zug nach Salzburg käme. Ob sie ihn am Bahnhof abholen wolle. Sie stimmte sofort zu und meinte aufgeregt, dass sie jetzt nicht länger reden könne, weil sie dann noch einkaufen müsse, weil sie ihm ja was kochen wolle. Er bat sie, nicht zu viel Aufwand zu treiben, und verabschiedete sich.
    Gemeinsam mit Bergmann verließ er um Punkt sechs Uhr das Büro. Während Bergmann sein Auto aus der Tiefgarage holte, ging Schäfer zur U-Bahn-Station. Er würde eine Kleinigkeit essen, seine Tasche packen und zum Bahnhof fahren. Es sollte ein entspanntes Wochenende werden, weg von Wien und seinen Toten – damit würde er ab Montag wieder mehr als genug zu tun haben, sagte er sich und stieg in die überfüllte U-Bahn.

23
    Ein feiner Schneeregen fiel auf die Stadt, kein Wetter, um sich lang im Freien aufzuhalten. Nachdem sie über den Mönchsberg spaziert waren, überredete Lisa ihren Onkel zu einem Besuch im Haus der Natur. Schäfer hatte diesen Ort als ein

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