Ohrenzeugen
rief der Oberstudienrat augenzwinkernd. »Hockt euch nou!«
Sie setzten sich.
»Was spielen Sie denn?«, fragte Lisa und sah Herbert in die Karten.
»Bennokel«, informierte Herr Maler knapp.
Lisa zog die Schultern hoch. Kannte sie nicht. Sah aber recht spannend aus. Silvio kam und brachte die Speisekarte.
»Ah, Buona sera Signori«, italienerte er. »Ma che bella la Signorina!«
Lisa grinste und tat geschmeichelt. Heiko verdrehte die Augen. Blödes Geschleime. Die Kommissarin bestellte einen Weißwein und Heiko ein großes Glas Cola.
»Die Spaghetti alle Vongole sehen nicht schlecht aus«, meinte Lisa.
»Keinen Salat heute?«, Heiko tat verwundert.
Lisa schnalzte empört mit der Zunge. »Wieso? Findest du, ich hätte einen Salat nötig? Sehe ich so fett aus?«
Heiko hob abwehrend die Hände. »Aber nein. Du siehst, äh…« Verdammt! So was konnte er gar nicht gut. Dabei fand er sie ganz außerordentlich hübsch. Hübsch, nett und intelligent. Eine nicht häufig anzutreffende Kombination. Eine Traumfrau sogar, nüchtern betrachtet.
Er schluckte. Silvio brachte die Getränke und fragte nach ihren Wünschen. Lisa bestellte mit trotziger Miene die Spaghetti alle Vongole und Heiko eine große Pizza Hawaii. Nun hatten die Herren offenbar ihre Binokel-Runde beendet und notierten das Ergebnis auf einem von Silvios Bestellblöckchen.
»Und, seid ihr schon weiter?«, wollte Herr Held wissen und nippte an seinem Hefeweizen. »Aweng«, meinte Heiko. »Wir hätten aber da noch ein paar Fragen.«
Die Herren machten Nur-zu-Bewegungen mit den Händen. Heiko räusperte sich. »Also. Mich würde jetzt mal interessieren, wie jeder von euch den Weidner so gefunden hat. Ganz konkret. So persönlich, meine ich. Und ihr dürft ruhig ehrlich sein, wir finden das sonst sowieso raus.«
Die Stammtischbrüder warfen sich etwas verunsicherte Blicke zu.
»Wir waren halt Kumpel!«, sagte schließlich Herr Maler. »Vom Verein halt, und vom Silvio.«
»War Herr Weidner ein Nazi?«, fragte nun Lisa. Sofort gab es großes Gelächter am Tisch.
»Nazi! Ha! Maadle, der wor scho reechd.«
»Aber sein Schäferhund heißt Adolf«, wandte Lisa ein.
Herbert meldete sich nun zu Wort.
»Der hat bloß was gegen Ausländer gehabt, die nix schaffen und hier rumschmarotzen und vom deutschen Staat leben. Und die können ja auch wirklich wieder dahin zurückgehen, wo sie hergekommen sind!«
Lisa verkniff sich eine erschöpfende Antwort, weil Diskussionen hier wohl sowieso nichts gebracht hätten. Sie war der Meinung, dass man im Leben entweder Glück oder Pech haben konnte und dass man sich auf seine Nationalität nicht das Geringste einzubilden brauchte.
Herr Maler und der Oberstudienrat enthielten sich.
»Hatte denn der Herr Weidner auch ein Problem mit Herrn Campo?«, bohrte Lisa weiter.
Herbert nippte am Bierschaum. »Quatsch. Der Silvio ist doch schon lang da. Und ein rechter Kerle ist er auch. Der ist schon in Ordnung. Den meine ich damit auch gar nicht!«
Die Tür ging auf und ein junger Mann mit schwarzen Haaren und Lederjacke kam herein. Er verschwand sofort in der Küche.
»Wer ist das denn?«, fragte Lisa.
»Der Marco! Das ist dem Silvio sein Sohn!«
»Und was schafft der?«, fragte Heiko.
»Nix! Der is über 30 und wohnt noch daheim. Arbeitslos. Solche mein’ ich, wenn ihr versteht, was ich mein!«, antwortete Herr Winterbach bedeutsam und blickte beifallheischend in die Runde.
»Und wie wart ihr denn nun auf den alten Weidner zu sprechen?«, beharrte Heiko.
»Ha, reechd«, urteilte der Oberstudienrat und stierte in sein Glas. »Aweng ordinär, wenn ihr mich fragt!«
Lisa horchte auf.
»Die Maria hat erzählt, dass die Erna gesagt hat, er hätte sich nur noch um die Hasen gekümmert.« Held nahm einen Schluck aus seinem Glas.
»Dann wird das so sein, wenn die das sagt«, brummte Maler.
»Obwohl ich ja auch schon mal gedacht habe, die bescheißt ihn!«, warf Herbert ein und streckte nachdenklich den Zeigefinger aus.
»Quatsch«, warf der Oberstudienrat trocken ein, der heute mal wieder Strickweste trug. »Das kann gar nicht sein.«
»Wieso denn nicht?«, fragte Maler. »Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass der die noch angemacht hat, der versoffene alte Sack. Und sie ist ja eigentlich eine recht Hübsche.«
Herr Held winkte ab. »Ii glaab des net.«
»Sie denken also, dass Frau Weidner ein Verhältnis hat!«, stellte Lisa, an Maler gewandt, fest.
»Awwa«, winkte Herr Held noch mal ab, als er sah, wie die
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