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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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dünnen Schicht Zuckerguss. Nicht schlecht.
    »Das essen wir jetzt öfter, okay?«, meinte sie. Heiko zwinkerte ihr zu und nickte.
     
    Sie trafen sich in der Galerie. Die ›Galerie‹ war nicht etwa eine Kunsthandlung, sondern eine Crailsheimer In-Kneipe der gehobenen Kategorie. In dem zweistöckigen Café, dessen Frontseite von unzähligen langen Lichterketten illuminiert wurde, kam die Crailsheimer Szene zusammen. Heiko war die Galerie recht, trotzdem fühlte er sich anderswo wohler. Simon hatte die Location vorgeschlagen, er war hier Stammgast.
    Der Kriminalobermeister hatte sich extra ein weißes Hemd angezogen, eine Krawatte umgebunden und seine Haare zur Mittelscheitelfrisur geklebt. Fast tat er Heiko ein bisschen leid, er war wirklich nicht besonders gesegnet, was seine Optik betraf. Immerhin war er nett– aber das tat im Moment nichts zur Sache. Jetzt galt es erst einmal, Lisa davon abzuhalten, auf dumme Gedanken zu kommen.
    Uwe hatte sich in seine Freizeit-Rocker-Kluft geworfen und hatte schon erklärt, mit seiner Harley gekommen zu sein. Um cool zu wirken. Verdammt, soweit Heiko wusste, war Uwe gerade ebenfalls Single. Es lief also auf einen Kampf um Lisa hinaus.
    Lisa. Sie sah unglaublich gut aus– sie trug einen grauen, sehr tief dekolletierten Pullover, der ihre Vorzüge hervorragend zur Geltung brachte.
    Die Farbe ihrer Jeans hätte wohl keiner der drei Männer benennen können, denn der Pullover war wirklich– nun, auffällig. Dazu hatte sie ihr langes blondes Haar zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden und war dezent geschminkt. Ihre blauen Augen funkelten, wenn sie lachte, und sie lachte gerade, als Simon einen Witz erzählte. Sie mochte ihn offenbar.
    Nun gut, Simon war nicht wirklich Konkurrenz. Uwe schon eher. Auch, wenn seine Glatzen-Rocker-Optik sicherlich nicht jedermanns– oder jederfraus– Sache war, so wirkte er doch sehr maskulin.Wie ein echter Kerl eben.
    Heiko musste aufpassen, dass er neben dem Spurensicherer nicht wie ein kleiner Junge wirkte.
    Er räusperte sich männlich und nahm einen Schluck aus seinem Bierglas. »Und, Lisa, gefällt dir unser schöner Landstrich?«, fragte er dann mit tiefer Stimme.
    Lisa nippte an ihrem Wein. »Nun, sagen wir mal so, das Ganze hat Vor- und Nachteile.«
    »Gell, des sag ii au emmer. So a grooße Schdadt wia Stugart is scho schööner!«, meinte Simon sofort.
    »Quatsch«, schoss Uwe zurück und funkelte den Schwaben bedrohlich an. »Wie kann’s bei den Schwaben schön sein! Die mit ihrer Kehrwoch!«
    »Aber die Kultur«, versuchte Simon einzuwenden, nachdem er heftig geschluckt hatte.
    »Mir ham hier auch Kultur. Das Volksfest. Das Wirtefest!«, dröhnte der Spurensicherer.
    »Und sogar das Kulturwochenende«, ergänzte Heiko, weil ihm aufgefallen war, dass Uwe ausschließlich Saufanlässe zur Kultur rechnete. »Und das Mittelalterbad im Stadtmuseum. Und das Geigenbaumuseum natürlich!«, fügte er schnell noch hinzu.
    »Kulturwochenende?«, fragte Lisa.
    »Ja«, erklärte Heiko, »das ist im Sommer und da gibt es wirklich coole Aktionen. So Ausstellungen und Performances und so Zeug!« Er verschwieg dabei, dass er mit den meisten Bildern auf diesen Ausstellungen nichts anfangen konnte. Weil man nicht erkennen konnte, was darauf war. Insgeheim teilte er Kunstwerke in fünf Sparten ein.
    ›Bild‹, das hieß, dass das Kunstwerk als Bild anerkannt wurde und ins Wohnzimmer gehängt werden konnte.
    ›Für d’Garaaasch‹, das hieß, dass das Bild gerade noch so gut war, dass er es in seiner Garage aufhängen würde– wenn er eine hätte.
    Bilder, die zwischen diesen beiden Kategorien lagen, waren ›für den Gang zur Garaaasch‹. Dann kamen Kunstwerke, die ›wenigstens noch brannten‹, weil sie aus Holz, Papier oder anderen brennbaren Materialien waren– sie konnten also in Notzeiten als Wärmequelle dienen. Alle anderen Kunstwerke fielen in die Kategorie ›Das brennt nicht mal mehr‹ und waren somit nicht nur unästhetisch, sondern auch gänzlich nutzlos.
    Verdammt, er hatte nicht aufgepasst. Schon hatte Simon Lisa in ein Gespräch über moderne Kunst verwickelt.
    Lisa zeigte sich überaus interessiert, hatte sinnend das schöne Kinn in die Hand gestützt und lauschte den Ausführungen des kleinen Schwaben.
    Heiko musste etwas tun.
    »Und, wie findest du unseren Chef?«, fragte er und wechselte somit das Thema.
    Lisa blinzelte. »Ja, nett«, sagte sie dann. »Oder nicht?«
    »Manchmal spinnt er schon«, schaltete sich Uwe

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