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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Teller hin.
    »Guader Eebirasalood, gell?«, sagte nun Held.
    Lisa runzelte die Stirn.
    Heiko grinste. »Eebirasalood«, wiederholte er genüsslich. »Das heißt Kartoffelsalat. Die Erdbirne.«
    »Ah ja.«
     
    Nach dem Kaffee standen die Ermittler auf und setzten sich zu Maximilian Weidner und seiner Verlobten, die sich als Charlotte Scheuerle vorstellte. Eine ausnehmend hübsche Person, wie Heiko fand, blond gelockt und puppengesichtig. Einen Tick zu puppig für seinen Geschmack, aber er beschloss, sie trotzdem anzuhimmeln.
    »Schon schlimm, wenn der Vadder stirbt«, begann er.
    »Wissen Sie, wir hatten ja kaum Kontakt!«, sagte Maximilian in perfektem Hochdeutsch. Sogar mit stimmhaftem S. »Stuttgart ist doch nicht aus der Welt«, schaltete sich nun Lisa ein, überglücklich, auch mal wieder was zu verstehen.
    »Das stimmt schon«, gab Charlotte zu, ebenfalls auf Hochdeutsch, jedoch mit deutlichem schwäbischen Einschlag. »Aber der Maximilian meint immer, in der Stadt könnt’ man halt viel mehr machen. Ich find’s auf’m Land ja nett!«
    Sie lächelte huldvoll wie eine Gräfin, die sich gnädigerweise zu ihren Untertanen herablässt.
    »Das Studium ist sehr anstrengend«, beeilte sich Max zu versichern. »Da bleibt wenig Zeit.«
    »Aber Ihr Vater hat Sie doch finanziell unterstützt, oder?«, fragte Lisa weiter.
    Max nickte. »Und dafür bin ich ihm auch dankbar.«
    »Aber sonst haben Sie mit Ihrer Familie nichts mehr zu tun«, stellte Heiko fest.
    Der Student faltete die Hände. »Andere Welt«, meinte er, »anderer Planet.«
    »Und jetzt?«, forschte Lisa weiter.
    Charlotte erzählte: »Max arbeitet nebenher bei meinem Vater in der Firma. Da kriegt er später auch mal eine Stelle. Wir haben eine Möbelfabrik, wissen Sie!«
    »Und erben Sie jetzt auch was?«, wollte Heiko wissen.
    »Jeder von uns kriegt 10.000 Euro«, antwortete Max. Den Hof und auch etwas Geld kriegt die Mutter und Herbert kriegt 20.000«, informierte er.
    »Ärgert Sie das?«, fragte Lisa.
    Max zog die Augenbrauen, die wie gezupft aussahen, hoch. »Dann hätt’ ich eher den Herbert umgebracht. Und die Mutter und den Vater. Oder?«
    »Die DNA-Probe von Ihnen haben wir ja.«
    »Ja, aber der Polizist hat gemeint, es gehe darum, wer die Axt angefasst habe. Und eins kann ich Ihnen sagen: Ich hatte das Ding noch nie in der Hand.«
    Er lächelte gewinnend und Charlotte ließ ein Lachen erklingen, das zu einer Puppe bestens gepasst hätte.
     
    »Und? Was denkst du?«, wollte Lisa wissen, als sie wieder im Auto saßen.
    »Ich denke, wir sollten heut Abend ins Peanuts«, schlug Heiko vor. »Dann können wir auch gleich das Alibi von Silke und Marco überprüfen. Hast du Lust?«
    Lisa nickte: »Okay.«
    »Du hast hoffentlich nichts dagegen, wenn ich meine Mitbewohnerin mitbringe?«, fragte er weiter.
    Lisa zog die Augenbrauen zusammen und fand das etwas seltsam. Aber warum nicht.
    Sie zuckte die Achseln.
    »Also gut, wir holen dich um acht ab!«
     
    Lisa stand vor dem Spiegel in ihrem Bad. Konzentriert trug sie Mascara auf ihre hellen Wimpern auf. Sie kam so selten raus aus diesem Kaff.
    Hinter ihr streunte Garfield durch den Flur, in Richtung Küche, zur Futterschüssel. Der rotgelb getigerte Kater war ihr Freund. Ihr einziger Freund, um genau zu sein, zumindest hier in Hohenlohe.
    Hohenlohe– das hatte sich sehr poetisch angehört in der Stellenausschreibung. Wenn sie geahnt hätte, worauf sie sich einließ!
    Sie erinnerte sich noch gut an den Schockzustand der ersten paar Tage. Die Leute hier redeten ein komisches Kauderwelsch, das mit Deutsch nicht mehr viel gemeinsam hatte.
    Sie waren teils verschroben, teils abweisend. Und es war schwierig, mit ihnen warm zu werden, weil sie Fremden gegenüber misstrauisch waren, zumindest erst einmal.
    In den Dörfern gab es dampfende Misthaufen und Schweineställe.
    Kein Theater, geschweige denn eine Oper. Und das Hohenloher Tagblatt informierte über die Nichtigkeiten, die hier passierten.
    ›Mord an Kleintierzüchter‹ war wohl die aufregendste Schlagzeile in der Geschichte des HTs gewesen.
    Langweilig.
    Aber so langsam gewann sie den Eindruck, dass man ein bisschen Insiderwissen brauchte, um sich hier zu amüsieren.
    Jedoch konnte sie sich ja nicht einfach ins Café setzen und darauf warten, dass sich jemand mit ihr anfreundete, gnädigerweise sozusagen.
    Und zum Chatten war sie zu stolz, oder vielmehr, sie traute sich nicht so recht. Denn wer weiß. Schwierig war die Sache mit den Freunden,

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