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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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hatte aber nicht den Eindruck, dass einer von ihnen irgendwie zögerlich schrieb oder seine Schrift zu verstellen versuchte.
    Der Kommissar betrachtete das Geschriebene und steckte den Notizblock dann weg. »Danke, meine Herren.«
    »Und was sollte das jetzt?«, wollte Hedwig Maler wissen und wirkte irgendwie schockiert.
    »Wir werden euch das Ergebnis mitteilen, wenn es für euch relevant sein sollte.«
    Marco stand auf und ging hinaus.
    »Wo geht der denn jetzt hin?«, fragte Maler.
    »Er raucht eine«, erklärte Silvio.
    »Gute Idee«, befand Heiko und folgte ihm.
     
    Der Tag war deutlich wärmer als alle bisherigen und der Frühling hatte vollends gesiegt. Heiko stellte sich neben Marco und zündete sich ebenfalls eine Kippe an. Sie rauchten schweigend. Nach gut einer Minute fragte Heiko in sehr förmlichem Hochdeutsch: »Darf ich Sie fragen, wie Ihr Verhältnis zum alten Weidner war?«
    Marco sah ihn irritiert an und sagte dann: »Mit mir kenna Se normal schwätza!«
    Heiko grinste. Also gut. Normal. »Und?«
    Ein weiterer tiefer Zug verschwand in Marcos Lunge. »Ha, wie soll’s scho gwesa sei. War halt a sturer alter Sack, der Weidner. Aber ii hob en ja aa net sou guat kennt!«
    Heiko nahm einen Lungenzug und gab ein zweifelndes »Hm« von sich. »Ii hätt jetz denkt, dass ihr eich aweng besser kennt hebt! Wor ja praktisch Ihr Schwiegervatter, odder?«
    Marco hätte vor Schreck fast die Kippe fallen gelassen. »Aber woher?«, fragte er entgeistert. Heiko zog die Augenbrauen hoch. »Aa d’Bulla geha ab und zu mol in da Epfel!«
    Marco stierte missmutig den Boden an. »Des ist abber was Ernschtes, mit der Silke und mir. Net, dass ihr moont!«
    Heikos Kippe glühte rot auf.
    »Des glaawi scho«, beruhigte er. »Aber das wirft aweng a anders Licht uff die ganze Sach– und uff Ihr Beziehung zum Weidner!«
    Marco seufzte. »Oomol hat d’Silke ihn gfroocht, wie er’s fänd, wenn ii mit era zsamma wär. No hat er se stundalang oubläägt und no gschriea, sie bräucht gor nimme hamm kumma un er hätt no koo Dochder mehr un sou an Scheiß!«
    Heiko schnaubte verständnisvoll.
    »Mir wär des ja egal gwee«, sagte er. »Ii wär aa mit era zsammazoucha. Awwer im Moment…«
    Er hob die Schultern und seufzte.
    »Und no kummt eich jetz die ganze Gschicht doch grood reechd, odder?«, stellte Heiko fest. »Ii hobb en net umbroochd. Und die Silke hat en gliebt, trotz allem. Obwohl er se behandelt hat wia da letschda Dreeg, un obwohl er sou a Arschloch wor«, verteidigte sich Marco.
    »Wo woora Sie denn am Mändich nachts um oons?«, fragte Heiko.
    Marco überlegte. »Beim Blumi wor ii. Im Peanuts. Mit dr Silke.«
     
    Drinnen waren inzwischen die Würstchen mit Kartoffelsalat serviert worden und die Leute schlangen die Hausmannskost eifrig in sich hinein.
    Da alle mit Essen beschäftigt waren, war es verhältnismäßig leise. Nur Leon rannte quietschend quer durch den Raum, um gleich darauf von seiner Mutter eingefangen zu werden.
    Heiko widmete sich nun ebenfalls der lecker und knusprig aussehenden Bratwurst. Und spürte zum ersten Mal an diesem Tag, wie hungrig er eigentlich war.
    Lisa legte ihm stumm eine Hälfte ihrer Wurst auf den Teller. Zu viel für sie. Typisch Frau.
    »Und des is jetz also der Maximilian Weidner?«, fragte Heiko in die Runde und wies mit dem Kopf auf den jungen Mann am Tisch der Weidners, den er noch nicht kannte.
    Alle kauten.
    Dann schluckte Frau Maler geräuschvoll und kommentierte: »Des is ja a Wunder, dass der sich blicka lässt. Dr Alt hatem alles zoohlt, awwer der hat net viel von em wissa wella.«
    Heikos Rechnung war aufgegangen. Es ließ sich viel herausfinden, wenn man die Leute zum Tratschen animierte.
    »Und die Fraa newwam?«, schob er nach.
    »Des is sei Tussi«, gab Frau Maler flüsternd Auskunft. »A schwäbische Induschdrielladochder. A reechde Schnalla is die. Verheiert sins awwer net!«
    »Aber verlobt«, schaltete sich nun Marco ein, der inzwischen wieder an seinem Platz saß. »Mit dem Max hab’ ich mich immer gut verstanden, anders wie mit dem Karl!«
    Heiko hatte seine Bratwurst vertilgt und wandte sich nun Lisas Restwurst zu.
    Karl Weidner wäre auch nicht gerade seine erste Wahl für einen Kumpel.
    »Der is scho reechd«, fügte Marco hinzu.
    »Die waren schon als Kinder in der Grundschule befreundet«, erklärte nun Silvio.
    Lisa hatte den Kartoffelsalat kaum berührt, und als Heiko ihn mit hungrigen Blicken taxierte, schob sie ihm wortlos, aber lächelnd, ihren

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