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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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sich.
    »Willst du nicht lieber ein Date mit mir ausmachen? Wir– äh– könnten ein bisschen über den Fall reden«, schlug er vor, während er sie umfasst hielt.
    Lisa schien abzuwägen. Theatralisch. »Und ich könnte was kochen«, lockte Heiko.
    »Du kannst kochen?«, fragte Lisa und es klang etwas verwundert. Sie hätte ihn eher in die Dosenravioliecke gesteckt.
    »Sita hilft mir«, meinte der Kommissar ein bisschen beleidigt und Lisa lachte.
     
    Lisa stieg von ihrem Motorrad und nahm den Helm ab. Hier wohnte er also. Ein Wohnblock. Na ja. Hübsch war das nicht. Aber sie war gespannt auf die Wohnung.
    Sie klingelte und hörte umgehend das Summen des Türöffners.
    »Dritter Stock«, sagte Heiko durch die Sprechanlage und war gleich wieder weg.
    Lisa stieg die schmalen Treppen hoch. Schließlich befand sie sich vor der Wohnungstür aus dunklem, altem Holz. Sie stand einen Spalt offen und Lisa drückte sie auf. Augenblicklich erhob sich wütendes Gekläff. »Scht, Hund!«, machte Heiko und eilte zur Tür.
    »Ich bin’s doch nur, Sita!«, meinte Lisa lachend. Die Dackeldame knurrte noch kurz, erhielt aber sofort einen Klaps von ihrem Herrchen. Brav schnupperte sie dann an der Hand der Besucherin und trat schließlich mit gnädigen Blicken beiseite.
    »Nett von dir«, meinte Lisa und Heiko küsste sie flüchtig. Dann nahm er ihr die Jacke ab. Die Wohnung roch leicht verraucht. Klar, er rauchte ja. Das war etwas, was sie ihm längerfristig würde abgewöhnen müssen. War ja schließlich ungesund. Obwohl sie zugeben musste, dass ein rauchender Kerl schon was hatte.
    »Essen ist gleich fertig«, meinte Heiko und bat sie ins Wohnzimmer. Dort hatte er eine kleine Essecke, wo er schon den Tisch gedeckt hatte. Das Geschirr glänzte und in einem hohen silbernen Leuchter steckte eine Tafelkerze und verbreitete anheimelndes Licht. Die Stoffservietten passten zur Tischdecke.
    Lisa pfiff durch die Zähne. »Wow! Nicht schlecht«, lobte sie. Jedoch folgte sie Heiko in die Küche, anstatt sich zu setzen. »Was gibt es denn?«, fragte sie neugierig.
    Die Küche wirkte recht antiquiert, eine beige emaillierte Uhr hing über der Tür und tickte unglaublich laut. An einer Leiste über der Arbeitsplatte gab es ein ganzes Arsenal von Küchenutensilien, darüber ein immenses und gut gefülltes Gewürzregal. Ein großer Teil der Arbeitsplatte war durch eine High-Tech-Kaffeemaschine belegt und aus dem Ofen leuchtete es verheißungsvoll.
    »An Bolla Fleisch un a Rängele Eebira.« Heiko lachte schallend über Lisas Geblinzel.
    Doch Lisa hob den Zeigefinger und legte ihn sinnend auf die Lippen. »Eebira, warte, sind Kartoffeln, nicht?«
    Heiko applaudierte theatralisch. »Sehr gut!«, lobte er.
    »Aber was um Himmels Willen ist ein Rängele?«
    »Eine Pflanzreihe im Acker«, erklärte Heiko.
    »Ah, und das gibt es heute?«
    »Heißt einfach viel!«, präzisierte er.
    Lisa lachte. »Soso. So maßlos sind die Hohenloher also!«, tadelte sie mit ironischem Unterton und schnalzte mit der Zunge.
    »Und was ist ein Bolla?«, fragte sie weiter.
    »A Bolla– äh, eine Kugel, aber irgendwie zusammengeballter, schwierig zu erklären, jedenfalls auch viel, ganz schön viel!«
    »Und was für Fleisch gibt es?«, wollte Lisa wissen.
    »Es gibt Rumpsteak an Herzoginkartoffeln auf gegrilltem Gemüse«, erläuterte Heiko im Tonfall eines versnobten Kellners im Fünf-Sterne-Restaurant.
    Sita bellte auffordernd von der Türe her und setzte probeweise eine Pfote in die Küche.
    »Raus hier, du Vieh!«, schimpfte Heiko und der Dackel verzog sich winselnd und beleidigt in sein Körbchen.
    »Die Arme!«
    »Die kriegt eh wieder was«, brummte Heiko. »Setz dich ins Wohnzimmer, ich bring gleich das Essen«, bat er und drehte Lisa den Rücken zu.
    Lisa verzog sich und setzte sich an den Esstisch. Sofort kam Sita und kroch unter den Tisch.
    Lisa lachte. »Du weißt, wann es was gibt, nicht?«, sagte sie und kraulte das struppige Fell. Neugierig sah sie sich um. So wohnte er also. Nicht schlecht. Ein bisschen zu clean vielleicht, sie war mehr für bunt.
    Überwiegend weiß und Chrom, eine Schrankwand à la Verner Panton, natürlich ein großer Fernseher mit DVD-Player, Lautsprechern und allem Drum und Dran, im Chromregal eine verblüffend kleine und wahrscheinlich erstaunlich leistungsfähige Stereoanlage, aus der irgendeine Kuschelrock-CD dröhnte.
    Wie süß! Wollte er sie verführen? Er würde enttäuscht werden, so schnell würde sie nicht zu haben

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