Ohrenzeugen
sein.
Aber längerfristig war sie da durchaus aufgeschlossen.
Die Tür schwang auf und Heiko stellte eine silberne Platte, auf der vier Steaks lagen, auf den Tisch.
»Soll ich?«, rief Lisa.
»Nein, auf keinen Fall«, antwortete Heiko. Als Nächstes brachte er eine große Schüssel mit Herzoginkartoffeln, die selbstgemacht zu sein schienen. Nicht schlecht! Dazu eine Platte mit Gemüse, das ganz und gar nicht wie Tiefkühlgemüse aussah. Und einen Korb mit Brot, ferner eine Schale mit Kräuterbutter, die wohl ebenfalls eine Eigenkreation war, und einen orangeroten Dip mit Chilistücken drin. Schließlich trug er noch eine Karaffe herein, die einen dunkelroten Wein enthielt.
»Hast du das alles selbst gemacht?«, wollte Lisa wissen, während Heiko noch einen Platz für eine Stielvase mit einer einzelnen roten Gerbera suchte.
»Klar, ist doch Ehrensache!«, meinte er. »Tiefkühlkost gibt’s bei mir net! Zumindest net für Gäste!«
Mit theatralischer Geste schenkte er den Wein in zwei langstielige Gläser, und sie stießen an. »Auf…«, Heiko schien zu überlegen. »Auf die baldige Aufklärung des Falles!«, bestimmte er schließlich unbeholfen. »Und auf unseren schönen Abend, oder?«, fügte Lisa hinzu. »Oder nicht?«
»Doch, natürlich!«, Heiko nickte eifrig. Dann tat er ihr ein Steak, einige Kartoffeln und eine ordentliche Portion Gemüse auf, bevor er für sich selbst schöpfte.
»Mmh, das sieht aber lecker aus«, lobte Lisa, und auch Sita streckte interessiert ihre Schnauze unter der Tischdecke hervor.
»Fang an!«, forderte Heiko sie ein bisschen unbeholfen auf. Das ließ sich Lisa nicht zweimal sagen. Es schmeckte fantastisch. Das Fleisch war perfekt. So wie alles andere auch.
»Lecker, richtig gut«, wiederholte Lisa und Heiko machte »Hm«.
Und dann unterhielten sie sich. Sie unterhielten sich prima. Über ihre Beziehungen. Über Tiere. Über den Fall. Und schließlich saßen sie auf dem Sofa, bei einem weiteren Glas Wein und selbst gemachter Crème brulée.
»Schmeckt hervorragend!« Lisa wuschelte mit ihrer freien Hand durch Heikos Frisur. Er lächelte verlegen. Sie hob noch einmal die Hand und liebkoste sein Haar. Es gefiel ihr. Es war sehr schwarz und sehr dicht. Und es hatte eine gute Länge.
Sita hechtete aufs Sofa und klemmte sich demonstrativ zwischen sie. Die beiden lachten.
»Na, eifersüchtig?«, fragte Lisa und knuddelte den Hund, der sich das anstandslos gefallen ließ. »Was meinst du, wer war es?«, fragte Lisa nun, während sie gedankenverloren weiterhin Haarsträhnen zwirbelte.
»Hm, ich weiß nicht so recht. Was denkst Du?«
»Also, ich denke, es war Marco. Marco Campo. Der hat nicht nur ein Motiv!«
»Ja, aber dem traue ich das irgendwie nicht zu. Der ist ein guter Kerl.«
Lisa nippte am Rotwein und naschte von der Creme. »Na ja! Immerhin so integer, dass er seinen Vorgänger verdrischt!«
Heiko erhob Einspruch: »Das ist nicht bewiesen! Und wie gesagt, wenn… ich könnte es verstehen. Ich kann es auch nicht leiden, wenn einer Frauen verprügelt, und würde da auch für gar nichts garantieren!«
»Du würdest also…«, meinte Lisa und zwirbelte nun eine ihrer eigenen, blonden Haarsträhnen, »meinen Ex verdreschen, wenn er mich verprügelt hätte?«
»Klar!«, sagte Heiko grinsend, wobei er Lisa ein bisschen an Tarzan erinnerte, und trank Wein. »Hat er?«
»Natürlich nicht! Aber wie männlich!«
Lisa amüsierte sich köstlich und dachte bei sich, dass Heiko schon ein richtiger Kerl wäre.
Eine Pause entstand, in der Lisa wieder am Wein nippte und schließlich ihren Blick im Wohnzimmer schweifen ließ. Er blieb dann neben der Stereoanlage hängen, wo auf dem Boden ein Gitarrenständer mit einer schwarz lackierten E-Gitarre stand.
»Du spielst Gitarre?«
Heiko brummte zustimmend. »Früher, in der Schulband, da war ich der Gitarrist.«
»Bestimmt sind alle Mädels auf dich abgefahren!«
Heiko grinste verlegen. »Manche.«
»Spielst du mir was vor?«
Heiko zierte sich.
»Bittöööh!«, machte Lisa.
»Ich hab’ schon so lange nicht mehr gespielt.«
»Ach, das verlernt man doch nicht!«
»Um diese Zeit… im Mietshaus…«
»So spießig kenne ich dich ja gar nicht.«
»Also gut! Was willst du denn hören?«
»Was kannst du denn?«
Heiko überlegte. Was er konnte, waren meist rockige Sachen. Unromantische Sachen.
»Ich könnte dir das Solo aus ›November Rain‹ vorspielen.«
»Ja, wunderbar, ich liebe Guns’n’Roses!«, freute sich Lisa.
Weitere Kostenlose Bücher