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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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man es merkt«, konstatierte der Spurensicherer. »Auch in Ihnen könnte ein Monster stecken, theoretisch.«
    Der Kleintierzüchter schüttelte heftig den Kopf. »Nein, zu so was wäre ich nicht fähig. Ich bin unschuldig, das müssen Sie mir glauben.«
    Der Rocker legte die Stirn in Falten. »Wenn Sie unschuldig sind, dann haben Sie ja nichts zu befürchten.«
    Maler schluckte. »Aber manchmal, da kommen doch auch Unschuldige in den Knast, oder? Den Knast würde ich nämlich nicht ertragen.«
    Der Spurensicherer nickte. »Ja, das lässt sich manchmal nicht vermeiden. Immerhin sind wir ja auch nur Menschen und keine Hellseher. Wer wirklich unschuldig ist, das weiß oft nur der Liebe Gott.«
    »Aber…«
    »Aber Sie dürfen unbesorgt sein, Herr Maler. Wir machen unsere Arbeit gut, auch, wenn wir nicht perfekt sind. Und das mit den DNAs und so ist fast immer eine eindeutige Sache.«
    Maler wandte sich zum Gehen. Schon in der Tür, drehte er sich noch einmal um.
    »Eine Sache noch«, begann er und es klang sehr unsicher.
    »Ja?«
    »Könnten Sie es mir sagen, wenn sich herausstellen würde, dass, nun ja, ich meine wegen dem Max.«
    »Selbstverständlich.«
     
    »Und?«
    »Was, und?«
    Hedwig verdrehte die Augen. Sie nahm drei Wurstscheiben und legte sie mit spitzen Fingern auf ihr Butterbrot. »Gibt es nichts zu erzählen? Ich meine, die rücken hier mit dem Polizeiauto an und holen dich ab, zum Verhör, und es gibt nichts zu erzählen?«
    Maler starrte auf das gepellte Ei, das vor ihm lag und in das er nur allzu gern kommentarlos gebissen hätte. Aber Hedwig hatte recht. Er war ihr Rechenschaft schuldig.
    »Sie verdächtigen mich«, sagte er so neutral wie möglich und biss dann doch in sein Ei.
    »Und wie kommen sie dazu?«
    Hedwig hörte auf zu kauen.
    »Du weiß doch, dass ich und die Erna früher mal…, nun ja.«
    Hedwig lachte und es war laut und hysterisch.
    »Wegen der alten Geschichte? Das kann doch nicht sein.«
    Maler sah sie an. In ihre blauen Augen. Schöne Augen hatte sie, seine Hedwig. Es stimmte, was er gesagt hatte. Er hatte sie lieben gelernt. Aber die Kommissarin hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Er wusste, dass er Erna viel mehr geliebt hätte, viel mehr. Sie hätte er nicht erst lieben lernen müssen.
    Und dass er mit ihr glücklicher gewesen wäre, das wusste er auch. Aber das war ja nicht Hedwigs Schuld. Sie waren zufrieden und sie hatten ein schönes Leben. Sie hatten einen netten Sohn.
    Er, Maler, hatte bis zur Rente einen guten Beruf gehabt. Er konnte zufrieden sein. Und Hedwig konnte bestimmt nichts dafür.
    Er seufzte. »Es ist ein Liebesbrief an die Erna aufgetaucht, einer vom letzten Jahr, und der soll laut dem Graphologen von mir sein. Angeblich.«
    Hedwigs Blick verfinsterte sich. Sie biss erneut in ihr Wurstbrot und sagte minutenlang gar nichts. Es war so still, dass Maler die Wanduhr ticken hören konnte.
    Dann fragte sie: »Und? Ist er von dir?«
    Maler öffnete den Mund, aber Hedwig hatte schon die Hand auf seinen Arm gelegt und schüttelte vehement den Kopf. »Entschuldige. Du weißt, dass auch in mir diese alte Geschichte noch brodelt, Fritz. Aber ich denke nicht, dass du…«
    »Das habe ich auch nicht.«
    »Gut.«
    »Gut.« Maler dachte nach. Maximilian. Sollte er Hedwig von der Sache erzählen? Wenn er es aufschieben würde, würde er doch nur die ganze Zeit daran denken müssen. Und wenn Max nicht von ihm wäre, bräuchte Hedwig ja gar nichts davon zu wissen.
    Ach was. Er fasste einen Entschluss. »Da ist noch was, Hedwig.«
    »Ja?« Wieder das Ticken der Küchenuhr.
    »Sie meinen, dass der Max nicht vom Rudolf ist.«
    Hedwig schwieg.
    »Hast du gehört?«
    Sie nickte.
    »Und? Was sagst du dazu?«
    Hedwig sah ihrem Mann in die Augen und meinte dann:
    »Ich weiß es nicht, Fritz. Ich weiß es nicht.«
    Lisa blinzelte. War da was? Sie öffnete die Augen und sah die Leuchtanzeige des Weckers.
    2.45 Uhr. Sie richtete sich auf und lauschte. Dann bemerkte sie das leuchtende Display ihres Handys. Eine SMS? Mitten in der Nacht?
    Sie tastete nach dem Handy und weckte dabei Garfield, der neben ihrem Bett fläzte und sie nun unwillig anblickte. Ja, richtig. Eine Kurzmitteilung empfangen. Sicher von Heiko. Aber mitten in der Nacht?
    Sie drückte auf ›Lesen‹.
    Die SMS kam nicht von Heiko. Sie kam von Stefan.
    »Bitte verzeih mir, ich liebe dich immer noch über alles, ich bin schon auf dem Weg zu dir!« Lisas Puls schnellte auf gefühlte 300 hoch. Verdammt, was wollte der denn?

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