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Ohrenzeugen

Titel: Ohrenzeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
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Und was fiel ihm ein, sie überhaupt zu kontaktieren? Dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, hatte er ja wohl hinreichend kapiert. Und woher hatte er überhaupt ihre neue Handynummer? Ihre Mutter hatte doch nicht…! Das war ja ungeheuerlich.
    Garfield hüpfte schnurrend aufs Bett und verlangte, gestreichelt zu werden.
    Arschloch, blödes, der konnte ihr gestohlen bleiben! Sie hatte so sehr getrauert und er hatte sie sitzen lassen, sie belogen und betrogen! Anscheinend war es mit seiner Tussi nicht so gut gelaufen und jetzt, plötzlich, wollte er sie zurückhaben? Da hatte er sich geschnitten! Sie war außerdem verliebt in Heiko.
    Garfield schnurrte.
    Bist du das?, fragte eine Stimme in ihr. Bist du verliebt in ihn? Oder geht es dir nur um die Abwechslung? Quatsch, sagte sie sich. Das mit Heiko ist was Ernstes.
    Sie schaltete das Licht wieder aus und ließ es zu, dass Garfield sich an sie drückte. Aber es dauerte lange, sehr lange, bis sie wieder eingeschlafen war.
     
     

Dienstag, 28. April
    Er war schlecht gelaunt. Lisa war komisch drauf und er hatte keine Ahnung, warum. Sie hatte ihn nur flüchtig geküsst, auf die Wange, und vermied es, ihn anzusehen.
    »Was ist denn los?«, fragte Heiko zum 17. Mal.
    Lisa schüttelte den Kopf. »Nichts. Es ist nichts«, sagte sie.
    Heiko seufzte. Wenn Frauen sagen, dass ›nichts‹ sei, dann war meistens sehr wohl was im Busch, und zwar was Gravierendes. Sie wollten dann, dass man als Mann über seine Fehler nachdenkt, von selber auf seine Missetat kommt und dann Buße tut. Seit zwei Stunden zermarterte er sich deshalb das Gehirn, was er angestellt haben könnte. Aber ihm fiel beim besten Willen nichts ein, nicht mal mit einer großen Portion Empathie für das weibliche Geschlecht.
    »Ich wollte dich fragen, ob du übermorgen mit mir zum Maifest gehst«, sagte er schließlich. »Maifest? Was ist denn das?«
    »Eine kleine Feier zur Walpurgisnacht! Mit Maibaum und den besten Steaks der Welt.«
    »Klingt gut«, meinte Lisa, wirkte aber eher geistesabwesend. Simon kam herein und meldete einen weiteren Besucher.
    »Wer?«, fragte Heiko.
    »Nicht für dich, für Lisa. Ein Stefan Zeuner.«
    »Spinnst du? Was fällt dir ein, einfach hier aufzukreuzen?«, schnauzte Lisa den betreten dreinblickenden Stefan an, der sich hinter einem riesigen Blumenstrauß verschanzte.
    »Ich lass euch zwei dann mal allein«, Heiko verschwand türknallend.
    Lisa bemerkte es nicht einmal.
    »Kapierst du denn nicht, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben will? Nichts? N– I– X???«
    Stefan schluckte und sein Adamsapfel hüpfte. »Hör mir bitte kurz zu«, bat er, »bitte, nur kurz. Fünf Minuten! Bitte! Ich bin extra hierher gefahren!«
    Lisa verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: »Eine. Du hast eine Minute!«
    Stefan nickte. »Es tut mir alles so leid, Lisa. Aber ich weiß jetzt, dass du die Frau meines Lebens bist. Ich habe Fehler gemacht, so viele Fehler.
    Lisa, würdest du mich trotzdem heiraten?«
     
    Lisa war tropfnass. Es war ihr piepegal, dass ihre Wimperntusche verlief. Scheißegal, um genau zu sein. Die Handvoll Wasser ins Gesicht war genau das, was sie gerade brauchte. Am liebsten hätte sie das Waschbecken volllaufen lassen und den ganzen Kopf hineingesteckt.
    Das Wasser erfrischte sie. Und trug hoffentlich zur Klärung ihrer Gedanken bei. Er war da. Stefan.
    Ihr Herz pochte wie wild und sie wusste nicht, ob es ein Rest Liebe war, ob es Aufregung war, Wut oder Zorn. Sie tippte auf eine Mischung aus allem.
    Immerhin, ihre Mutter fand, dass Stefan der ideale Mann für sie wäre. Und vielleicht war er das ja auch, Mütter hatten für so was doch schließlich einen sechsten Sinn.
    Oder etwa nicht?
    Mit Heiko fühlte sie sich gut. Sie fühlte sich gut, wenn sie zusammen waren. Die Küsse hatten sich gut angefühlt, wirklich. Auch das Kuscheln mit ihm war gut gewesen, sehr schön. Und wäre Stefan nicht dazwischengekommen, dann hätte sich das mit Heiko auf jeden Fall gut entwickelt, sicher.
    Aber nun wusste sie überhaupt nicht weiter. Sie betrachtete sich im Spiegel. »Was willst du«, formten ihre Lippen, und sie hatte keine Antwort darauf.
    Die Zeit mit Stefan war schön gewesen, wunderschön. Die schönste Zeit ihres Lebens, um genau zu sein. Sie waren sehr, sehr glücklich gewesen, sie hatten Pläne gehabt. Perfekt war es gewesen. Bis Stefan die Affäre mit dieser aufgetakelten Kuh angefangen hatte. War das ein Ausrutscher, ein verzeihlicher vielleicht?
    Hatte sie

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