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Okarina: Roman (German Edition)

Okarina: Roman (German Edition)

Titel: Okarina: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kant
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Karlshorst erforscht und Moskau daraus gefolgert hatte.
    So weit parteilich zugespitzt, wie sich im Rahmen von Kultur und demokratischer Erneuerung erlaubte, habe ich es im Glossenteil von O KARINA als Kommunikationsprogress bezeichnet, daß im selben Monat desselben Jahres und schonhundert Jahre nach Lincoln die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln der USA für verfassungswidrig erklärt wurde. Was einem Tageblatt in Hamburg meine Fortschrittsfeindlichkeit belegte.
    Es war dies aber eine Nachricht, die mir Nachricht gab, daß es O KARINA und mich gab. Anstatt mich des höchstrichterlichen Urteils zu freuen, so tadelte die Zeitung mich, weine ich einer verlorenen Reibefläche nach. Doch müsse ich begreifen, daß sich westliche Kritik nicht mehr mit dem östlichen Spruch Und was macht ihr mit den Negern? abtun lasse. Künftig werde ich allenfalls fragen dürfen: Und was habt ihr mit den Negern gemacht?
    Man hatte von uns gesprochen. Ein Blatt, das als unseres Gegners Mundstück galt, nahm kein Blatt vor den Mund, als es das tat. Also waren wir. Also hatte man uns und mich auf meinem Schemel wahrgenommen. So sollte es sein. So wollte ich sein. Die Frage Wer wen? zeigte sich ihrer Lösung nahe. Unsere kleine Schrift O KARINA war drauf und dran, unterm Motto Wer andern einen Tunnel gräbt ins letzte Gefecht zu ziehen. – Just da rief Ronald Slickmann an.
    Am selben Tag nebenbei, an dem der Leserbrief eines gewissen Herrn Gartensträssner eintraf. Der Mann gab maschinenschriftlich bekannt, er schätze an meinem nach einem harmoniestiftenden Blasinstrument benannten Blatt die sachliche Unterrichtung höher als jegliche tagverhaftete Polemik. Gegen alle Begriffsstutzigkeit hatte Herr Gartensträssner seinen Briefumschlag mit einem fingerkuppengroßen Flicken aus blaßblauem Gummi versiegelt.
    Und gegen allen Gedächtnisverlust: Ronald Slickmann, vordem Kutscher und danach zeitweilig Gehilfe eines Aufstandsfachmannes, ist einmal mit mir, seinem zeitweiligen Assistenten, im behördeneigenen Opel an der nachmaligen Tunnel-Fundstelle vorbeigekommen. Wir haben nicht von Strängen oder Kabeln gesprochen, sondern von Walter Ulbricht, Heinrich Brandler, Sarglängen und einem nahen Friedhof. Dieses Mal aber gab es die Zeitschrift O KARINA seit geraumem, und sie war bereits ins fachliche Gerede wie ins Laiengeraune geraten. Dieses Mal lag der Name des Schauplatzes infolge desKabels sowie des Tunnels, der zu ihm führte, auf den Lippen vieler bewaffneter Herren vieler bewaffneter Länder. Dieses Mal hat Freund Ronald die Stelle als Schlüsselstelle am Eisernen Vorhang mit mir beredet und ist dabei einem Höchstmaß von relativer Verschwiegenheit sowie den Wörtern Sarg und Friedhof nahegekommen.
    Am Telefon wollte er wissen, ob ich abends im Studio, wie er den Setzraum nach wie vor nannte, zu finden sei und Interesse an der Null-Nummer einer auswärtigen Zeitschrift habe, die »Informationstheorie« heiße. Man könne es so nennen, sagte ich und hörte das späte Echo eines Gesprächs, in das sich Wellen- und Wogenrauschen sowie das Springergeschrei des Freibads Gartenstraße mengten. Wir würden ungestört sein, weil die Unternehmer Moeller und die Anarchisten Bick gemeinsam in die Komische Oper wollten. Das Bündnis hatte sich aus ihrem gemeinsamen Ankampf gegen Folgenreich Winifred-Huldig ergeben und kam der Zeitschrift O KARINA ebenso zugute, wie es ihr nicht wenig Halt verdankte. Dora, die mit unserer ersten Tochter in unserer, also auch meiner, ersten eigenen Wohnung weilte, brachte wie immer Verständnis für mich auf und sagte, sie wolle, was immer ich wolle, warm für mich halten.
    Ich bekam von Ronald die Null-Nummer der »Informationstheorie« und null Information über ihre Herkunft. Aber ich sah, daß sie meinen Horizont bei weitem überstieg. Ob ich Professor Niklas um eine Besprechung bitten dürfe? Gewiß dürfe ich, doch erscheine diese besser nicht vor Nummer 1 ihres Gegenstandes. Gelegenheit für mich, blöde zu tun; Gelegenheit für ihn zum Blödeln. Wir beredeten das Altglienicker Kabel und regten uns nicht so sehr darüber auf. Er verbrauchte etliche Vorsprüche und versuchte Beiläufigkeit, als er mich wissen ließ, er kenne meinen Traum, Herausgeber eines Zentralorgans für stillen Krawall zu sein, lese aber nun mal die O KARINA lieber als die Weltbühne . O KARINA als O KARINA und nicht als Weltbühne , fügte er unnötig hinzu.
    Weil wir beide Motorrad fuhren, bediente ich uns von Moellers

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