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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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gespiegelt«, antwortete Tugdual. »Ist dir die Form der Steine aufgefallen?«
    »Sie sehen aus wie Edelsteine«, antwortete Oksa und strich mit der Hand über die perfekt geschliffenen Facetten.
    »Dadurch kann das Licht sich bis ins Unendliche brechen. Jedenfalls ist es jetzt noch stärker als vorhin, als ich das erste Mal da war.«
    »Aber wie kann Licht denn aus der Tiefe kommen?«
    »Das wirst du noch früh genug erfahren, meine Kleine Huldvolle.«
    »Und du verrätst mir natürlich gar nichts, bis ich selbst dahinterkomme …«
    »So langsam kennst du mich ganz gut«, gab Tugdual belustigt zu.
    Am Ende des Gangs gelangten sie zu einer Treppe. Sie stiegen hinunter und stützten sich dabei rechts und links an den Wänden ab. Fünfzig Stufen weiter unten erwartete sie ein weiterer, mehrere Dutzend Meter langer Korridor. Je tiefer sie unter die Gläserne Säule gelangten, desto schmaler wurden die Gänge. Vertikalieren war nicht mehr möglich. Oksa fragte sich, wie viele Meter sie wohl von der Oberfläche trennten.
    »So, und jetzt machst du bitte die Augen zu«, sagte Tugdual am Ende des siebten Gangs.
    Oksa schüttelte energisch den Kopf.
    »Ich habe wirklich keine Lust auf irgendwelche Spielchen«, protestierte sie.
    »Nun mach schon, schließ die Augen!«
    Widerwillig gehorchte sie und ließ sich an der Hand führen, wobei sie vorsichtige kleine Schritte machte. Der Boden war wieder eben, doch die Decke war sehr niedrig, und wenn man die Arme ausstreckte, konnte man rechts und links die Wände berühren. Tugdual stellte sich hinter Oksa, legte ihr die Hände auf die Schultern und führte sie bis ans Ende dieses siebten und letzten Gangs.
    »Wir sind da!«, sagte er. »Du kannst die Augen wieder aufmachen.«
    Oksa schlug die Augen auf und staunte. Sie standen am Eingang eines riesigen, wunderschönen Kuppelsaals. Seine Wände waren mit leuchtend bunten Steinen überzogen, die die Lichtstrahlen auch hier bis ins Unendliche brachen. Die Luft war ein wenig stickig, aber mild. Auf dem Boden dämpfte eine Art glitzernder Asche die Schritte, und bei jeder Bewegung, die sie machten, stoben funkelnde Wölkchen auf.
    »Das ist ja unglaublich schön!«, rief Oksa und strich mit der Hand über eine sagenhaft blaue Steinwand. »Was meinst du? Sind das Edelsteine?«
    »Gut möglich!«, entgegnete Tugdual, der gerade versuchte, durch einen durchsichtigen Stein hindurchzuschauen.
    »Oksa!«, rief plötzlich eine vertraute Stimme.
    Oksa fuhr überrascht herum.
    »ZOÉ!«
    Die beiden Mädchen rannten aufeinander zu, wirbelten dabei ganze Wolken funkelnder Asche hinter sich auf und fielen sich in die Arme.
    »Oksa! Geht es dir gut?«
    »Ja. Und dir?«
    »Nicht so richtig«, antwortete Zoé leise und wandte den Blick ab, »aber es geht uns doch allen gleich, nicht wahr? Wir müssen alle versuchen, die Schläge, die wir abbekommen, so gut wie möglich wegzustecken.«
    »Und deine Großmutter?«, fragte Oksa nur.
    »Sie ruht sich aus. Aber sie wird es verkraften, die ist nicht kleinzukriegen!«, sagte Zoé und lächelte.
    »Ich weiß!«, stimmte Oksa zu. »Sie ist unglaublich. Aber sag mir doch mal, warum bist du eigentlich hier?«
    »Tugdual hatte den genialen Einfall, dass wir doch unsere Fähigkeiten nutzen könnten, um uns ein wenig umzusehen … Ich muss zugeben, das war eine gute Idee.«
    Bei diesen Worten sah sie Oksa nachdrücklich an – es war ihre Art, ihrer Freundin zu verstehen zu geben, dass sie in Bezug auf Tugdual auch objektiv sein konnte, obwohl sie Oksa in der Vergangenheit öfter vor ihm gewarnt hatte.
    »Zeigen wir es ihr?«, fragte Tugdual da.
    »Was denn?«, fragte Oksa sofort.
    »DAS!«, sagten Zoé und Tugdual im Chor.
    Oksa folgte ihren Blicken und entdeckte etwas Seltsames an ­einer der Wände auf der linken Seite des Saals: Da war eine Tür in den Stein gehauen, ihr Umriss und die Klinke waren deutlich zu sehen, doch die Tür selbst konnte man nicht richtig erkennen. Allerdings schien sie zu glühen, als würde sie von innen heraus brennen. Kleine bläuliche Flammen züngelten aus den Scharnieren. Oksa war fasziniert von dem wogenden Licht, und gefolgt von ihren Freunden, ging sie auf die Tür zu. Mit jedem Schritt spürte sie, wie es heißer wurde. Ein pulsierender Hauch schlug ihr entgegen, den sie als schrecklich zerstörerisch empfand. Als sie noch etwa vier Meter von der Tür entfernt war, zwang eine unsichtbare Kraft sie, stehen zu bleiben.
    »Wir haben es auch schon versucht und sind nicht

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