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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Orthons älterer Sohn Gregor ein. »Es ist uns weder mit Magie noch mit Gewalt gelungen, das Schloss zu öffnen.«
    »Aber ich verfüge über ein ausgezeichnetes Mittel, um herauszufinden, wie wir es aufbekommen können«, sagte Orthon wütend, zog sein Granuk-Spuck hervor und zielte auf Catarina.
    »Ich weiß nichts!«, wehrte sie voller Angst ab. »Meine Mutter hat mir gar nichts verraten, ich schwöre es dir, Orthon!«
    »Soll das heißen, dass sie uns noch im Sterben hereingelegt hat?«, erwiderte er und funkelte sie böse an. »Sie hat dich angesehen, bevor sie starb.«
    »Weil ich ihre Tochter bin«, sagte Catarina traurig.
    Mit unheilvoller Miene drehte Orthon sein Granuk-Spuck in den Händen, bis Dragomira mit erbostem Blick vortrat.
    »Wir haben alle begriffen, dass du immer den brutalen Weg gehst, Orthon! Aber es gibt auch sanftere und effizientere Methoden …«
    Sie steckte die Hand in ihre Tasche und holte ihre zerzauste, aufgeregte Sensibylle hervor.
    »Die Temperatur in diesem Raum ist annehmbar, doch draußen sind die klimatischen Bedingungen regelrecht grauenvoll!«, rief das kleine Huhn.
    Am anderen Ende des Raumes hob Oksa den Blick.
    »Ich weiß nicht, ob wir ihr nicht lieber verschweigen sollten, dass wir die Wüste Gobi durchqueren müssen.«
    Gus sah von dem Atlas hoch, in dem er gerade blätterte. »Das Problem ist, dass man nichts vor ihr geheim halten kann«, sagte er.
    »Wenn sie das mitbekommt, gibt’s in jedem Fall Ärger«, fügte Tugdual hinzu und drückte weiter auf seiner Handytastatur herum.
    Oksa hatte schon die schlimmsten Befürchtungen gehabt, als Dragomira ihnen die Routenplanung anvertraut hatte. Sie hatte sich zwischen die beiden Jungen gesetzt, die auf dem Sofa jeweils ganz ans Ende gerutscht waren. Die ersten paar Minuten hatten sie sich nicht mal angesehen, und die Stimmung war angespannt gewesen. Doch dann, angesichts ihrer bedrohlichen Lage, hatten beide Zugeständnisse gemacht. Eine angenehme Verschnaufpause, die allzu bald gestört werden sollte …
    »Kann ich dir helfen?«, drängte Kukka sich dem verblüfften Gus auf.
    Oksa beugte sich vor und warf dem Mädchen, dessen langes blondes Haar Gus’ Hand streifte, einen wütenden Blick zu. Kukkas dreister Annäherungsversuch ging ihr gewaltig auf die Nerven.
    »Soll sie sich doch für unwiderstehlich halten«, flüsterte Tugdual verschwörerisch Oksa zu. »Und überhaupt sieht sie längst nicht so gut aus, wie sie denkt.«
    Kukka lehnte sich jetzt so weit vor, dass sie Gus mit der Schulter berührte.
    »Es wäre nett, wenn meine liebreizende Cousine ihr großes Verführungsmanöver unterbrechen würde«, wies Tugdual sie kühl zurecht. Dann konzentrierte er sich wieder auf sein Handy. »Wir müssen hier eine wichtige Aufgabe erledigen.«
    Kukka lachte provozierend, während Oksa verzweifelt versuchte, das Ganze zu ignorieren.
    »Hören wir doch mal, was die Sensibylle uns zu sagen hat«, schlug sie vor, um ihren Ärger zu überspielen.
    Das kleine Huhn stand mittlerweile auf Dragomiras Schulter und streckte den Schnabel in alle vier Himmelsrichtungen.
    »Sechs Grad Celsius, neunzig Prozent Luftfeuchtigkeit und Wind, der mit fünfundachtzig Stundenkilometern weht, das ist in meinen Augen kein gemäßigtes Klima!«, erklang ihre schrille Stimme. »Nochmals: Man will mich hintergehen! Aber es wird euch nicht gelingen.«
    »Liebe Sensibylle, wir brauchen dich«, sagte Dragomira und wickelte das verfrorene Geschöpf in eine Wattekugel.
    »Ich höre, Alte Huldvolle! Und ich danke Euch für Euer Mitgefühl mit Eurer arg auf die Probe gestellten Sensibylle, deren Überleben in dieser ungastlichen Gegend jede Minute in Gefahr gebracht wird.«
    »Weißt du, wo sich das Medaillon befindet?«
    Die Sensibylle verschwand einen Augenblick in der Watte, dann streckte sie den völlig zerzausten Kopf wieder heraus.
    »NATÜRLICH WEISS ICH DAS!«, schrie sie lauthals. »Ich bin doch eine Sensibylle! Ich kenne die geheimsten Geheimnisse, das ist doch meine Aufgabe, seit ich ein Küken war, das wisst Ihr doch!«
    Sie fing verärgert zu pfeifen an. Die Treubrüchigen tauschten verwunderte Blicke. Die ältesten unter ihnen hatten zuletzt in Edefia Sensibyllen gesehen, und die nachfolgenden Generationen hatten von diesen kleinen Geschöpfen nur reden hören.
    »Sie ist mies drauf«, flüsterte Tugdual.
    »Nur ein wenig verstimmt, würde ich sagen«, entgegnete Oksa lächelnd.
    »Ein höllischer Nordnordwestwind bläst durch diesen Raum«,

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