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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Smaragden, Rubinen … Doch der Treubrüchige fand nicht, wonach er suchte.
    »Der zweite Teil der Lösung besteht aus dem Wort Schlüssel «, sagte Marie.
    Wieder wühlte Orthon hektisch in der Schatulle, diesmal unterstützt von seinen Söhnen Gregor und Mortimer. Neben ihnen sortierten Agafon und Lukas die Schmuckstücke und legten die beiseite, die zu klein waren, um irgendetwas zu enthalten, und sei es einen noch so winzigen Schlüssel. Als nur noch ein Schmuckstück übrig war – ein prächtiger Ring, auf dem ein großer Diamant prangte –, verlor Orthon vollends die Kontrolle. Er packte eine Handvoll Armbänder und schleuderte sie an die Wand. Alle standen reglos da und warteten auf irgendetwas, ohne zu wissen, worauf. Da erhob sich Gus und ging zu Marie hinüber. Er nahm den Rollstuhl und schob ihn ein Stück von den anderen weg.
    »Du hast doch gesagt, dass die Lösung im Wort ›Schlüssel‹ liegt«, flüsterte er Marie ins Ohr. »In dem Wort , oder?«
    Sie stimmte mit zweifelnder Miene zu. Dann erhellte sich ihr Gesicht. Auch sie hatte verstanden!
    »Darf ich mal?«, sagte sie und drängte Orthon mit ihrem Rollstuhl beiseite. »Gehen Sie ans andere Ende des Raumes, Sie und Ihre Bande.«
    Widerwillig gehorchte Orthon. Zusammen mit Gus begann Marie nun, den Haufen Schmuckstücke zu durchsuchen, bis der Junge schließlich triumphierend eine Taschenuhr hochhielt.
    »Diese Uhr gehörte meinem Vater«, erklärte Catarina. »Er hat sie meiner Mutter zu meiner Geburt geschenkt. Seht die Prägung in dem Deckel.«
    Die Rette-sich-wer-kann betrachteten das antike Schmuckstück. Es war wunderschön und sehr fein gearbeitet. Auf dem Deckel bildeten winzige Edelsteinsplitter einen Text, den Catarinas Vater seiner geliebten Frau Mercedica gewidmet hatte:
    Für dich, die du für immer und ewig
    den Schlüssel zu all meinen Geheimnissen besitzt.
    S.
    Marie drückte behutsam auf das Wort Schlüssel, und der Deckel sprang auf. Darunter kamen die Zeiger zum Vorschein. Dragomira gesellte sich zu den beiden. Vorsichtig schob sie die Zeiger über die Zwölf, und als sie übereinanderlagen, ertönte ein leises Klicken. Das Zifferblatt teilte sich in zwei Hälften und enthüllte ein Geheimfach, in dem, funkelnd wie ein Stern, das legendäre Medaillon der Huldvollen lag.
    »Genial!«, jubelte Oksa. »Du bist wirklich genial, Gus!«
    Doch noch ehe ihr Freund auf ihre Bemerkung reagieren konnte, war Orthon schon wie ein Panther herbeigesprungen.
    »VORSICHT!«, rief Tugdual noch, doch es war schon zu spät.
    Im Bruchteil einer Sekunde hatte Orthon Dragomira das Medaillon aus den Händen gerissen. Niemand reagierte schnell genug, um ihn daran zu hindern. Die Taschenuhr fiel zu Boden und zersprang in tausend Stücke.
    »Ich danke euch von Herzen, meine Freunde«, frohlockte er.
    Er sah die Rette-sich-wer-kann triumphierend an und legte sich dann langsam das Medaillon um den Hals.
    »So, liebste Halbschwester, wo waren wir vor dieser geringfügigen Ablenkung stehen geblieben?«
    Dragomira machte auf dem Absatz kehrt und verließ voller Zorn den Raum.
    »Diesen Kampf habe ich verloren, Orthon!«, schrie sie, während sie die Treppe in der Eingangshalle hinaufstieg. »Aber glaub nur nicht, dass ich mich geschlagen gebe!«

Die Monsterwelle
    U
nter dem Einfluss eines günstigen Windes flitzte der Seewolf direkt nach Süden. Das Schiff der Treubrüchigen, auf den Namen Adler der Finsternis getauft, fuhr in seinem Kielwasser. Die Nacht brach herein und tauchte die zerklüftete schottische Küste in einen düsteren Nebel. Die Insel der Treubrüchigen verschwand endgültig in der Ferne. Orthon hatte die Tür seines Anwesens aus grauem Stein für immer hinter sich geschlossen. Ohne auch nur einen Blick auf Mercedicas Grab zu werfen, war er zu der kleinen Bucht gegangen, wo der Adler der Finsternis vor Anker lag, und seine Anhänger waren ihm in tiefem Schweigen gefolgt.
    Pavel schaute hoch.
    »Ich weiß nicht, was in Irland los ist, aber es muss etwas Ernstes sein.«
    Etliche Militärflugzeuge flogen mit lautem Getöse in Richtung Westen.
    »Ein Erdbeben in der Gegend um Dublin«, teilte Tugdual mit, der über sein Handy in ständiger Verbindung mit dem Rest der Welt stand. »Stärke acht auf der Richterskala.«
    »Mein Gott«, seufzte Dragomira traurig. »Die armen Iren. Die arme Erde …«
    »HALTET EUCH FEST!«, schrie Pavel plötzlich und hielt auf die Küste zu.
    »Was ist los?«, fragte Oksa aufgeregt.
    Mit zitterndem Finger zeigte

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