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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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großen Glück ruft seine Unfähigkeit jetzt diese Verlangsamung hervor.«
    »Ich fühle mich gaaaaaaaanz weich«, bemerkte der Kapiernix.
    »Haaaaaaaaa!«, machte der Getorix mit schleppender Stimme.
    Die Wörter hallten, verformt von dem seltsamen Effekt, in Zeitlupe wider, und trotz der ernsten Lage musste Oksa unwillkürlich schmunzeln.
    »Vöööööllig iiiiiiirre!«, sagte sie.
    Die Rette-sich-wer-kann und die Treubrüchigen machten sich dieses kleine Wunder zunutze, um zusammen mit den Alterslosen Feen die Schiffe wieder auf dem Wasser abzusetzen. Daraufhin erlosch der goldene Lichthof rasch – die Alterslosen hatten ihre Aufgabe erfüllt –, und die Vertikalierer beider Clans kehrten an Bord zurück. Das war knapp gewesen! Als alle wieder an Bord waren, beruhigte sich der kleine Plemplem endlich. Sein Gesicht nahm eine gesunde rosa Farbe an, und der Fluss der Zeit normalisierte sich allmählich, sodass alle wieder den Vollbesitz ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten erlangten. Die vier Flugzeuge drehten einige Runden um die Schiffe. Dann ließen die Piloten endlich von ihnen ab und machten ziemlich verdutzt kehrt. Hatten sie nun wirklich gesehen, was sie gesehen zu haben glaubten, oder nicht?
    »Um ein Haar«, murmelte Oksa. Dann nahm sie den kleinen Plemplem zärtlich in den Arm und dankte ihm.
    Das kleine Geschöpf brabbelte etwas und legte den Kopf an ihre Schulter, ehe es zu Gus zurückkehrte, von dem es anscheinend gar nicht mehr ablassen wollte.
    »Die Dienerschaft des Für-immer-eingemäldeten-Meisters und ihr Spross begegnen der Euphorie, dass sie einen Beitrag leisten konnten«, sagte Dragomiras Plemplem.
    »Einen äußerst bemerkenswerten Beitrag«, lobte der Feenmann dankbar. »Du warst fabelhaft, kleiner Plemplem!«
    Alle Rette-sich-wer-kann applaudierten gerührt.
    Pavel umarmte seine Tochter.
    »Diesmal hätte es uns um ein Haar erwischt.«
    »Da-Draußen steht wahrlich am Rande des Abgrunds«, sagte Dragomira entsetzt.
    »Ein Grund mehr, keine Zeit zu verlieren«, pflichtete Abakum ihr bei. »Schnell! Wir dürfen unser Flugzeug nicht verpassen!«

Betrachtungen
    O
ksa lag in der Hängematte der Steuerkabine und starrte vor sich hin. Nicht weit von ihr entfernt lag Gus auf ein paar Holzkisten. Er hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und ließ seine Freundin nicht aus den Augen. Genauso wenig wie Tugdual, der rittlings auf einem Stuhl mit Rollen saß, den er hin und wieder kreisen ließ.
    »Kannst du nicht mal damit aufhören?«, fragte Gus gereizt.
    »Wieso?«
    »Weil es mir auf die Nerven geht.«
    »Wenn du so empfindlich bist, bin ich mir nicht sicher, dass du aushältst, was uns alles erwartet …«
    »Vielleicht erlebst du ja noch dein blaues Wunder«, gab Gus zurück.
    »Nichts lieber als das!«, entgegnete Tugdual lächelnd.
    »Habt ihr zwei nichts Besseres zu tun, als euch ständig zu zanken?«, mischte sich Oksa ein.
    »Dein Freund ist es, der hier auf Streit aus ist«, verteidigte sich Tugdual.
    »Dein Lover tut alles, um mich auf die Palme zu bringen!«, konterte Gus.
    Oksa holte tief Luft.
    »Im Moment kann von einem Freund oder einem Lover nicht die Rede sein, nur von zwei elenden Streithähnen!«
    Das brachte Tugdual zum Lachen, doch Gus schwor nur grummelnd Rache. Er massierte sich die Schläfen, um die Kopfschmerzen zu vertreiben, die er schon wieder heraufziehen spürte. Seit dem, was man wohl oder übel seine Metamorphose nennen musste, waren die schrecklichen, von den Chiropterbissen verursachten Schmerzen zwar Gott sei Dank verschwunden. Doch er war noch nicht außer Gefahr, dessen war er sich bewusst. Als ob etwas Böses sich in seinem Inneren verschanzt hätte und nun darauf wartete, erneut zum Ausbruch zu kommen. Ob es Oksa wohl genauso erging? Er war nicht dazu gekommen, sie danach zu fragen – oder besser gesagt, ihm hatte der Mut gefehlt. Aber sie saßen im selben Boot, und zwar nicht nur buchstäblich! Er ertappte sich dabei, dass er sie mit einer Dreistigkeit beobachtete, die er sich nie zugetraut hätte. Sie sah so hübsch aus mit ihrer nachdenklich gerunzelten Stirn, vertieft in die Notizen, die sie sich gemacht hatten, als Dragomira sie gebeten hatte, die Reise zu organisieren. Er wünschte sich so sehr, dass sie ihn genauso ansehen würde wie Tugdual …
    Tugdual seinerseits wirkte selbstsicher und völlig unbeeindruckt von der chaotischen Situation. Dabei stand er Höllenqualen aus. Seine Mutter Helena mied ihn plötzlich, und das

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