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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Tornaphyllon-Granuks?«, schlug Oksa verzweifelt vor. »Wenn alle mitmachen, gelingt es uns vielleicht, dieses entsetz­liche … Ding da abzuwehren!«
    »Es ist auf jeden Fall einen Versuch wert«, sagte Pavel und machte sich schon auf den Weg zur Zugtür.
    Diejenigen unter den Rette-sich-wer-kann und den Treubrüchigen, die Granuk-Spucks besaßen, versammelten sich draußen neben dem Zug. Zum ersten Mal bündelten sie ihre Kräfte, und alle konzentrierten ihre Energie auf die herandonnernde Wand. Oksa hatte das Gefühl, dass ihr Kopf am Zerspringen war. Sie kämpfte mit aller Macht gegen die Panik an.
    »Alle zusammen, auf mein Zeichen!«, befahl Abakum. »Drei, zwei, eins und los!«
    Alle bliesen gleichzeitig in ihr Granuk-Spuck, nachdem sie im Stillen die passende Formel aufgesagt hatten:
    Mit Granuk-Kraft
    Ergieß deinen Saft!
    Ein Wirbelwind entstehe,
    Und jeder Widerstand vergehe.
    Eine gewaltige Luftwalze entstand und rollte mit sagenhafter Geschwindigkeit auf die vordringende Wand zu. Der Zusammenstoß schleuderte Tonnen von Sand in die Luft, die ein Loch bildeten … das sich jedoch bereits wenige Sekunden später wieder schloss.
    »Noch mal von vorn!«, rief Dragomira.
    Nach zwei weiteren erfolglosen Versuchen stiegen sie eilig wieder in den Zug.
    »Können wir nicht einfach kehrtmachen?«, fragte Naftali.
    »Das hier ist kein Hochgeschwindigkeitszug, der Sandsturm würde uns einholen«, sagte Pavel.
    »Der kleine Plemplem könnte die Zeit verlangsamen«, schlug nun Pierre vor.
    »Das ist grundsätzlich eine tolle Idee«, sagte Abakum. »Doch leider wirkt die Verlangsamung nur bei Menschen, nicht bei Naturgewalten.«
    »Oksa?«, sprach Gus seine Freundin an. »Erinnerst du dich noch an das Video aus dem Internet?«
    Oksa sah ihn fragend an. »Welches denn?«
    »Über die Australier, die es mit einer enormen Mauer aus Sand zu tun hatten, die auf sie zugerast kam … Weißt du noch, was sie gemacht haben?«
    »Sie haben sich dem Sturm mit voller Kraft entgegengeworfen und ihn durchquert, anstatt vor ihm wegzulaufen!«
    »Genau!«
    »Aber Gus«, fragte Marie mit zugeschnürter Kehle, »wie sollen wir es denn vierzig Minuten in dieser Hölle aushalten?«
    »Vierzig Minuten sind es nur, wenn wir still stehen. Wenn wir uns ebenfalls bewegen, geht es viel schneller«, erwiderte er.
    »Aber wenn der Sand uns aufhält, sitzen wir fest wie die Ratten in der Falle.«
    »Nicht, wenn ihr mit Tornaphyllons einen Tunnel bildet und uns so den Weg frei macht!«
    Die anderen sahen sich baff vor Staunen an.
    »Gus?«, sagte Oksa heiser.
    »Ja?«
    »Du weißt schon, dass du genial bist, oder?«
    Er sah sie mit einem leisen Lächeln an, ehe er sich wieder abwandte.
    »SCHNELL!«, rief Dragomira.
    Abakum stürzte zu der Truhe mit seinem Granukvorrat und teilte allen, die ein Granuk-Spuck besaßen, weitere Tornaphyllons aus. Dann eilte er in die verlassene Lokomotive – die Zugführer waren nach dem Auftritt ihrer Fahrgäste mit den magischen Kräften voller Entsetzen in einen der hinteren Wagen gelaufen. Der Feenmann steuerte den Zug, während Pavel unter dem lauten Protest der Rette-sich-wer-kann nach draußen hetzte.
    »Pavel, bitte, GEH NICHT!«, schrie Marie, doch es war zu spät.
    Unter den Augen seiner Freunde und einiger versprengter Fahrgäste, die fassungslos dabeistanden, erschien der Tintendrache auf Pavels Rücken, breitete die Flügel aus und schwang sich in die Lüfte.
    »Der Kampf der Drachen«, flüsterte Abakum.
    Rund dreißig Rette-sich-wer-kann und Treubrüchige drängten sich um Abakum, damit sie sich beim Abfeuern der Granuks an den Fenstern ablösen konnten. Über der Lokomotive eskortierte Pavels Tintendrache den Zug, der der Sandmauer in voller Geschwindigkeit entgegenraste.
    »Wir müssen verrückt geworden sein«, stammelte Oksa, außer sich vor Angst.
    »Es wird schon klappen!«, sagte Tugdual, der hinter ihr stand und die Arme um sie legte.
    »MACHT EUCH BEREIT!«, rief Abakum.
    Die enorme Wand aus Sand und der Zug bewegten sich in rasendem Tempo aufeinander zu. Rette-sich-wer-kann und Treubrüchige erwarteten gebannt den unmittelbar bevorstehenden Zusammenprall. Nur noch wenige Dutzend Meter, wenige Sekunden …
    Im Herzen des Sandsturms herrschte fast völlige Dunkelheit. Nur der starke Zugscheinwerfer tauchte die unmittelbare Umgebung der Lokomotive in ein trübes gelbliches Licht. Der Eintritt in die Sandwolke hatte einen heftigen Temperatursturz ausgelöst, doch das war jetzt

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