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Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Oksa Pollock. Der Treubrüchige

Titel: Oksa Pollock. Der Treubrüchige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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dann will ich mal hoffen, dass wenigstens im Flugzeug ein echter Pilot sitzen wird!«
    Obwohl es ihnen hundsmiserabel ging, konnten sich beide ein Grinsen nicht verkneifen. Tugdual warf ihnen einen gespielt gleichgültigen Blick zu. Daraufhin zwinkerte Oksa ihm zu, und er wandte sich sofort ab, um sein Lächeln zu verbergen.
    »HE, WAS MACHT IHR DENN DA?«, hörten sie plötzlich eine laute Stimme.
    Ein Mann hatte gerade das Busdepot betreten. Drei Treubrüchi-ge, die noch nicht eingestiegen waren, drehten sich alarmiert um.
    »Ihr wollt einen Bus stehlen, das darf doch nicht wahr sein!«, rief der Mann. »Steigt sofort aus, oder ich rufe die Polizei, ihr Dreckskerle!«
    Die Treubrüchigen grinsten: Aus dem würden sie gleich Hackfleisch machen! Doch da mischte sich Oksa ein. Sie schob rasch das Fenster auf und feuerte ein Granuk ab. Sogleich entspannte der Mann sich, und ein seliges Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er ging zu Agafon und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
    »Ich wünsche dir einen guten Heimweg, mein Freund! Den phantastischen Whisky, an dem dir so viel liegt, werde ich sorgsam verwahren. Und ich verspreche dir eine Revanche beim Kartenspiel, wenn du das nächste Mal kommst. Mach dich schon mal auf was gefasst!«, rief er und brach in Gelächter aus.
    Gus warf Oksa einen fragenden Blick zu.
    »Ich wollte unbedingt mal mein neues Granuk ausprobieren«, sagte sie.
    Strahlend wandte sie sich an Abakum.
    »Dein Hypnagos funktioniert sagenhaft gut! Irre!«
    Der Feenmann lächelte verschwörerisch.
    »Die Bahn ist frei, es geht los!«, verkündete Pavel und startete den Motor.
    Seine ersten Manöver waren ein wenig tollkühn, doch bald hatte er das große Fahrzeug im Griff. Der Bus bog in die verstopften Straßen Glasgows ein.

Eine chaotische Flucht
    O
ksa saß tief in ihren Sitz gekuschelt und ließ sich vom gleichmäßigen Rattern des Zuges einlullen, der in Richtung Saihan Toroi unterwegs war. Körperlich hatte sie sich in den letzten zwei Tagen zwar kaum betätigt, trotzdem fühlte sie sich erschöpft. Sie betrachtete die monotone, aber großartige Landschaft draußen. Die mit einer feinen Schneeschicht bedeckten Hügel und Ebenen der Wüste Gobi gingen ineinander über, ohne dass irgendetwas den Anschein von Harmonie störte. Alles wirkte so friedlich, es war kaum zu glauben, dass das Da-Draußen gerade unwiderruflich im Chaos versank. Es schien fast, als wäre dieser Teil der Welt verschont geblieben. In den wenigen Städten, in denen der Zug noch hielt, ging das Leben seinen gewohnten Gang: Es war hart wie eh und je, doch die Bewohner hatten sich ihre Gastfreundlichkeit und ihr strahlendes Lächeln bewahrt.
    Bis hierhin war die Reise allerdings bei Weitem nicht so ruhig verlaufen. Trotz Pavels Begabung fürs Steuern eines Busses war es ein echtes Abenteuer gewesen, sich zum Flughafen von Glasgow durchzuschlagen. Nie zuvor hatte es in den Vororten und auf den Ausfallstraßen so viel Verkehr gegeben. Aus Furcht vor weiteren Überschwemmungen flohen alle Menschen, die dazu in der Lage waren, aus den Küstenregionen, um sich im Landesinneren in Sicher­heit zu bringen. Und so hätten die Rette-sich-wer-kann und die Treubrüchigen, die im Stau feststeckten, fast den Flieger nach Ürümqi verpasst. Dragomira hatte unauffällig Magie einsetzen müssen, um ein mitten auf der Fahrbahn liegen gebliebenes Auto aus dem Weg zu räumen. Als der Bus schließlich kurz vor dem geplanten Abflug am Flughafen ankam, waren die Nerven der Insassen zum Zerreißen gespannt. Beim Kauf der Tickets musste Abakum tatkräftig nachhelfen: Ein kleiner Schuss aus dem Granuk-Spuck, und der Mann hinter dem Schalter druckte eifrig einen großen Stapel Flugscheine aus. Doch sie hatten es noch nicht geschafft, denn in der Abflughalle wimmelte es von hysterischen Menschen, die um jeden Preis wegwollten, einfach irgendwohin, nur um der drohenden Gefahr zu entfliehen. Also mussten sich die Rette-sich-wer-kann unter Einsatz ihrer Ellbogen und manchmal sogar ihrer Fäuste durch dieses Gewühl kämpfen. Ein Mann stürzte sich auf Marie, um ihr den Rollstuhl zu entreißen, weil er hoffte, als Behinderter eher an ein Flugticket zu kommen. Pavel und Naftali setzten ihn umgehend außer Gefecht und feuerten dann noch ein Dormodens auf ihn ab. Auch Remineszens, die immer noch unter den Folgen der Blutspende litt, war leichte Beute für die Menschen, die sich offenbar in Wölfe verwandelt hatten. Ihr wurde die Tasche gestohlen,

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