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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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stolperte Oksa über etwas und fiel der Länge nach hin. Kein Wunder, dachte sie verärgert, so dunkel, wie es hier ist …! Die schwarze Erde, auf der sie lag, fühlte sich so fein und seidig an wie Asche. Oksa stützte sich auf die Unterarme, um sich wieder aufzurichten, und fand sich auf einmal Auge in Auge mit einer hässlichen Pflanze wieder, einer Art haariger Kugel mit mehreren wurzelartigen Antennen. Das Ding sah aus wie eine Qualle aus dem Pflanzenreich. Oksa rappelte sich hoch, um schnellstens das Weite zu suchen. Allerdings hatte sie die Rechnung ohne die Monsterpflanze gemacht. Sie fuhr einfach eine ihrer Wurzeln aus, schlang sie um Oksas Fußgelenk, und schon lag das Mädchen erneut auf der Nase. Sofort kam der Hase herbei und hockte sich misstrauisch neben ihr hin.
    »Bleibt stehen!«, rief eine seltsame Stimme, die aus der Pflanze kam. »Ich beschwöre Euch, Euch zu beruhigen, denn ich will Euch nichts Böses!«
    Trotz ihres immer noch gefesselten Fußgelenks raffte Oksa sich vom Boden auf und nahm ihre Ninja-Angriffspose ein. Die Ansprache der Quallenpflanze erschreckte sie mehr, als dass sie sie beruhigte. Um sich loszureißen, hob sie vom Boden ab und vollführte eines ihrer Lieblingsmanöver, bei dem sie wie ein menschlicher Kreisel herumwirbelte. Doch die Pflanze ließ sich nicht so leicht überrumpeln: Mit ungeahnter Kraft hielt sie den Knöchel des Mädchens fest, wobei die Wurzel immer länger wurde, als würde sich im Inneren der Pflanze eine Spule abrollen. Schließlich plumpste Oksa zu Boden, verschnürt wie ein Paket, und der Hase schien kurz davor, die Fessel mit seinen scharfen Zähnen durchzunagen.
    »Lass mich gefälligst los!«, schrie Oksa, mehr wütend als verängstigt, und bäumte sich mit aller Kraft auf.
    Zu ihrem Erstaunen gehorchte die Pflanze sofort. Sie zog ihre Wurzel ein, und Oksa rollte über den Ascheboden, bis sie wieder frei war. Ärgerlich sprang sie auf und klopfte sich die Kleider ab. Kleine Staubwolken lösten sich daraus.
    »Untersteh dich, das noch mal zu machen«, warnte sie die Quallenpflanze.
    »Ich bitte untertänigst, meine Entschuldigung entgegenzunehmen«, erwiderte die Pflanze mit ihrer seltsamen Stimme. »Ich habe wohl meine Begeisterung etwas zu überschwänglich zum Ausdruck gebracht. Eigentlich wollte ich nur die Junge Huldvolle begrüßen«, sagte sie und ließ sich vor Oksas Füße kullern.
    »Woher weißt du denn, wer ich bin?«, fragte Oksa verblüfft.
    »Das weiß jeder hier«, gab die Pflanze zur Antwort. »Aber jetzt beeilt Euch, um zu dem jungen Mann und der alten Dame zu gelangen. Eure Ankunft bedeutet das Ende der Verzweiflung, nicht nur für sie, sondern auch für uns. Verliert keine Zeit! Der Wald ist ungeduldig und die Natur unberechenbar. Wenn Ihr Euch zu lange hier aufhaltet, verschwindet der Weg, und dann seid Ihr verloren, samt Euren Beschützern. Und nichts und niemand kann Euch dann mehr wiederfinden. Außer den Schauerlichen! Also beeilt Euch!«
    Das ließ sich Oksa nicht zweimal sagen. Nur ihrem Herzen folgend, das sie geradewegs zu Gus führen würde, lief sie los und rannte, bis sie völlig außer Atem war.

Eure Schritte führen euch an den Ort, den sich euer Wille zum Ziel gesetzt hat
    J
e schneller Oksa lief, umso dichter und abweisender wurde die Vegetation – als hätte der Wald es sich plötzlich anders überlegt und den Besuchern seine Gunst entzogen. Der Pfad verschmolz schließlich so mit der Natur um ihn herum, dass Oksa ihn kaum noch sehen konnte. Mit jedem Schritt, den sie machte, wurde das Vorwärtskommen schwieriger und ihre Beklemmung größer. Sie schalt sich innerlich dafür, dass sie sich nicht besser unter Kontrolle hatte. Die Panik, die sie spürte, würde ihr nur Kraft rauben und sie wertvolle Zeit kosten. Jetzt bloß nicht schlappmachen, Oksa-san!, versuchte sie sich Mut zu machen. Gus zählt auf dich! Alle zählen auf dich! Mit der Kraft der Verzweiflung sandte sie einige Knock-Bongs willkürlich mitten ins Dickicht und versuchte es dann mit dem Magnetus, der zumindest ein paar Zweige platt drückte. Doch insgesamt zeigte die Strategie, die sich bei Menschen als so wirkungsvoll erwies, in diesem Gestrüpp kaum eine Wirkung. Oksa probierte es mit Lichterlohs, ebenfalls ohne nennenswerten Erfolg: Die Pflanzen waren viel zu saftig und grün, um in Flammen aufzugehen. Schließlich wagte sie einen letzten Versuch. Sie stellte sich vor einen der Riesenbäume, konzentrierte sich darauf, ihren Herzschlag unter

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