Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
Vom Netzwerk:
der Eingemäldung fühlte sie sich oft furchtbar einsam.
    Zoés Gedanken wanderten zu ihrer Großmutter. Sie hatte sie für tot gehalten, und nun bestand die Chance, dass sie sie lebend wiedersehen würde. Eine Chance, die allerdings durch die Worte des Plemplems infrage gestellt worden war. Dann sah sie das Bild ihres Großvaters Leomido vor sich. Sie kannte ihn noch nicht lange, hatte ihn aber schon ins Herz geschlossen. Auf einmal kamen ihr auch die anderen in den Sinn: der unglücklich wirkende, aber so liebenswerte Pavel, der Feenmann Abakum, der alles wusste und alles verstand, Gus, ihr Freund. Dem ihr Herz gehörte. Ganz und gar. Absolut. Dabei war Gus in Oksa verliebt, obwohl er es selbst nicht wusste, dessen war sie sicher. Aber es war ja auch unmöglich, Oksa nicht zu lieben. Wieder traten die Worte des Plemplems in den Vordergrund ihres Bewusstseins: »Ein eingemäldeter Rette-sich-wer-kann wird den Verlust seines Lebens erleiden.« Wen würde sie selbst auswählen, wenn sie es zu entscheiden hätte? Sofort war ihr Hirn wie leer gefegt, über diese grausame Frage konnte sie nicht nachdenken. Sie kauerte sich in ihrem Sessel zusammen und zwang sich, wieder ruhig zu atmen.

Die Hebrideninsel
    W
ir können ihnen jedenfalls nicht helfen!«, sagte Naftali plötzlich aufgebracht und ließ Brunes Hand los. »Wir sind vollkommen machtlos!«
    Dragomira fuhr zusammen.
    »Deshalb müssen wir versuchen, hier das Schlimmste zu verhindern!«, fuhr der große Schwede fort. Seine grünen Augen funkelten vor Wut.
    »Aber es ist doch schon zu spät, mein Freund«, entgegnete Dragomira in resigniertem Ton.
    Naftali baute sich vor ihr auf: »Ist das die Dragomira, die ich einmal kannte?«, donnerte er. »Wo ist denn die kämpferische, selbstbewusste Dragomira geblieben, die uns nach Edefia zurückführen will? Du gibst doch sonst nicht so schnell auf. Du doch nicht!«
    Seufzend betrachtete Dragomira die Filigrinnen, die ihre mühsame Näherinnen-Arbeit auf ihrem Arm fortsetzten.
    Sie straffte den Rücken und fragte: »Was können wir denn tun?«
    »Zunächst einmal sollten wir uns vergewissern, dass Marie gut behandelt wird«, sagte Naftali. »Ist denn das Wackelkrakeel schon von seiner Erkundungsreise auf die Hebriden zurückgekehrt?«
    »Noch nicht.«
    »Aber es wird bald wieder da sein, und ich weiß jetzt schon, was es uns mitteilen wird: Die Treubrüchigen können es sich nicht erlauben, Marie schlecht zu behandeln. Ich bin sicher, dass sie bald Kontakt zu uns aufnehmen werden, das müssen sie. Sie werden Marie als Druckmittel verwenden, um bestimmte Dinge von uns zu fordern.«
    »Das Gemälde …«, murmelte Dragomira.
    »Genau!«, bestätigte Naftali. »Denn sie brauchen Oksa! Nur sie kann das Tor nach Edefia öffnen, und das ist das Einzige, was in ihren Augen zählt: Oksa ist der Schlüssel. Die beiden Einbrüche beweisen das eindeutig. Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen: Im Augenblick würde das Gemälde ihnen dazu dienen, Oksa in die Finger zu bekommen. Dank dir, liebe Dragomira, ist das Bild in Sicherheit. Und das muss es um jeden Preis bleiben. Entschuldige die Frage, aber ist es wirklich absolut unauffindbar?«
    »Vollkommen! Wenn ihr es genau wissen wollt: Ich habe selbst nicht die geringste Ahnung, wo es sich befindet.«
    Die anderen warfen sich überraschte Blicke zu. Hatte Dragomira den Verstand verloren? Naftali legte erst verständnislos die Stirn in Falten, ehe er begriff, was seine alte Freundin meinte. Dann breitete sich ein strahlendes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
    »Du hast einen geheimen Verbündeten!«, rief er erleichtert. »Wenn du wüsstest, wie froh ich bin, dass du doch im Vollbesitz deiner geistigen Fähigkeiten bist, Dragomira Pollock!«
    »Das war wirklich sehr schlau«, meinte auch Brune. »Dein Unwissen ist der beste Schutz für uns alle, eine geniale Idee!«
    Dragomira lächelte geschmeichelt.
    »Und nun zu meiner Theorie«, fuhr Naftali fort. »Die Treubrüchigen müssen, wie wir alle, auf Oksas Entgemäldung warten. Das heißt, dass die Junge Huldvolle bis auf Weiteres in Sicherheit ist. Aber wenn sie wieder zurück ist, werden sie Marie als Druckmittel benutzen: Sie werden Oksa zwingen wollen, sie zum Tor zu führen. Und es für sie zu öffnen.«
    »Du vergisst, dass Oksa allein das Tor nicht öffnen kann!«, warf Dragomira ein. »Uns fehlt dafür jetzt das Medaillon und den Treubrüchigen der Hüter des Absoluten Wegweisers.«
    »Das stimmt! Aber solange sie Marie in ihrer

Weitere Kostenlose Bücher