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Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Oksa Pollock. Die Entschwundenen

Titel: Oksa Pollock. Die Entschwundenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Plichota
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Gewalt haben, sind sie klar im Vorteil. Glaubt ihr wirklich, wir könnten uns ihren Forderungen widersetzen? Ich fürchte, nein, und das weißt du so gut wie ich. Letzten Endes werden wir nachgeben oder zumindest Zugeständnisse machen müssen.«
    »Es sei denn, es gelingt uns, Marie zu befreien«, sagte Zoé leise.
    Naftali nickte. »Es sei denn, es gelingt uns, Marie zu befreien.«
    »Aber im Augenblick ist das unmöglich!«, rief Jeanne. »Uns fehlt die nötige Stärke.«
    Naftali pflichtete ihr bei. »Wir werden uns bis zur Entgemäldung der anderen gedulden müssen, um unsere Chancen zu erhöhen. Gemeinsam sind wir stärker. In der Zwischenzeit müssen wir sehr vorsichtig sein, weil nicht gesagt ist, dass die Treubrüchigen sich so lange ruhig verhalten. Wir sollten uns lieber darauf einstellen, dass sie alles tun werden, um das Bild vor der Entgemäldung doch noch in die Finger zu bekommen.«
    »Sie haben nicht den Hauch einer Chance!«, sagte Dragomira triumphierend.
    Naftali warf ihr einen missbilligenden Blick zu.
    »Nimm dich in Acht, Dragomira! Denk daran: Unsere Feinde zu unterschätzen kann ein fataler Fehler sein. Zumal sie uns schon bewiesen haben, dass wir auf das Schlimmste gefasst sein müssen«, sagte er mit finsterer Miene.
    Verlegen senkte Dragomira den Blick.
    »He! Schaut mal, wer da kommt!«, rief Zoé plötzlich.
    Sie ging auf das Fenster zu und öffnete es, um das Wackelkrakeel hereinzulassen, das atemlos an die Scheibe klopfte. Die kleine Spürnase ließ sich auf einer wackligen Konsole nieder und stieß einen erschöpften Seufzer aus. Zoé gab ihm ein fingerhutgroßes Wasserglas. Mit halb geschlossenen Augen leerte es das Glas mit einem Zug und schnappte nach Luft, während das Mädchen ihm über den winzigen, vor Erschöpfung gekrümmten Rücken strich.
    »Hm! Diese Massage ist eine Wohltat!«, brummte es, indem es sich hin und her wiegte.
    »Hast du Marie gesehen, liebes Krakeel?«, fragte Dragomira ungeduldig.
    »Das Wackelkrakeel der Alten Huldvollen meldet sich zum Rapport!«, rief das kleine Geschöpf. »Sechshunderteinundvierzig Kilometer trennen dieses Haus vom jetzigen Aufenthaltsort der Mutter der Jungen Huldvollen auf der Hebrideninsel, der ich zuvor schon einen Besuch abgestattet hatte. Ich habe fünfzehn Kilometer zwischen der Küste und der Insel der Treubrüchigen an Bord eines Fischerboots zurückgelegt, das sich mit einer Geschwindigkeit von vierzehn Knoten fortbewegte, zwei Kilometer auf dem Rücken eines überaus liebenswürdigen Seehunds und den letzten Kilometer schwimmend im Wasser bei einer Temperatur von fünfzehn Grad Celsius. Auf der Insel bin ich siebenhundertdreiundvierzig Meter gerannt, ehe ich bei dem Gebäude angelangt war, in dem Marie Pollock untergebracht ist. Es hat eine imposante Größe: zweiundzwanzig mal achtzehn Meter. Es verfügt über ein Erdgeschoss, einen ersten Stock sowie über zwei in den Fels gegrabene Kellergeschosse, in denen ich mindestens vier Versuchslabore erblickt habe.«
    »Zwei Kellergeschosse?«, fragte Brune erstaunt.
    »Ja, ein Keller von der Größe des Erdgeschosses und ein weiterer darunter. Die Größe des zweiten lässt sich nicht so gut schätzen, aber meinen Berechnungen zufolge muss er etwa doppelt so groß sein wie der erste.«
    »Das ist ja riesig!«, bemerkte Naftali.
    »Die dortige Personendichte ist hoch«, informierte ihn das Krakeel. »Dank meiner Beobachtungen habe ich achtundzwanzig Personen an diesem Ort gezählt, hinzu kommt die Mutter der Jungen Huldvollen.«
    Dragomira runzelte die Stirn.
    »Achtundzwanzig?«, fragte sie und warf ihren Freunden einen beunruhigten Blick zu. »Also muss es Orthon und Mercedica gelungen sein, ein wahres Kommando auf die Beine zu stellen. Weißt du, liebes Krakeel, ob es alles Rette-sich-wer-kann sind?«
    »Ja, Rette-sich-wer-kann und ihre Nachkommen!«, bestätigte es. »Ich habe Mercedica de la Fuente und ihre Tochter Catarina entdeckt sowie Gregor und Mortimer McGraw.«
    »Mortimer!«, rief Zoé erschüttert.
    »Ja, und dazu Lukas’ beide Söhne und seine drei Enkel.«
    »Halt!«, unterbrach ihn Naftali und hob die Hand. »Sprichst du von Lukas, dem großen Mineralogen aus Edefia?«
    »Genau!«
    »Kennt ihr ihn?«, fragte Zoé.
    »Allerdings«, sagte Naftali seufzend. »In Edefia war Lukas ein großer Mineralienforscher. Wenn ich mich nicht täusche, haben sich seine Arbeiten vor allem mit dem energetischen Potenzial des Gesteins aus dem Grellen Land befasst, nicht wahr,

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