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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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Wasserfall siehst, dann wirst du ganz bestimmt nicht auf die Idee kommen, eine solche Dummheit zu begehen!«, antwortete sie, immer noch lachend.

Das Konzert des Jahrhunderts
    A uch die Stadt Niagara Falls hatte, wie fast die ganze Welt, unter den Naturkatastrophen gelitten. Vor allem die Stromversorgung war nach wie vor problematisch. Und so fanden die Rette-sich-wer-kann auf der anderen Seite des Atlantiks eine Stadt im Halbdunkel vor. Vorsichtshalber hielten sie sich auf einer Höhe, wo kaum Gefahr bestand, Flugzeugen zu begegnen, und flogen direkt zu den berühmten Wasserfällen. Sobald ihnen das Wackelkrakeel das vereinbarte Zeichen gab, tauchten sie vertikal nach unten in die Wolken hinein. Kaum hatten sie die letzte Schicht durchstoßen, bot sich ihnen ein unglaublicher Anblick.
    Ein Dutzend Hubschrauber kreisten in der Luft, ihre Scheinwerfer zerschnitten die Dunkelheit wie gewaltige Laserstrahlen. Weiter unten war eine riesige Bühne zu sehen: Sie war auf der Aussichtsplattform der kanadischen Seite der Niagarafälle errichtet, direkt vor dem gewaltigen hufeisenförmigen Steilabbruch, über den die Wassermassen mit ohrenbetäubendem Tosen in die Tiefe stürzten. Am Ufer war eine riesige Fläche für die Konzertbesucher abgesperrt worden. Und diese trafen bereits in langen Bus- und Autokolonnen ein.
    An den strategisch günstigsten Stellen standen überdimensionale Leinwände, über die permanent Bilder von Tugdual flackerten. Oksa musste sich zusammenreißen, um sie nicht mit den Augen zu verschlingen.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte sie, um sich von dem Anblick loszureißen.
    In dem Getöse aus Hubschraubern, aus Lautsprechern tönenden Songs von
New Hope
und dem Brummen der aus Niagara Falls anrückenden Massen konnte man sich kaum verständigen. Pavel bedeutete seinen Gefährten, hier zu warten, und verschwand auf Erkundungsflug. Nachdem er den Schauplatz ein Mal umrundet hatte, kam er mit einem Plan zurück, der Orthons Vorhaben hoffentlich durchkreuzen würde. Oksa ertappte sich dabei, dass sie bei diesem gefährlichen Abenteuer zu gerne Gus an ihrer Seite gehabt hätte.

    Die Zugänge zum Konzertareal waren streng bewacht. Denn außer den sechstausend Glücklichen, die übers Internet eine Karte ergattert hatten, strömten Tausende weiterer Fans herbei, um ihr Glück vor Ort zu versuchen. Die wie eine paramilitärische Truppe anmutenden Ordner wiesen gnadenlos alle ab, die keine Karten vorweisen konnten, was immer wieder zu einem kleinen Handgemenge führte. Als sich die Rette-sich-wer-kann in die langen Schlangen einreihten, griffen gerade vier junge Mädchen eine Gruppe weiblicher Fans aus New York an, die von ihrer anstrengenden Anreise noch ganz geschafft waren. Die Waffen in ihren Händen ließen keinen Zweifel an ihren Absichten aufkommen: Sie wollten den New Yorkerinnen ihre kostbaren Eintrittskarten abnehmen.
    »Das können wir doch nicht einfach zulassen!«, stellte Oksa empört fest.
    »Oksa, du bleibst gefälligst hier und tust so, als würdest du nichts sehen!«, schärfte ihr Pavel ein und hielt sie dabei am Arm fest. »Wir haben nichts damit zu tun.«
    »Aber, Papa …«
    »Oksa, sei still!«, knurrte Pavel. »Wenn es einen Ort gibt, an dem wir nicht auffallen sollten, dann hier!«
    Damit schob er sich die Mütze tiefer ins Gesicht. Oksa gehorchte widerwillig. Aber da ihr Vater nun mal nicht ganz unrecht hatte, zog auch sie sich seufzend ihren dicken Schal bis zur Nase hoch. Einen Augenblick später stieß Zoé sie mit dem Ellbogen an.
    »Schau!«
    Ein paar Ordner stürzten sich mit Schlagstöcken und Elektroschockpistolen auf die Angreiferinnen, überwältigten sie und schafften sie zu einem Fahrzeug, das wie ein gepanzerter Lieferwagen aussah.
    »Geht’s dir jetzt besser, Töchterchen?«, murmelte Pavel und drückte Oksas Arm. »Die Gerechtigkeit hat ja nun gesiegt, oder?«
    »Ja«, murmelte Oksa. »Aber ich will lieber nicht wissen, was jetzt in diesem Panzerwagen passiert.«
    Ein Mann fiel ihnen auf, nicht seiner imposanten Statur wegen, sondern weil sie bei seinem Anblick ein unangenehmes Déjà-vu-Gefühl beschlich.
    »Markus Olsen«, murmelte Abakum. Er hatte die Fernsehbilder des berüchtigten entflohenen Sträflings noch gut in Erinnerung.
    »Das beweist also endgültig Orthons Verbindung zu den Gefängnisausbrüchen«, stellte Pavel düster fest.
    Auch die Blicke der übrigen Rette-sich-wer-kann verrieten ihre Sorge.
    »Das Ganze stinkt zum Himmel«, stieß Oksa

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