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Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Entzweiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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zeigte er auf die Zuhörer um sie herum: In ihren Augen lag eine Art seliger Entrückung, während sie dem eingängigen Song lauschten:
    Come with me
    Don’t be scared
    Come with me and discover the deepness of life
    Come with me
    Don’t be scared
    Life is better where I lead you
    Während sich die Zeilen in das Bewusstsein der Zuhörer einbrannten, tauchten die Hubschrauber wieder auf und verteilten sich summend wie träge Hummeln um das Konzertgelände.
    »Oh nein!«, schrie Oksa. »Seht mal! Die Ordner setzen ihre Gasmasken auf!«
    »Schnell, nehmt einen Spongax-Befähiger!«, drängte Zoé. »Damit sind wir geschützt.«
    Die drei jungen Leute schluckten eilig jeder eine große Kapsel, die Abakum aus den schwammartigen Spongax-Pflanzen hergestellt hatte.
    Come with me
    Don’t be scared
    Männer in Schwarz erschienen an den Schiebetüren der Hubschrauber, maskiert und mit einem Seil an der Pilotenkanzel gesichert. Sie schwenkten Gegenstände, die man vom Boden aus für Waffen hätte halten können. Ein bläulich funkelnder Rauch drang daraus hervor. Die Zuhörer blickten nach oben und schrien vor Begeisterung. Ein Feuerwerk aus den Hubschraubern! Super!
    Come with me
    Don’t be scared
    »Nein!«, schrie Oksa.
    Die dunklen Vorahnungen der Rette-sich-wer-kann drohten zu grausamer Realität zu werden.
    Während eines abschließenden Schlagzeugsolos stieg Tugdual mit weit geöffneten Armen in die Luft auf. Wer außer Oksa und ihren Begleitern hätte wohl vermutet, dass er dazu in der Lage war? Ohne jeden Trick? Der junge Mann schloss die Augen und schien für einen Moment reglos in der Luft zu schweben. Ein sensationeller Effekt …
    Life is better where I lead you …
    Dann schwang er sich anmutig noch weiter in die Höhe und tauchte mit einem Kopfsprung in die Wassermassen ein, die in die finstere Tiefe rauschten.

    Die Tausende von
New-Hope
-Fans auf dem Konzertgelände schrien nicht auf.
    Sie weinten nicht.
    Sie bekamen keinen Nervenzusammenbruch.
    Sie folgten Tugduals Aufforderung: Sie rannten auf die Absperrung am Rand der Wasserfälle zu, kletterten darüber hinweg und stürzten sich in die schäumenden Fluten.

Tod in den Fluten
    M
eine Damen und Herren, hier spricht Chuck Johnson von CNN , live von den Niagarafällen. In diesen Augenblicken werden wir Zeugen einer schrecklichen Tragödie. Hunderte von Jugendlichen, die zum Konzert der Band
New Hope
gekommen waren, haben den dramatischen Freitod des Leadsängers live miterlebt. Sie klettern über die Absperrung und stürzen sich ihm hinterher in die Fluten … Oh mein Gott, was für ein grauenhafter kollektiver Selbstmord … He, was fällt Ihnen ein? Lassen Sie meine Kamera los, das dürfen Sie nicht … Nein, das Telefon gehört mir …«

    Baaamm … Krach … Biiiiiep …

    »Hier spricht Junichiro Nishimura vom
NHK , live von den Niagarafällen. Hier spielt sich gerade das reinste Horrorszenario ab … Der charismatische Bandleader von
New Hope
hat sich soeben vor den Augen Tausender Fans das Leben genommen, sie alle waren extra zu diesem außergewöhnlichen Konzert angereist … Welch eine entsetzliche Tragödie, alle werfen sich ins Wasser … Und die Ordner sehen zu und rühren keinen Finger … So helft ihnen doch! So helft … Halt! Finger weg von unseren Kameras, wir wollen hier filmen!«

    Biiiiiep …

    Tatsächlich stürzten die Fans wie eine außer Rand und Band geratene Meute zu den brausenden Wasserfällen, und nichts und niemand hätte sie aufhalten können. Einige von ihnen rempelten dabei Zoé so heftig an, dass sie das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte. Sofort griffen Oksa und Mortimer mit ein paar Knock-Bongs ein, um zu verhindern, dass ihre Freundin niedergetrampelt wurde. Die Fans hatten nämlich nichts anderes mehr im Sinn, als Tugduals Befehl zu befolgen. Ihr Verstand und ihr Überlebensinstinkt waren vollständig ausgeschaltet.
    »Sie werden alle sterben!«, schrie Zoé.
    »Los«, rief Oksa. »Wir müssen was unternehmen!«
    Die drei stiegen über dem Konzertgelände in die Luft und vertikalierten zur Absperrung. Abakum war bereits da und versuchte das Unmögliche.
    Weder mit Knock-Bongs noch mit anderen Mitteln gelang es ihm, die jungen Menschen aufzuhalten. Oksa musste an die Heuschrecken denken, von denen Gus ihr vor langer Zeit erzählt hatte. Mikroskopisch kleine Würmer nisteten sich in deren Gehirne ein, und wenn für sie die Zeit gekommen war, sich fortzupflanzen, dann dirigierten sie ihre Wirte ins Wasser. Dort

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