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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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daraufhin in alle Himmelsrichtungen, um die Neuigkeit zu verbreiten. Bald gab es in Edefia kein Lebewesen mehr, das nicht wusste, dass unsere Neue Huldvolle eingetroffen war. Und dann haben wir gewartet. Mehrere Wochen lang passierte gar nichts. Viele von uns versanken wieder in ihrem gewohnten Fatalismus. Wir anderen aber klammerten uns weiterhin an die Hoffnung. Leider drang nicht eine einzige Nachricht zu uns durch. Lucy war nach der Verhaftung ihres Vaters in der Gläsernen Säule nicht mehr erwünscht. Aber dann schickte uns das Schicksal glücklicherweise diesen jungen Mann …«
    Er deutete auf Tugdual. Der Junge senkte den Kopf, eine Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht und verdeckte es teilweise. Doch dann richtete er plötzlich seine eisblauen Augen auf Oksa und ihr Herz machte einen Luftsprung.
    »Wo hast du die ganze Zeit über gesteckt?«, fragte sie leise.
    Tugdual senkte den Kopf und schwieg.
    »Unsere Getreuen unter den Handkräftigen haben ihn halb tot in einer Schlucht in den Bergen von Steilfels gefunden«, erklärte Edgar. »Er war schwer verwundet von den Bissen der Hellhörigen, die ihn verfolgt hatten. Unsere Getreuen brachten ihn in eine Höhlenwohnung, die ihnen als geheimer Stützpunkt dient. Sie pflegten ihn gesund und brachten ihn dann zu uns. Tugdual hat uns berichtet, was in der Goldenen-Mitte und vor allem in der Gläsernen Säule vor sich ging. Mithilfe dieser Informationen – wir wussten nun, dass die Rette-sich-wer-kann im zweitobersten Stockwerk gefangen gehalten wurden – konnten wir eine Befreiungsaktion vorbereiten. Wir waren praktisch startbereit, als eines Tages für einen Moment die Sonne durch die dicke Wolkenschicht drang, mit der wir seit so langer Zeit leben. Die Strahlen waren so schön, so kraftvoll! Das war das Zeichen, auf das wir gewartet hatten. Und kurz darauf barsten die Wolken förmlich, und es fing an zu regnen. Könnt Ihr Euch vorstellen, Junge Huldvolle, was dieser Regen für uns bedeutete?«
    Oksa, die mit großen Augen zuhörte, schüttelte bloß den Kopf.
    »Das war nicht weniger als ein Wunder«, fuhr Edgar fort. »Ein Segen für unsere arme, dahinsiechende Welt. Und wisst Ihr, was mich am meisten erschütterte? Die Reaktion meines Urenkels. Mit seinen fünf Jahren hatte er noch nie Regen gesehen. An diesem Tag, als alle vor Freude juchzten, bekam er Angst vor den Wassertropfen, die vom Himmel fielen, und fing an zu weinen. Da wurde mir klar, dass es allerhöchste Zeit war.«
    Der alte Mann nickte mehrmals, so ergriffen war er von dieser Erinnerung.
    »Und was ist dann passiert?«, fragte Oksa.
    »Ocious war bereits sehr weit gegangen, um allen zu zeigen, dass er hier der unumschränkte Herrscher ist, und wir dachten eigentlich, die Grenze des Erträglichen wäre erreicht. Doch er hat uns bewiesen, dass es noch schlimmer kommen kann …«
    Edgar verstummte, und eine Frau wandte leichenblass das Gesicht ab.
    »Was hat er getan?«, fragte Oksa nach einigen Sekunden des Schweigens.
    »Etwas Unverzeihliches. Er hat sich an seinem Volk vergriffen. Euer Verschwinden aus der Kammer des Umhangs hat in ihm einen maßlosen Zorn entfacht. Er war in seinem Stolz verletzt, und solche Wunden sind bei einem Mann wie ihm die allerschlimmsten. Er hat Suchtrupps in alle Städte entsandt, um Euch aufzuspüren, und dabei auch mit den letzten Prinzipien gebrochen, die trotz unseres Niedergangs bisher noch gegolten hatten. Selbst bei der Großen Konfiszierung der Granuk-Spucks hat er nicht eine solche Brutalität walten lassen …«
    »Ocious hat eure Granuk-Spucks konfisziert?«, unterbrach ihn Oksa empört.
    »Ja, schon vor etwa zehn Jahren. Nur seine Getreuen und seine persönliche Leibgarde durften sie behalten. Das war ein harter Schlag für uns alle. Als ob uns ein Teil von uns selbst genommen worden wäre.«
    »Aber er konnte doch gar nichts damit anfangen«, regte sich Oksa auf. »Die Granuk-Spucks können doch nur von demjenigen benutzt werden, für den sie gemacht wurden.«
    »Oh, er wollte gar nichts damit anfangen. Es ging ihm schlicht und einfach darum, uns noch mehr zu schwächen und zu demütigen. Doch zumindest trachtete er uns damals nicht nach dem Leben.«
    »Aber Ocious ist noch nicht mal der Schlimmste!«, rief Lucy dazwischen und brach in Schluchzen aus. Ein paar der Anwesenden stöhnten leise, während Abakum ihr mitfühlend die Schulter drückte.
    »Sein Sohn ist der Allerschlimmste! Ich hasse ihn!«, stieß Lucy unter Tränen hervor.
    Oksa warf ihrem

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