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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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kakifarbene Tunika zu schlüpfen – auch wenn der Geruch ihrer eigenen Kleider sie an ihr Zuhause in London erinnerte. Denn sie durfte nicht an die Vergangenheit denken. Jedenfalls nicht, wenn ihr dies die Gegenwart schwer machte. Also atmete sie tief durch, straffte den Rücken und zog dann den Vorhang zurück.
    Bei ihrer Ankunft hatte Oksa sie zunächst nicht bemerkt, doch es waren auch Geschöpfe und Pflanzen in der unterirdischen Behausung unter dem Baum untergebracht. Viele von ihnen kannte sie bereits – Kapiernixe, Sensibyllen, Getorixe, Pizzikins, Merlikoketten und Goranovs, die allesamt den Rette-sich-wer-kann gehörten –, aber es gab auch noch andere, etwa die Schmutzfatze und ein seltsames murmeltierartiges Geschöpf mit einem neonblau schillernden Fell, das Oksa noch nicht kannte.
    »Achtung, Achtung!«, brüllte die Goranov hysterisch. »Die Junge Huldvolle ist da!«
    »Also, weißt du, das ist ein Grund zum Feiern, nicht zum Lamentieren, du Lattich!«, warf der Getorix ein und schüttelte seine wilde Mähne. »Die Junge Huldvolle ist doch da, um uns zu retten!«
    Die Goranov zitterte heftig, stieß einen erbarmungswürdigen Klagelaut aus, zuckte noch einmal und ließ dann sämtliche Blätter hängen. Die ganze Aufregung war zu viel für ihr sensibles Naturell.
    »Aber mir geht es gut hier, ich hab gar keine Lust, gerettet zu werden«, warf der Kapiernix mit seiner tranigen Stimme ein.
    Oksa konnte nicht anders: Sie brach in schallendes Gelächter aus.
    »Wie ich mich freue, euch alle wiederzusehen«, sagte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    Dann wurde sie wieder ernst und begrüßte alle, die im Schneidersitz auf großen Kissen saßen, vor sich ein Frühstückstablett. Ihr Vater und Abakum wirkten müde, aber entspannt. Zoé lächelte ihr zu, doch aus ihren Zügen sprach die übliche Traurigkeit. Oksa erwiderte das Lächeln aufrichtig.
    »Die Anwesenheit meiner Jungen Huldvollen an diesem waldigen Ort begegnet der mit Einstimmigkeit gepanzerten Ehre seitens der mit Leben ausgestatteten Wesen«, verkündete der Plemplem, der gerade Brot aufschnitt.
    Neben ihm war ein Schmutzfatz damit beschäftigt, mit kreisenden Bewegungen jeden Krümel aufzusaugen, der zu Boden fiel.
    »Kennt meine Junge Huldvolle den Willen, ein Brötchen zu verinnerlichen?«, fuhr der Plemplem fort. »Und äußert sie die Absicht, ihren Durst zu stillen?«
    »Sehr gerne!«, antwortete Oksa. »Ich muss zugeben, dass ich ein wenig hungrig bin …«
    Der Plemplem stürzte so übereifrig auf sie zu, dass ihm beinahe das Tablett hinuntergefallen wäre. Zoé reagierte jedoch blitzschnell, indem sie es mit einer winzigen Bewegung ihres Zeigefingers in der Luft wieder zurechtrückte.
    »Ich vergesse immer, dass ich das auch kann!«, raunte Oksa ihrer Freundin zu.
    Das getoastete Weißbrot war eine echte Offenbarung. Oksa verschlang fünf dünn mit einer Marmelade bestrichene Scheiben, deren Geschmack ebenso undefinierbar wie köstlich war. Doch als sie die Tasse mit der dampfenden Flüssigkeit, die der Plemplem ihr gebracht hatte, an die Lippen setzte, verzog sie unwillkürlich das Gesicht.
    »Uuh, das Gesicht meiner Jungen Huldvollen bringt die Demonstration eines tiefen Abscheus zum Ausdruck«, klagte der kleine Haus- und Hofmeister. »Ihre Dienerschaft begegnet dem mit Scheitern gespickten Kochen, uhuhuu …«
    Und damit sank er untröstlich zu Boden.
    »Ach, der Ärmste!«, rief Zoé aus. »Er hat wohl vergessen, dir zu sagen, dass er Gaumaxbohnen hineingegeben hat. Du musst dir deinen Wunschgeschmack für das Getränk vorstellen, und das Gaumax übernimmt den Rest.«
    Oksa schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Aber ja, natürlich! Sie konzentrierte sich, hob das Getränk an die Lippen und lächelte.
    »Das Vergessen dieser Empfehlung wird die Reue im Herzen ihrer Dienerschaft bis ans Ende ihrer Tage andauern lassen«, schluchzte der Plemplem, ohne aufzublicken.
    »He, alles in Ordnung, lieber Plemplem!«, rief Oksa aus und ging vor ihm in die Hocke. »Du bist der Beste!«
    Sie nahm ihn in die Arme und drückte ihm einen kräftigen Schmatzer auf die Wange. Der Plemplem wurde violett wie eine Aubergine.
    »Was für einen Geschmack hast du dir ausgesucht?«, fragte Lucy.
    »Schwarzer Tee mit Zitronenaroma und Kräutern«, antwortete Oksa. »Ein russisches Rezept ›à la Dragomira‹ …«
    Kaum hatte sie das gesagt, stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie beugte sich tief über ihre Teetasse und trank den

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