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Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition)

Titel: Oksa Pollock. Die Unbeugsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cendrine Wolf , Anne Plichota
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»Man macht sich nicht über andere lustig! Außerdem hat er sich besonders schön gemacht, schau mal.«
    Der Getorix musterte die tadellos gebügelte Latzhose des Plemplem und machte eine überraschende Verbeugung. Dann wandte er sich ab und fuhr fort, die Blätter der lockigen Pulsatilla abzustauben, die Oksa bei sich aufgenommen hatte. Die erstaunlich anhängliche Pflanze konnte sich in der Tat ihr Leben nicht mehr ohne die Junge Huldvolle vorstellen, seit diese zu ihrer Geburt und später zu ihrem ungeheuren Wachstum beigetragen hatte. Ein Stück davon entfernt saß Oksas Kapiernix in einem Sessel vor der großen Glasfront und zählte etwas an den Fingern ab.
    »H, U, M, O, R«, wiederholte er mit tumber Miene.
    Der Getorix verdrehte die Augen, während Oksa sich den Mund zuhalten musste, um nicht schallend zu lachen.
    »Das sind fünf Buchstaben«, schloss der Kapiernix sichtlich beglückt.
    »Du bist wirklich genial«, rutschte es Oksa heraus.
    »Bitte, ermutigt ihn nicht auch noch, meine Huldvolle!«, flehte der Getorix.
    »Der Haus- und Hofmeister meiner Huldvollen muss die Zuteilung einer mit Wichtigkeit gespickten Auskunft betreiben«, meldete sich der Plemplem wieder zu Wort.
    »Was gibt es denn?«, fragte Oksa schelmisch. »Hat Humor etwa nicht fünf Buchstaben?«
    Der Plemplem grinste von einem Ohr zum anderen.
    »Die Mitteilung eines geliebten und unmittelbar bevorstehenden Besuchs muss angekündigt werden.«
    Bei diesen Worten rannte Oksa zur Tür und riss sie auf. Draußen im Gang stand ihr Vater.
    »Papa!«, rief sie und fiel ihm stürmisch um den Hals.
    Ihre Überschwänglichkeit rührte Pavel sehr, und er drückte seine Tochter fest an sich. »Was ist denn der Grund für diesen unbändigen Gefühlsausbruch?«, fragte er lachend.
    »Was meinst du denn? Ich benehme mich doch nicht anders als sonst!«, rief Oksa mit gespielter Empörung. »Komm schnell rein. Mein Plemplem hat so leckere Kekse mit Nüssen gebacken, dass man sich daran halb tot essen kann.«
    Pavel folgte ihr in den großen Raum. Oksa ließ sich lächelnd in einem Sessel nieder.
    »Ich bin so froh, dich zu sehen!«
    Während sie das sagte, bog die Pulsatilla ihren längsten Stiel und streichelte den Arm des Mädchens, das sie so verehrte.
    Oksa musterte ihren Vater, der die traditionelle Tracht Edefias aus dunkelgrauem Wollstoff trug.
    »Du bist aber heute sehr elegant! Steht dir ausgezeichnet!«
    Pavel sah in der weiten Hose und der seitlich mit Lederbändern verknoteten Tunika aus wie ein Samurai. Seine blonden, mittlerweile von silbernen Strähnen durchzogenen Haare waren kurz geschnitten und unterstrichen seine graublauen, melancholischen Augen. Er beugte sich vor, um sich einen der von Oksa gepriesenen Kekse zu nehmen.
    »Ich habe gehört, dass ihr, Abakum und du, euch gegen mich verschworen habt«, sagte Oksa lächelnd.
    Bei diesen Worten erstarrte die Pulsatilla und richtete ihre einzige bonbonrosa Blüte auf Pavel. Obwohl sie weder ein Gesicht noch Augen hatte, mit denen sie ihn hätte böse anfunkeln können, war klar, dass ihre Bewegung äußerst feindselig gemeint war.
    »Das war ein Scherz, liebe Pulsatilla«, sagte Oksa und schob den Topf ein ganzes Stück weiter weg.
    Dann wandte sie sich wieder ihrem Vater zu:
    »Sie will mich dauernd beschützen.«
    »Das kann man wohl sagen!«, antwortete Pavel belustigt. »Du bist hier wirklich in guten Händen.«
    »Abgesehen davon, dass offenbar so einiges hinter meinem Rücken abläuft«, erwiderte Oksa. »Überall herrscht eine merkwürdige Aufregung, Gespräche werden unterbrochen, sobald ich auftauche, ständig lächeln mich irgendwelche Menschen wissend an … Man könnte davon glatt Verfolgungswahn bekommen.«
    Ihr Vater grinste und sagte: »Dir ist ja nicht entgangen, dass ich heute noch schicker angezogen bin als sonst. Tja, und auch du wirst dich herausputzen müssen, denn heute ist ein großer Tag, meine liebe huldvolle Tochter!«
    Der Plemplem näherte sich dem sorgfältig über die Schneiderpuppe drapierten Umhang. Als er nach ihm griff, zog sich das Kleidungsstück zurück und rollte sich zu einer kompakten Kugel zusammen, die aussah, als wäre sie aus Stahl.
    »Mein Umhang ist mit einer Schutzvorrichtung versehen«, erklärte Oksa. »Wenn ein anderer als ich ihn berührt, panzert er sich.«
    »Ganz schön clever!«, meinte Pavel.
    Der Plemplem nahm die Stoffkugel vorsichtig in die Hände und hielt sie seiner jungen Herrin entgegen. Oksa schüttelte sie, der Umhang

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